„Ein Meistertitel bedeutet eine riesige Verantwortung“
Interview Larry Huras spricht bei seiner Vorstellung in Ingolstadt über die Mission Titelverteidigung, das neue Jugendkonzept des Vereins, das Eishockey in der DEL und seine Ziele mit den Panthern
Ingolstadt Der Kanadier Larry Huras wird neuer Trainer beim ERC Ingolstadt. Bei seiner Vorstellung stand der 58-Jährige Rede und Antwort.
Herr Huras, Sie übernehmen den deutschen Meister. Wie kann man eine Meistermannschaft weiter entwickeln?
Huras: Ein Meistertitel bedeutet eine riesige Verantwortung, das müssen alle verstehen. Gewinnen ist schwierig. Einen Titel zu wiederholen umso schwerer. Das ist etwas Neues, jeder will gegen den Meister bestehen, daher wird es in der neuen Saison kein leichtes Spiel für uns geben.
Eine ähnliche Situation haben Sie bereits einmal erlebt ...
Huras: Ja. Eine ähnliche Situation hatte ich in Zürich. Ich übernahm eine Mannschaft, die ebenfalls unerwartet Meister geworden war. Trotz einer anspruchsvollen Spielzeit haben wir den Titel erneut geholt. Aus diesen Erfahrungen habe ich damals viel gelernt.
Sie waren mit kurzen Unterbrechungen in Norwegen und Österreich die letzten 20 Jahre in der Schweiz tätig. Warum wechseln Sie nun nach Deutschland?
Huras: Nach 20 Jahren wurde es mal wieder Zeit für eine neue Herausforderung. In Freundschaftsspielen und bei der European Trophy habe ich gegen deutsche Mannschaften gespielt und sie als sehr konkurrenzfähig empfunden. Ich stand mehrfach kurz davor, in die DEL zu wechseln. Aus verschiedenen Gründen hat es nie geklappt.
Sie waren schon oft Meister. Ist das auch in Deutschland Ihr Ziel?
Huras: Es gibt in der DEL viele Kandidaten für die Meisterschaft. Als Titelverteidiger stehen wir vor einer großen Herausforderung. Bevor wir vom Titel reden, gibt es allerdings viel zu tun. Zunächst sind die ersten sechs Plätze das Ziel. In den Play-offs muss man dann seine Top-Form erreichen.
Warum gerade Ingolstadt? Auch München, Berlin und Mannheim standen oder stehen ohne Trainer da.
Huras: Das hat viel mit Jiri Ehrenberger zu tun. Es war ein Schlüsselpunkt für mich, dass er zu mir nach Kanada gekommen ist. Wir waren ein paar Tage zusammen und haben viel diskutiert. Wir haben die gleiche Philosophie von Eishockey.
Welche Richtung geben Sie bei neuen Spielern vor?
Huras: Ich habe Spieler aus vielen verschiedenen Nationen gecoacht. Russen, Tschechen, Slowaken und viele mehr. Nicht die Herkunft, der Charakter der Spieler ist das Entscheidende, deren Persönlichkeit. Ich bin überzeugt, dass wir noch gute Spieler finden werden.
Sie waren selbst Verteidiger. Bevorzugen Sie ein defensives System?
Huras: Wichtig ist mir in allererster Linie, aggressives Eishockey spielen zu lassen. Aber natürlich ist die Defensive sehr wichtig. Ingolstadt ist Meister geworden, da sie in den Play-offs sehr gut verteidigt haben.
Der ERC Ingolstadt will künftig vermehrt auf junge Spieler setzen ...
Huras: Ich habe in der Schweiz mit vielen jungen Spielern gearbeitet. Das macht mir großen Spaß. Sie müssen sich ihren Platz im Team aber erst mal verdienen. Ich habe in der Vorbereitung die Zeit, sie auszuprobieren. Es gibt dabei immer die eine oder andere Überraschung. Ich hoffe, dass ein oder zwei junge Spieler den Durchbruch schaffen.
Ihr Vertrag in Ingolstadt läuft erst mal nur ein Jahr....
Huras: Mein erster Eindruck von Ingolstadt ist sehr positiv. Wir gehen erst einmal in diese Saison. Wenn es einem gefällt, ist die Tendenz länger zu bleiben, sicher vorhanden.
Kommen Sie mit Ihrer ganzen Familie nach Bayern?
Huras: Die Familie sind meine Frau und unser Hund (lacht). Meine drei Kinder sind in der ganzen Welt verteilt. Unser jüngster Sohn könnte kommende Saison in Kloten in der Schweiz spielen, also gar nicht so weit weg. Unsere Tochter absolviert in Lugano ein Studium und unser Ältester lebt in Salt Lake City. (sb)
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