Erleichterte Panther
Schanzer gewinnen das dritte Duell gegen Iserlohn mit 3:1 und gehen damit in dieser Serie mit 2:1 in Führung. Erst im Schlussabschnitt kommt der Meister ins Rollen
Als sich John Laliberte in der Schlussphase die Scheibe in der neutralen Zone erkämpfte, noch einige Schritte ging und diese dann exakt 21 Sekunden vor dem Ende ins verlassene Iserlohner Gehäuse zum 3:1-Endstand beförderte, war den Akteuren und Verantwortlichen des ERC Ingolstadt die Erleichterung deutlich anzumerken. Denn viel hätte gestern nicht gefehlt und die Truppe von Headcoach Larry Huras wäre in dieser „Best-of-seven“-Serie (welches Team zuerst vier Partien gewinnt, zieht ins Halbfinale ein) mit 1:2 in Rückstand geraten.
Die Schanzer erwischten in der mit 4815 Zuschauern ausverkauften Saturn-Arena zwar den besseren Start und übten nach dem Eröffnungsbully viel Druck auf den Kasten von Roosters-Schlussmann Mathias Lange aus. Doch ab Mitte des ersten Drittels übernahmen die Sauerländer immer mehr das Kommando und kamen immer wieder zu guten Einschuss-Möglichkeiten. Nur gut, dass sich Panther-Goalie Timo Pielmeier bereits in „Meisterform“ präsentierte und gegen Derek Whitmore (7.), Chad Bassen (12.), Sean Sullivan (12./19.) und Colten Teubert (13.) erstklassig parierte. Die Hausherren, bei denen Martin Davidek diesmal den Vorzug gegenüber Jeffrey Szwez erhielt, waren zunächst nur dann gefährlich, wenn die „Schweizer Reihe“ auf dem Eis war. Aber Brandon Buck scheiterte zweimal an Lange (5./9.).
Hahn-Treffer wird die Anerkennung verweigert
Pech hatten die Oberbayern dann allerdings in der 22. Minute: Nach einem abgefälschten Schuss von Jared Ross in Überzahl zappelte die Scheibe im IEC-Gehäuse. Die Unparteiischen zogen den Videobeweis zurate und annullierten die vermeintliche Führung, da Derek Hahn dem Puck mit dem Schlittschuh beziehungsweise einer Kickbewegung die entscheidende Richtungsänderung gab.
Aus Sicht der Panther sollte es während dieser Überzahl-Situation sogar noch schlimmer kommen. Brooks Macek nutzte ein Abstimmungsproblem der Gastgeber an der gegnerischen blauen Linie zu einem Alleingang, der er schließlich erfolgreich abschloss – 0:1 (23.)! Eine Führung, die zu diesem Zeitpunkt nicht einmal unverdient war und die der Sechstplatzierte der Hauptrunde im weiteren Verlauf des zweiten Durchgangs sogar noch hätte ausbauen können beziehungsweise müssen. Lediglich ihrem Torhüter Timo Pielmeier hatten es die ERCI-Akteure, die nun phasenweise überhaupt keinen Zugriff mehr auf dieses Geschehen bekamen, zu verdanken, dass man nach 40 Minuten nicht noch deutlicher im Rückstand lag. Ob Chris Connolly (25.), Mike York (26.), Brent Raedeke (28./30./32.), Sean Sullivan (32.) oder Derek Whitmore (37.) – sie alle fanden im deutschen Nationalspieler ihren Meister.
Apropos Meister: Hatte dieser in den ersten beiden Partien dieser Viertelfinal-Serie jeweils im Schlussabschnitt noch geschwächelt, so drehte man diesmal den Spieß um. Nachdem „Schlitzohr“ Petr Taticek (reagierte bei einem Köppchen-Schuss, der von der Bande zurückprallte, am schnellsten) mit dem 1:1-Ausgleich zunächst den Bann gebrochen hatte (44.), sorgte John Laliberte nur vier Zeigerumdrehungen später aus dem Gewühl heraus für die 2:1-Führung. Bei diesem Treffer verletzte sich Iserlohns Keeper Lange am Fuß und musste zwei Minuten später vom Eis. Seinen Platz in der Schlussphase übernahm Daniar Dshunussow.
Dieser hatte in der 57. Minute zumindest beste Sicht, als sein Gegenüber Timo Pielmeier den Panthern mit einer unfassbaren Parade gegen Derek Whitmore (der Iserlohner Angreifer hatte bereits gejubelt) den Knappen Vorsprung rettete. Als Gäste-Trainer Jari Pasanen 96 Sekunden vor dem Ende alles auf eine Karte setzte und Dshunussow für einen sechsten Feldspieler auf die Bank beorderte, machte schließlich Laliberte mit seinem „Doppelpack“ alles klar.
Somit fehlen dem Titelverteidiger zum Einzug ins Halbfinale noch zwei Siege. Den ersten davon kann die Huras-Truppe bereits am morgigen Dienstag (19.30 Uhr) in Iserlohn einfahren.
ERC Ingolstadt: Pielmeier – Köppchen, Picard; Friesen, Schopper; Kohl, Brocklehurst; Kronthaler – Taticek, Buck, MacMurchy; Laliberte, Hahn, Greilinger; Boucher, Ross, Brooks; Gawlik, Hager, Davidek. – Tore: 0:1 Macek (23./SH), 1:1 Taticek (44.), 2:1 Laliberte (48.), 3:1 Laliberte (60./EN). – Zusch.: 4815 (ausverkauft).
STIMMEN ZUM SPIEL:
Larry Huras (Trainer ERC Ingolstadt): „Es war auch heute wieder ein harter Kampf. Wir sind eigentlich sehr gut in diese Partie gestartet. Nachdem Gegentreffer in Unterzahl waren wir etwas unruhig und haben unsere Linie verloren. Im Schlussabschnitt haben wir dann läuferisch und körperlich zugelegt sowie mehr Druck auf das Iserlohner Tor ausgeübt. Ich bin stolz auf meine Mannschaft – vor allem auf die Art und Weise, wie sie letztlich zurückgekommen ist.“
Jari Pasanen (Trainer Iserlohn Roosters): „Beide Teams hatten heute größere Probleme im Powerplay. Meine Mannschaft hat sich in diesen Situationen nicht gut bewegt. Darüber hinaus haben wir einfach zu viele Strafzeiten kassiert, was gerade auswärts nicht der Fall sein sollte. In Sachen Kampf und Einsatzwillen kann ich meinem Team keinen Vorwurf machen. Wir blicken jedenfalls nach vorne auf Spiel vier und sagen bereits jetzt „Herzlich Willkommen in Iserlohn“.
Petr Taticek (Stürmer ERC Ingolstadt): „Auch wenn wir heute nicht unsere beste Leistung abgeliefert haben, war der Sieg ungemein wichtig. Die Iserlohner haben das sehr gut gemacht. Hinten waren sie sehr kompakt gestanden und sind immer wieder gefährliche Konter gefahren. Darauf müssen wir auch künftig enorm aufpassen.“
Timo Pielmeier (Torhüter ERC Ingolstadt): „Vor allem in den ersten beiden Dritteln haben wir versucht, die Scheibe ins gegnerische Tor zu tragen. In den Playoffs ist die Zeit des Schönspielens vorbei. Hier musst du um jeden Zentimeter Eis kämpfen und auch ’schmutzige Tore’ schießen – eben so, wie wir es im Schlussdurchgang gemacht haben. Das muss auch in den nächsten Partien unser Ziel sein.“
John Laliberte (Stürmer ERC Ingolstadt): „Sicher haben wir in den ersten beiden Dritteln nicht unsere beste Leistung abgeliefert. Doch wir haben eine gute Reaktion gezeigt und uns diesen wichtigen Sieg erkämpft. Und in den Playoffs zählen einzig und allein Siege.“
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