Es fährt ein Zug – nach nirgendwo?
Früher standen Fans Schlange, um beim Sonderzug mitfahren zu können. Jetzt droht der Fahrt zum ersten Mal das Aus. Fanbeauftragte Petra Vogl ist enttäuscht.
Frau Vogl, Panther-Fans schwärmen regelmäßig vom besonderen Flair des Sonderzugs. Was macht so eine Fahrt eigentlich aus?
Vogl: Ganz unterschiedliche Leute, ob jung oder alt, verbringen einen Tag zusammen und haben einfach Spaß. Eigentlich hatte jeder Sonderzug immer seine ganz eigene Geschichte. Da war der Halloween-Zug nach Düsseldorf 2007, der Weihnachts-Sonderzug nach Hamburg 2004, aber auch die Fahrten mit zwei Zügen nach Krefeld und Wolfsburg.
Das waren noch andere Zeiten. Damals waren die Sonderzüge des ERCI binnen Minuten ausverkauft. Mittlerweile tut sich das Fanprojekt als Organisator schwer, die Züge voll zu bekommen. Wieso?
Vogl: Bis vor drei Jahren hatten wir wirklich nie ein Problem, ganz im Gegenteil: wir hatten immer viel zu wenige Plätze. Dann hat sich das Blatt irgendwie gewendet. Den Sonderzug vor zwei Jahren nach Berlin hätten wir eigentlich bereits absagen müssen, da haben wir viel Geld draufgezahlt. Der Verkauf für die Fahrt nach Köln in der vorigen Saison lief dann trotz günstigem Termin auch holprig. Ich weiß nicht genau, woran es liegt. Mit Sicherheit spielt eine Rolle, dass mittlerweile alle Spiele günstig im TV übertragen werden. Vielleicht sind die Leute auch einfach satt.
Mit der geplanten Fahrt nach Bremerhaven könnte zum ersten Mal ein Zug ausfallen. Sie haben den Fans eine Frist bis Sonntag gesetzt. Wie viele Tickets müssen bis dahin noch verkauft werden, damit der Zug rollt?
Vogl: Wir haben momentan etwa 390 Tickets verkauft. Es fehlen uns schon noch 70 Leute und etwa 10000 Euro. Ich werde noch einmal anfragen, ob man nicht einen Wagen abhängen kann. Aber das macht vielleicht 2000 Euro aus. Da ist die Frage, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. Nach der Fristsetzung sind noch zwei Mails gekommen. Die Hoffnung ist ziemlich gering.
Der Sonderzug der Panther hat bereits jeden nicht-bayerischen DEL-Standort angefahren - außer Bremerhaven. Viele Fans haben sich nach dem Aufstieg der Pinguins eine Fahrt an die Nordseeküste gewünscht. Ist der mangelnde Zuspruch umso enttäuschender?
Vogl: Natürlich. Viele Leute denken, uns würden die Anmeldungen fehlen, weil Gioventù nicht mitfährt (ein Großteil der Ultra-Gruppierung hat derzeit deutschlandweites Stadionverbot, Anm. d. Red.). Aber das stimmt nicht. Gioventù hat 65 Karten für den Zug gekauft. Sie würden eben nur nicht mit ins Stadion kommen. Wir haben bereits bei der Voranmeldung der Fanclubs gemerkt, dass das Interesse allgemein gering ist. Wegen der kleinen Halle hat uns Bremerhaven nur 500 Karten zur Verfügung gestellt, das macht den Fahrpreis teurer. Zusätzlich ist es mit etwa neun Stunden natürlich auch eine sehr weite Fahrt.
Sind Alternativen geplant?
Vogl: Einen Sonderzug mit anderem Reiseziel werden wir in der kurzen Zeit wohl nicht mehr organisiert bekommen. Wir haben uns überlegt, eine Busfahrt nach Bremerhaven anzubieten, eventuell auch mit Übernachtung in einem Hotel. Nur ist die Frage, ob die Fans überhaupt Lust auf einen Bus haben oder ob es wirklich der Zug ist, der ihnen viel Spaß macht. Interview: Fabian Huber
Info Wer am Freitag, 4. Januar 2019, im Sonderzug nach Bremerhaven fahren will, kann sich noch bis spätestens Sonntag per E-Mail (erci-fanprojekt@gmx.de) oder Telefon (0171/7602648) anmelden. Der Preis für die Fahrt beträgt inklusive Stehplatzkarte 135 Euro (Sitzplatz 150 Euro).
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