Fabio Wagner: Vom Talent zum Leistungsträger
Der Panther-Verteidiger steht in dieser Saison durchschnittlich über 18 Minuten auf dem Eis. Am Freitag beginnt für den ERC die „Crunch Time“ in Bremerhaven
Beim ERC Ingolstadt hat sich Fabio Wagner längst zur unverzichtbaren Größe aufgeschwungen. In dieser Woche ging der 23-jährige Verteidiger gemeinsam mit seinen Teamkollegen Simon Schütz und Tim Wohlgemuth jedoch „fremd“ – jedoch aus einem guten Grund. Das Panther-Trio nahm am dreitägigen DEB-Lehrgang des „Top-Teams-Peking“ in Dingolfing unter dem neuen Nationaltrainer Toni Söderholm teil. Wir haben mit Fabio Wagner vor der Auswärtspartie am Freitag in Bremerhaven (19.30 Uhr) gesprochen.
Fabio, wie vertreibt man sich eigentlich auf einer rund zehnstündigen Busfahrt nach Bremerhaven die Zeit?
Wagner: Das ist völlig unterschiedlich. Einige Jungs schlafen, andere lesen oder schauen sich Filme an. Ich und einige Teamkollegen überbrücken die Zeit mit Kartenspielen. Aber auch die eine oder andere Pause auf der Autobahn, in der man sich die Beine vertreten kann, sorgt für Abwechslung.
Sie waren von Montag bis einschließlich Mittwoch bei einer DEB-Maßnahme in Dingolfing! Können Sie uns zunächst einmal erklären, was es mit dem sogenannten „Top-Team-Peking“ auf sich hat?
Wagner: Nun, ich war ja schon beim vorangegangenen Camp dabei, das U24- und U25-Akteure umfasst hat, die allesamt für die Olympischen Spiele 2022 in Peking infrage kommen. Diesmal ging es wohl in erster Linie darum, dass sich der neue Nationaltrainer Toni Söderholm einen ersten Überblick verschaffen konnte, welche jungen Spieler er zur Verfügung hat. Gleichzeitig war es natürlich auch für uns eine gute Gelegenheit, ihn einmal kennenzulernen.
Was stand bei diesem dreitägigen Camp inhaltlich auf dem Programm?
Wagner: Größtenteils haben wir eigentlich nur Taktiktraining gemacht. Was das künftige System betrifft, gibt es im Vergleich zu Marco Sturm nur geringe Veränderungen – und diese haben wir jetzt in diesen Tagen mal durchgenommen! Das war schon eine gute Sache.
Welchen Eindruck haben Sie vom neuen DEB-Headcoach Toni Söderholm gewonnen?
Wagner: Definitiv einen sehr guten! Toni ist eher ein ruhiger Typ, der sehr detailversessen arbeitet. Er hat auf alle Fälle extrem viel Ahnung vom Eishockey. Das hat man in diesen drei Tagen deutlich gemerkt.
Nachdem dieser Lehrgang ja den Namen „Top-Team-Peking“ trug: Ist es Ihr persönliches großes Fernziel, bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking dabei zu sein?
Wagner: Für einen Sportler ist es natürlich immer das Größte, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Bis Peking sind es noch drei Jahre, in denen viel passieren kann. Aber klar, für mich wäre es selbstverständlich ein Traum, einmal bei der Olympiade dabei zu sein und diese sicherlich unvergessliche Erfahrung zu machen.
Sie sind jetzt 23 Jahre alt. Sehen Sie sich selbst noch als Talent oder bereits als gestandenen DEL-Profi?
Wagner: (überlegt) Ich würde mich jetzt nicht mehr als jungen Spieler bezeichnen. Die Tatsache, dass ich speziell seit dieser Saison immer mehr Verantwortung übernehmen darf, macht mich in meinen Augen schon mehr zu einem etablierten und erfahreneren Akteur.
Im bisherigen Saisonverlauf stehen Sie durchschnittlich 18.21 Minuten pro DEL-Begegnung auf dem Eis – und damit länger als beispielsweise Ville Koistinen (17.50 Minuten). Welche Aussagekraft hat für Sie diese Statistik?
Wagner: Das zeigt natürlich, dass die Trainer viel auf mich setzen und mir entsprechend Verantwortung übertragen. Für mich als Spieler ist das extrem wichtig. Ich versuche daher auch, das Ganze immer mit guter Leistung zurückzuzahlen und zu rechtfertigen.
An welchen Elementen Ihres Spiels arbeiten Sie konkret beziehungsweise wo sehen Sie bei sich das größte Verbesserungspotenzial?
Wagner: Ich muss mich definitiv im Offensivspiel weiter verbessern – unter anderem arbeite ich an meinem Schuss. Abgesehen davon versuche ich ohnehin, mich in der Offensive mehr einzuschalten, ohne jedoch die Defensive zu vernachlässigen! Mein Hauptfokus liegt aber ohnehin auf der Arbeit in der eigenen Zone. Nachdem ich mit meinem Verteidigungs-Partner Dustin Friesen zumeist gegen die Top-Reihe des jeweiligen Gegners spiele, konzentrieren wir uns in erster Linie darauf, möglichst kein Gegentor zu kassieren. Und wenn wir defensiv gut spielen, kommen die Scorerpunkte irgendwann von selbst.
Am Freitag (19.30 Uhr) geht es zum Tabellenvierten Bremerhaven, der nur drei Punkte mehr als die Panther auf Rang sieben aufweist. Welchen Stellenwert hat diese Partie zum jetzigen Zeitpunkt der Saison?
Wagner: Für uns beginnt jetzt sozusagen die „Crunch Time“, sprich es geht um die direkte Playoff-Qualifikation! Gerade die kommenden beiden Wochenenden mit den Partien gegen Bremerhaven, Köln, Augsburg und Nürnberg sind für uns extrem wichtig. Was speziell Bremerhaben betrifft: Wir wissen, dass dieser Gegner vor allem in der Offensive über eine hohe Qualität verfügt und brandgefährlich ist. Darauf werden wir unseren Fokus legen müssen, um wie schon vor zwei Wochen erfolgreich zu sein.
Zum Spiel : Verteidiger Ville Koistinen und Stürmer Brett Olson, die zuletzt beim 3:2-Sieg gegen Iserlohn verletzungsbedingt fehlten, traten am Donnerstag die Reise nach Bremerhaven mit an. Während der Einsatz von Koistinen als gesichert gilt, soll sich ein Mitwirken von Olson erst nach dem Vormittags-Training am Freitag entscheiden. Youngster Simon Schütz wird erneut für den DEL2-Kooperations-Partner aus Kaufbeuren auflaufen.
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