Genug vom „Arbeitslosenbart“
Panther-Neuzugang Brandon McMillan bekam keinen neuen Vertrag in der NHL. Nachdem er vom „Nichtstun“ genug hatte, entschied er sich nun für einen Wechsel
Eishockey-Spieler und ihre Bärte. Das ist mitunter eine ganz spezielle Beziehung. Im November wird generell Schnauzer getragen, um auf Prostatakrebs aufmerksam zu machen. In den Playoffs sprießt die Gesichtsbehaarung in alle erdenklichen Richtungen – aus Aberglaube! Für Typen wie Timo und Thomas Pielmeier ist der Vollbart eher ein modisch bedingter Dauerzustand. Brandon McMillan, jüngste Verstärkung des ERC Ingolstadt, fügt dem Ganzen noch eine andere Komponente hinzu: „Das ist mein sogenannter No-Job-Bart“, sagt er schmunzelnd zu seiner krausen Bartpracht. „Den habe ich den ganzen Sommer wachsen lassen.“
Dass der Rasierapparat die letzten Monate zum Leidwesen von McMillans frisch vermählter Frau unbenutzt im Badschrank verweilen musste, lag vor allem an den Verantwortlichen der Vancouver Canucks. Der NHL-Club wollte den 25-Jährigen, der im vergangenen Jahr auf beträchtliche 58 NHL-Spiele (für Vancouver und Arizona) kam und insgesamt 171 Partien in der besten Eishockey-Liga der Welt absolvierte, keinen neuen Vertrag geben und plante anderweitig. Der kleine, bullige Stürmer war folglich arbeitslos und hielt sich bei den Kelowna Rockets, einem U20-Nachwuchsteam, mit dem er 2009 die Meisterschaft der Western Hockey League (WHL) gewann, fit – bis am Samstag das Angebot aus Ingolstadt kam. Am Montag war der Wechsel dann offiziell und McMillan schon auf der Schanz eingetroffen.
„Eigentlich wollte ich wieder zurück in die NHL. aber es hat sich nichts ergeben. Ich wollte nicht mehr nur zu Hause herumsitzen, sondern spielen. Als dann Ingolstadt anrief, musste ich nicht lange zögern. Es war der richtige Moment, um Europa einfach mal auszuprobieren“, so der 25-Jährige, der auch Offerten aus der AHL und anderen DEL-Teams hatte. „Brandon wollte so schnell wie möglich zu uns kommen und hat den nächstmöglichen Flieger genommen. Das spricht sehr für ihn“, meint sein neuer Trainer Manny Viveiros, der schon länger auf eine Verstärkung im Sturm drängte und fügt an: „Er ist ein sehr guter, junger Skater mit Potenzial für die NHL. Sicherlich fehlt ihm momentan noch etwas die Spielpraxis. Aber er ist gut in Form und wird unserer Mannschaft hoffentlich einen gesunden Konkurrenzkampf im Sturm und vor allem Schnelligkeit und Aggressivität bringen.“
Ausschlaggebend für McMillans Wechsel soll Mark MacKay gewesen sein, der lange in Schwenningen spielte und nun im Beratergeschäft tätig ist. „Er hat mir nur Gutes über Ingolstadt und die DEL erzählt“, meint McMillan, der sich selbst als starken „Zwei-Wege-Stürmer“ beschreibt. „Ich will das fehlende Puzzleteilchen sein und der Mannschaft aus der Krise helfen. Die im Vergleich zur NHL größere Eisfläche wird kein großes Problem sein. Hier kann ich meinen Speed zu meinem Vorteil ausnutzen“, meint er.
Ein gänzlich Unbekannter in der Panther-Kabine ist der Kanadier übrigens nicht. Mit Timo Pielmeier (Anaheim/Syracruse), Brian Lebler (Syracruse) und Patrick McNeill (Portland) spielte der Neuzugang bereits in Nordamerika zusammen. Auch abseits der Katakomben der Saturn-Arena wandelt der vielseitige Stürmer, der vorwiegend als Flügelspieler, aber auch als Mittelstürmer und Verteidiger auflaufen kann, auf nicht ganz so befremdlichem Terrain. „Ich mag es sehr, wenn es ein wenig kleiner ist, da ich selbst in einem Ort mit nur rund 15000 Einwohnern aufgewachsen bin. Ingolstadt sieht wie eine nette, kleine, ruhige Stadt aus. Meine Frau und ich werden es lieben“, sagt McMillan voller Vorfreude.
Seine nordamerikanische Heimat hat er dabei aber immer im Hinterkopf. „Es wird immer mein Ziel sein, wieder in der NHL zu spielen. In meinem Alter musst du solche Ansprüche haben“, gesteht McMillan. Nun habe aber erst einmal Ingolstadt Priorität. In die Endrunde will er unbedingt, sagt er. Danach weiterschauen. Und im besten Falle seinen Rasierer nach erfolgreichen Playoffs wieder zur Hand nehmen, um sich eines stattlichen Playoffbarts zu entledigen. Einen „Arbeitslosenbart“, den will er fortan nicht mehr tragen.
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