Huras und die Luxusprobleme
Während Center Derek Hahn derzeit nur in der vierten Sturmreihe aufläuft, stehen neun gesunde Verteidiger zur Verfügung. Heute Auswärtsspiel in Hamburg
Die bisherigen Karriere-Statistiken von Derek Hahn in der Deutschen Eishockey-Liga lesen sich überaus beeindruckend. Seit er in der Saison 2007/2008 seine Premiere bei den Frankfurt Lions feierte und schließlich 2011 nach einer einjährigen Zwischenstation bei den Straubing Tigers schließlich beim ERC Ingolstadt landete, brachte es der Kanadier in 382 Vorrunden-Partien auf stolze 339 Punkte (104 Tore, 235 Assists). Auch seine Playoff-Bilanz mit 47 Zählern (16 Treffer, 31 Beihilfen) in 55 Begegnungen kann sich wahrlich sehen lassen. Gekrönt wurde das Ganze freilich in der vergangenen Spielzeit, als er mit den Panthern die deutsche Meisterschaft feierte. Für Hahn war dies, wie er immer wieder betonte, der „größte Augenblick in meiner langen Eishockey-Laufbahn“.
Heute, rund siebeneinhalb Monate nach diesem unvergesslichen Triumph, zu dem der Angreifer zweifelsohne einen entscheidenden Teil beitrug (19 Spiele, 5 Tore, 12 Assists), macht der Angreifer – quasi im (Spät-)Herbst seiner Karriere eine ganz neue sportliche Erfahrung. Stand Hahn in den vergangenen Jahren zumeist in der ersten, im schlechtesten Falle noch in der zweiten Sturmreihe seiner Teams und erhielt von den jeweiligen Trainern viel Verantwortung und damit auch entsprechend Eiszeit übertragen, muss sich der bald 37-Jährige derzeit an eine für ihn ungewohnte Rolle gewöhnen. „Für mich ist es sicherlich eine ganz neue Erfahrung, nicht mehr in der ersten, sondern plötzlich in der vierten Linie auf das Eis zu gehen“, berichtet Hahn. Hießen seine beiden Sturmpartner in den vergangenen Playoffs noch Thomas Greilinger und John Laliberte, hatte der kanadische Center zuletzt Jean-Francois Boucher und Youngster Marc Schmidpeter an seiner Seite.
„Natürlich würde ich sehr gerne mehr spielen und produktiver sein“, sagt Hahn – um sich jedoch gleichzeitig, wie man es von ihm auch auf dem Eis gewohnt ist, als echter Teamspieler zu präsentieren: „So lange die Mannschaft erfolgreich ist, kann ich mit dieser für mich neuen Situation ganz gut umgehen. Schließlich steht der Teamerfolg über allem. Ich versuche ganz einfach, mich sowohl bei Fünf-gegen-Fünf als auch im Powerplay entsprechend anzubieten und einen bestmöglichen Job zu machen. Alles andere muss letztlich unser Trainer Larry Huras entscheiden.“
Diesem ist freilich auch bewusst, „dass es für Derek momentan nicht einfach ist“. Zu Saisonbeginn, als Hahn erneut mit Greilinger und Laliberte eine Formation bildete, habe dies laut Huras „nicht wirklich gut funktioniert. Das war auch der Grund, warum ich die eine oder andere Veränderung vorgenommen habe“. Als der Routinier dann zwischen Jared Ross und Laliberte langsam auf Touren kam, stoppte ihn schließlich ein gebrochener Daumen. Die Folge: Erst eine Operation, dann eine mehrwöchige Zwangspause. Dass sich die Angriffsreihen genau in diesem Zeitraum immer besser fanden und dementsprechend auch der sportliche Erfolg eintrat, war im Nachhinein quasi das „Pech“ des erfahrenen Spielmachers.
Somit war es für Panther-Headcoach Larry Huras fast schon ein Luxusproblem, den begnadeten Techniker wieder ins Team einzubauen. „Im Grunde können wir uns glücklich schätzen, über vier erstklassige Center zu verfügen. Auf diese Art und Weise sind wir in der Lage, mit jeder Linie Druck auf den Gegner auszuüben und zu scoren. Das macht uns kaum ausrechenbar“, erklärt Huras.
Wagner und Schmidpeter im U20-Kader des DEB
Apropos Luxusproblem: Ein solches hat der 59-Jährige momentan nicht nur im Angriff, sondern auch in der Verteidigung. Nachdem die Schulterverletzung von Benedikt Schopper vollständig ausgeheilt ist, stehen Huras neun (!) gesunde und einsatzbereite Abwehr-Spezialisten zur Verfügung, von denen es letztlich nur sieben in den Panther-Kader für die beiden Auswärtspartien in Hamburg (heute, 19.30 Uhr) und Straubing (Sonntag, 16.30 Uhr) schaffen werden. Da Fabio Wagner, der im Übrigen ebenso wie Marc Schmidpeter im erweiterten DEB-Aufgebot für die U20-Weltmeisterschaft in Kanada (26. Dezember bis 5. Januar), erneut für den Kooperationspartner EV Landshut auflaufen wird, wird noch ein weiterer Kandidat gesucht. Trainer Larry Huras gibt dabei jedoch einen klaren Fingerzeig: „Alle Verteidiger haben zuletzt sehr gut gespielt. Außerdem müssen wir bei Benedikt Schopper nach der langen Verletzungspause kein verfrühtes Risiko gehen. Mal schauen, wie ich mich am Ende entscheide (lacht)“. Verzichten muss Huras heute Abend lediglich auf die beiden Angreifer Martin Davidek (Bänderriss im Sprunggelenk) und den angeschlagenen Jean-Francois Boucher, der jedoch schon in der kommenden Woche wieder einsatzbereit sein soll.
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