Lasch, zaghaft, kraftlos
Der ERC Ingolstadt zeigt sich beim 1:3 gegen Krefeld von seiner unschönen Seite. Direkte Playoff-Teilnahme rückt in weite Ferne. Deutliche Worte nach der Partie
Wer wissen wollte, wie sich der ERC Ingolstadt am Donnerstagabend gegen die Krefeld Pinguine geschlagen hatte, der musste eigentlich nur Thomas Greilinger die Hand schütteln und wusste sofort Bescheid. Lasch, zaghaft, kraftlos. Die Adjektivkette ließe sich an dieser Stelle endlos fortsetzen. Jedenfalls verabschiedete sich Greilinger von den Medienvertretern, denen er zuvor noch Wortbrocken wie „kein Tempo“ oder „dumme Strafen“ in den Notizblock diktiert hatte, wie ein schüchternes Kind beim Besuch der bösen Tante.
Die Rolle des unliebsamen Besuchs sollte vorgestern allerdings ein Tabellenletzter übernehmen, der mit einem 3:1-Sieg auf der Schanz einmal mehr schonungslos aufdeckte, woran der ERCI in dieser Saison krankt: starken Leistungen folgen unerklärlich schwache Darbietungen.
Deutlich sichtbar wird dieser Umstand, wenn man die Ereignisse dieser Woche noch einmal zurückspult. Was war das für ein hochklassiges Derby gewesen am Dienstag. Letztlich gewann zwar Nürnberg mit 4:3. Doch die Ingolstädter hatten ansehnliches Eishockey gezeigt. Checks, Tore, Tiki-Taka.
Und dann kam Krefeld. Um es kurz zu machen: Das zweite Wesen des ERCI beinhaltet weder Checks, noch sonderlich viele Tore und schon gar kein Tiki-Taka, sondern wirkt eher, als hätte man – und leider muss man das so drastisch formulieren – den Spielern die Finger zusammengebunden und Eisenklötze an die Schlittschuhe geschweißt. „Ich bin sehr enttäuscht. Wir waren nicht aggressiv genug und sind zu wenig gelaufen“, wird Trainer Tommy Samuelsson am Ende sagen und zugeben, dass er die schlechteste Saisonleistung seiner Mannschaft gesehen hatte.
Nach 40-minütigem Standeishockey ohne große Chancen, Tore und Unterhaltungswert (Greilinger: „Wir waren nicht anwesend.“) verlor Darryl Boyce in eigener Überzahl Puck und Schläger. Zwei-auf-Eins-Konter Krefeld. Marcel Müller auf Martin Schymainski. Tor (42.). Es passte zur Partie, dass Pinguins-Goalie Patrick Galbraith ein eher harmloser Schuss von Greilinger in Überzahl durch die Beine rutschte (48.), sich Ingolstadt im Anschluss aber selbst um Punkte brachte.
Durch Strafen gegen Boyce (Kategorie unglücklich) und Brian Salcido (Kategorie unnötig) hatten die Gäste den nötigen Raum, um Müller freizuspielen und sich spät erneut in Führung zu bringen (58.). Der aktive Daniel Pietta traf noch ins leere Tor und machte den „verdienten Sieg von Krefeld“, wie Greilinger und Samuelsson letztlich unumwunden zugaben, perfekt (60.).
Die Pleite gegen die keineswegs spielstarken Gäste vom Niederrhein wirft Fragen auf. Nicht nur nach der Konstanz der Panther, sondern auch nach der Play-off-Tauglichkeit im Allgemeinen. Acht Punkte sind es mittlerweile auf den sechsten Tabellenplatz, der eine Teilnahme an der Endrunde garantieren würde. „Wir dürfen uns jetzt keine Ausrutscher mehr erlauben und müssen endlich in die Spur kommen“, forderte Greilinger.
Samuelsson, immer sehr bedacht in seinen Aussagen, drückte es etwas diplomatischer aus: „Es ist ein Lernprozess. Wir müssen uns gegen alle (betont) Teams der Liga beweisen und auch mal Spiele gewinnen, in denen nicht alles funktioniert.“ Das sei es letztlich, was ein Top-Team ausmache. Sein Händedruck zum Abschied lässt hoffen: Er war fest und entschlossen.
ERC Ingolstadt Ti. Pielmeier – Kohl, McNeill; Köppchen, Salcido; Friesen, Wagner – Oppenheimer, Buck, Irmen; Jacques, Boyce, Buchwieser; Pohl, Taticek, Greilinger; Elsner, Th. Pielmeier, Schopper – Tore 0:1 Schymainski (42./UZ), 1:1 Greilinger (48./PP), 1:2 Müller (58./PP2), 1:3 Pietta (60./EN) – Zuschauer 3511
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