Nur die Ruhe
Der ERC Ingolstadt feiert in Düsseldorf einen 3:2-Sieg nach Verlängerung. Garant des Erfolgs: der zuletzt viel gescholtene Timo Pielmeier.
Timo Pielmeier grinste gelassen in die Kamera, tapste von einer Schlittschuhkufe auf die andere und sagte: „Das Rezept ist es, immer ruhig zu bleiben.“ Doch die Schweißperlen, die sich ihren Weg durch den krausen Vollbart bahnten und von dort immer schneller aufs Eis tropften, ließen erkennen, dass Pielmeiers Arbeitstag recht wenig Anlass zur Ruhe gegeben hatte; dass dieser Mann gerade 25 Minuten unter Dauerbeschuss stand, sich an die 40 Mal hatte strecken, verrenken und hinwerfen müssen, um den 3:2-Verlängerungssieg (1:0, 1:1, 0:1, 1:0) seines ERC Ingolstadt bei der Düsseldorfer EG festzuhalten.
Dabei hatte für Pielmeier alles noch so körperschonend begonnen. Meist aus sicherer Entfernung konnte er im ersten Durchgang beobachten, wie seine Vorderleute fokussiert auftraten und mehr Pucks zum Tor brachten als die DEG. Beide Abwehrreihen standen gut und so mussten sich die 7731 Besucher im ISS Dome – davon etwa 50 mitgereiste Schanzer – bis kurz vor der Powerbreak-Sirene gedulden, ehe sie eine erste Chance zu Gesicht bekamen: Ingolstadts Ryan Garbutt verzog bei einem Unterzahl-Konter knapp (11.).
ERC Ingolstadt beginnt überlegen
Die Schanzer waren ohne die überzähligen David Elsner und Petr Taticek sowie die anderweitig eingesetzten Simon Schütz (bei Kooperationspartner Kaufbeuren) und Tim Wohlgemuth (U-20 WM in Füssen) angereist. Neuzugang Brandon Mashinter rückte in die Top-Formation, Ville Koistinen agierte erneut als Stürmer (in Reihe vier). In den Mittelpunkt rückte aber zunächst einer, der nach auskurierter Rückenverletzung und sieben Partien Pause erst am Freitag gegen Augsburg sein Comeback gefeiert hatte: Darin Olver. Der Angreifer verdeckte DEG-Goalie Mathias Niederberger bei einem Schuss von Tyler Kelleher die Sicht, drehte sich dann um die eigene Achse und versenkte den Abpraller per Rückhand zur Ingolstädter Führung (16.).
Auch Mike Collins reagierte nach einem Knaller von Teamkollege Pat Cannone schneller als sein Gegner und nutzte einen Rebound. Das zweite Drittel war da gerade einmal 16 Sekunden alt. Kelleher hätte gar auf 3:0 erhöhen können, traf in Überzahl aber nur die Latte (28.). Die Panther wurden nun zunehmend passiver, Düsseldorf biss sich in die Partie und Pielmeier musste vom Zuschauer- in den Arbeitsmodus schalten. Einen Alleingang von Jaedon Descheneau lenkte der 29-Jährige ebenso an den Pfosten wie einen Schuss von Phillip Gogulla nur Sekunden später (32.).
Viel sicherer als zuletzt wirkte der Ingolstädter Schlussmann, der nach leichten Gegentoren zuletzt öffentlich von Trainer Doug Shedden kritisiert worden war. Gegen einen Direktschuss von Patrick Buzas nach katastrophalem Scheibenverlust von Ingolstadts Benedikt Kohl war er aber machtlos (40.).
Ville Koistinen trifft in der Verlängerung zum Sieg
„Wir sind noch nicht aus dem Schneider“, hatte Trainer Shedden im Hinblick auf die jüngsten zwei Erfolge gegen Schwenningen und Augsburg nach einem zuvor wirklich schwarzen November (acht Partien, sechs Niederlagen) noch angemahnt. Doch seine Mannschaft drohte die Partie nun aus der Hand zu geben. 2:16 Schüsse, zehn Strafminuten, darunter 81 Sekunden eine doppelte Unterzahl kurz vor Schluss. Die Gäste konnten sich bei Pielmeier bedanken, dass es nach 60 Minuten nur 2:2 stand. Gogulla hatte im Powerplay zum Ausgleich abgestaubt (50.).
Ein Gewaltschuss von Koistinen in der Verlängerung – eine Düsseldorfer Strafe war gerade verstrichen, die Hausherren hinten noch unsortiert – sorgte letztlich dafür, dass die Ingolstädter den Zusatzpunkt mitnahmen – und Pielmeier schweißgebadet, aber entspannt grinsen konnte.
ERC Ingolstadt Pielmeier – Sullivan, Edwards; Wagner, Friesen; Jobke, Kohl – Mashinter, Cannone, Collins; D’Amigo, Olson, Greilinger; Garbutt, Olver, Kelleher; Koistinen, Braun, Ramoser. – Tore 0:1 Olver (16.), 0:2 Collins (21.), 1:2 Buzas (40.), 2:2 Gogulla (50./PP), 2:3 Koistinen (64.) – Zuschauer 7731.
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