Panther setzen auf ihren „Quarterback“
Auf Verteidiger Patrick McNeill ruhen auch in den Pre-Playoffs gegen Straubing die Hoffnungen
Am Mittwochabend (19.30 Uhr) startet der ERC Ingolstadt in die Pre-Playoffs gegen die Straubing Tigers. Welches Team zuerst zwei Siege auf seinem Konto hat, zieht in die eigentliche Endrunde ein, in der es dann entweder gegen RedBull München oder die Eisbären Berlin geht. Große Hoffnungen hegen die Panther dabei auf Patrick McNeill. Der 27-jährige Kanadier avancierte gleich in seinem ersten Jahr in Europa zum punktbesten Verteidiger der Deutschen Eishockey-Liga (39 Zähler in 52 Partien). Wir haben mit ihm vor dem Aufeinandertreffen mit Straubing gesprochen.
Patrick, in Eishockey-Kreisen heißt es immer, dass die Playoffs die schönste Zeit des Jahres seien. Sehen Sie das auch so?
McNeill: Ja, definitiv! Du arbeitest in den vorherigen Monaten mit deinen Teamkollegen hart daran, um in der entscheidenden Phase der Saison topfit und in Bestform zu sein. In diesen Partien geht es einfach um alles, jeder legt nochmals eine Schippe oben drauf. Mir persönlich macht es jedenfalls einen Riesenspaß, bei solchen Matches dabei zu sein.
Ist es das erste Mal in Ihrer Karriere, dass Sie eine „Best-of-three“-Serie absolvieren?
McNeill: (überlegt) Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal eine solch kurze Serie in der American Hockey-League gespielt zu haben.
Was denken Sie, worauf es dabei besonders ankommen wird?
McNeill: Nun, nachdem spätestens nach drei Partien eine Entscheidung gefallen ist, darfst du dir in keiner Sekunde einer Begegnung einen Fehler erlauben. Dieser könnte bereits über Weiterkommen und Ausscheiden entscheiden. Daher musst du von Beginn an hellwach und bei jedem Wechsel hochkonzentriert sein. Wir wollen und müssen alles daran setzen, gleich unser erstes Spiel am Mittwoch zu gewinnen.
Wie wichtig ist der Heimvorteil in den Pre-Playoffs?
McNeill: Ich glaube schon, dass er eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Du arbeitest im Grunde das ganze Jahr darauf hin, in den Playoffs den Heimvorteil auf deiner Seite zu haben. Es ist immer positiv, in dieser wichtigen Phase zuerst daheim vor deinen eigenen Fans zu spielen und nicht reisen zu müssen. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass wir davon profitieren werden.
Wie schätzen Sie Ihren Kontrahenten aus Straubing ein?
McNeill: Das ist wirklich eine sehr gute Mannschaft, die extrem hart arbeitet. Die Tigers spielen ein sehr einfaches System, indem sie die Scheibe meist tief bringen, um dann in der Offensive etwas zu kreieren. Mit ihren zahlreichen technisch guten Akteuren sind sie dazu auch in der Lage. Wir werden definitiv unser bestes Eishockey zeigen müssen, um eine Runde weiterzukommen.
Die Panther haben in der Hauptrunde alle vier Begegnungen gegen die Tigers gewonnen. Nehmen Sie diese Statistik – zumindest im Hinterkopf – als zusätzliche Motivation in dieser Serie mit oder spielt sie absolut keine Rolle?
McNeill: Es ist zwar schön, wenn du während der Punktrunde eine solche Erfolgsbilanz gegen ein Team aufweisen kannst. Aber zu diesem Zeitpunkt des Jahres kannst du es eigentlich aus dem Fester werfen. Wir stehen jetzt vor sogenannten „Do-or-Die“-Spielen, die beim Stand von 0:0 beginnen. Was in der Vergangenheit war, zählt nicht mehr.
Stichwort Punktrunde: Wie fällt diesbezüglich Ihr Fazit aus?
McNeill: Naja, es war teilweise schon eine ziemlich wilde Achterbahnfahrt (lacht). Glücklicherweise haben wir in der zweiten Saisonhälfte den ’Turnaround’ geschafft und uns mit dem Heimrecht für die Pre-Playoffs qualifiziert. Vor zwei Jahren hat die Mannschaft ja auch von Rang neun aus einen tollen Playoff-Lauf hingelegt, der letztlich mit dem Gewinn der Meisterschaft belohnt wurde. Und genau das sollte uns in diesem Jahr zum Vorbild dienen und unser großes Ziel sein.
Sie selbst haben die Hauptrunde als punktbester Verteidiger der DEL abgeschlossen. Was bedeutet Ihnen dieser tolle individuelle Erfolg?
McNeill: Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mein erstes Jahr hier in Ingolstadt wirklich sehr genieße. Das Eishockey in der DEL ist auf einem richtig guten Niveau. Darüber hinaus hatte ich mit meiner Familie die Möglichkeit, zwischendurch ein bisschen durch Europa zu reisen. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Natürlich ist das eine coole Sache, an die man auch nach dem Karriereende gerne zurückdenkt. Allerdings möchte ich betonen, dass so etwas nur möglich ist, wenn man richtig gute Mitspieler – sei es bei Fünf-gegen-Fünf oder im Powerplay – an seiner Seite hat.
Von Ihrer Spielweise her werden Sie von Experten gerne als „Quarterback“ bezeichnet. Würden Sie diesen Begriff unterschreiben?
McNeill: Ja, das trifft es eigentlich ganz gut. Als Verteidiger hast du die komplette Eisfläche vor dir und bist quasi für den ersten Aufbaupass zuständig. Ich denke schon, dass ich ein ganz gutes Auge habe und auch in der Lage bin, unsere Angreifer entsprechend in Szene zu setzen. Von dem her ist der „Quarterback-Vergleich“ sicherlich nicht ganz verkehrt.
Dann sind Sie also quasi der Peyton Manning (Quarterback des NFL-Champions Denver Broncos) der Ingolstädter Panther...
McNeill: (lacht) Vielleicht so etwas in dieser Art, ja. Das klingt cool.
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