Schlussspurt im Schwarzwald
Der ERC Ingolstadt gewinnt nach zwei späten Toren mit 4:3 in Schwenningen. Notizen einer nicht schönen, aber skurrilen Partie.
Der unbekannte Informant am anderen Ende der Leitung hatte wohl nichts Gutes zu vermelden. Jedenfalls fluchte ERC Ingolstadts Trainer Doug Shedden gewaltig, als er seinem Assistenten Fabian Dahlem das Smartphone (ja, wirklich!) wieder in die Hand drückte.
Einmal mehr lag sein Team in diesem Moment zurück, mit 2:3 in Schwenningen, da hatte Tyler Kelleher mit einem Schlenzer gerade den vermeintlichen Ausgleich erzielt. Weil aber Verteidiger Maury Edwards dabei im Torraum der Hausherren stand, bemühten die Schiedsrichter den Videobeweis – und Shedden telefonierte. Der Treffer zählte (wohl entgegen der Handy-Prognose). Und als sich besagter Edwards nur Sekunden später in den Angriff einschaltete und den 4:3-Endstand markierte, da glitt Shedden gar wieder ein Lächeln über das Gesicht. Es war nicht schön, es war nicht glanzvoll, aber die Panther hatten in einer kritischen Phase der Saison einen verdammt wichtigen Sieg eingefahren.
Schwenningen geht mit 2:0 in Führung, Koistinen gleicht aus
Härter arbeiten, müssten sie. Nicht schon wieder hinten liegen, und – mit Stolz und Wut im Bauch spielen. Jerry D’Amigo hatte das Erfolgsrezept im Vorfeld genau skizziert. Letztlich blieb wohl nur die Wut im Bauch, als er beim Stand von 0:2 zur ersten Drittelpause in die Kabine stapfte. Der ERCI startete gewohnt strukturlos und unsicher. André Hult markierte nach Doppelpass in Überzahl den achten 0:1-Rückstand für die Panther in Folge (13.), Anthony Rech staubte kurz darauf zum 0:2 ab (15.).
„Die haben wohl einen Magier besucht“, gab sich Panther-Trainer Doug Shedden noch unter der Woche erstaunt ob des jüngsten Aufschwungs der Wild Wings (sechs Partien, vier Siege). Doch etwas Übernatürliches hatte die Vorstellung des Tabellenletzten nicht. Und eigentlich war es Shedden selbst, der in die Zauberschatulle griff: er stellte seinen Verteidiger Ville Koistinen überraschend in den Sturm. Und ausgerechnet der Finne, der gelegentlich bei seinen früheren Klubs vorne aushalf, drehte die Partie mit einem One-Timer aus angestammter Quarterback-Position in Überzahl (30.) und drei Minuten später nach grandioser Vorlage von Brett Olson dann als Vollstrecker direkt vor dem Tor.
Kyle Sonnenburg brachte Schwenningen mit einem Sonntagsschuss wieder in Front (39.). Beide Teams vergaben beste Chancen – bis eben Kelleher traf, Shedden telefonierte, die Schiedsrichter auf den Mittelkreis zeigten und Edwards die Panther endgültig jubeln ließ.
ERC Ingolstadt Pielmeier – Wagner, Friesen; Sullivan, Kohl; Jobke, Edwards; Schütz – D’Amigo, Olson, Garbutt; Collins, Cannone, Kelleher; Koistinen, Taticek, Greilinger; Ramoser, Braun, Elsner – Tore 1:0 Kurth (13./PP), 2:0 Rech (15.), 2:1 Koistinen (30./PP), 2:2 Koistinen (33.), 3:2 Sonnenburg (39.), 3:3 Kelleher (56.), 3:4 Edwards (57.) – Zuschauer 3422.
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