Cristiano Ronaldo trifft nicht, aber Portugal steht im Halbfinale
Portugal stand einst für schönen Offensiv-Fußball. Geniale Spielgestalter wie Luís Figo zogen im Mittelfeld die Fäden. Mit dem Portugal bei dieser EM hat das nichts mehr zu tun.
Portugal stand einst für schönen Offensiv-Fußball. Geniale Spielgestalter wie Luís Figo zogen im Mittelfeld die Fäden. Mit dem Portugal bei dieser EM hat das Portugal vergangener Zeiten nichts mehr gemeinsam. Aus den Ballkünstlern ist eine Truppe Fußball-Verhinderer geworden. Kein einziges Mal ging die Mannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo bei diesem Turnier bisher in Führung. Kein einziges Spiel gewann sie in der regulären Spielzeit. Drei Unentschieden in der Vorrunde ließen sie einen 1:0-Sieg in der Verlängerung gegen Kroatien und den Triumph im Elfmeterschießen gegen Polen folgen. Mit dieser Magerkost kann man es bis ins Halbfinale einer Europameisterschaft schaffen. Fußball ist Ergebnissport. Wer Schönes sehen will, sollte sich kein Spiel der Portugiesen anschauen.
Das ist eigentlich verwunderlich, denn mit Ronaldo haben sie einen der edelsten Ballkünstler dieses Planeten in ihren Reihen. Der Superstar in Diensten von Real Madrid hat aber in seiner Nationalmannschaft aber gleich mehrere Probleme. Vor allem fehlen ihm die genialen Zuspiele seiner ebenfalls hochqualifizierten Kollegen bei den Königlichen. Immer wieder raufte er sich auch gegen Polen die gegelten Haare, wenn seine Mitspieler es nicht schafften, eine Flanke einigermaßen genau in die Mitte zu schlagen.
Bei Real Madrid spielt Cristiano Ronaldo eine andere Rolle
Bei Real spielt Ronaldo auch eine andere Rolle als in der Nationalmannschaft. Bei den Spaniern kommt er über den Flügel, bei der EM muss er zusammen mit Nani das Sturmzentrum besetzen. Das funktioniert bisher eher mittelmäßig. Dazu kommt aber auch, dass Ronaldo seine Treffsicherheit (zumindest momentan) eingebüßt hat. Die Statistik weißt ihn als denjenigen Spieler bei dieser EM aus, der am häufigsten am gegnerischen Tor vorbei geschossen hat. Ganze 14 Versuche gingen am Ziel vorbei. 14 Torschüsse wurden geblockt, weitere zehn vom gegnerischen Torwart entschärft. Einmal traf er den Pfosten - macht zusammen 39 erfolglose Versuche bei bisher zwei Treffern in diesem Turnier.
Fairerweise sei an dieser Stelle aber auch gesagt, dass sich vermutlich kein anderer Stürmer einer derart engen Bewachung erfreuen darf. Kommt Ronaldo auch nur in die Nähe des Balls, stürzen sich meist gleich zwei oder drei Abwehrspieler auf ihn. Die dadurch entstehenden Räume für die Mitspieler werden von diesen bisher aber nur sehr sparsam genutzt.
Was bleibt, ist eine destruktive Mannschaft, die es bis ins Halbfinale der EM geschafft hat. Dort wartet dann mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Belgien, dass es im Viertelfinale mit Wales zu tun hat. Die Belgier haben bisher auch noch nicht restlos überzeugt. Nur beim 4:0 gegen völlig überforderte Ungarn war zu sehen, weshalb Belgien als ein Geheimfavorit ins Turnier gestartet war. Gegen die Kaputtmacher aus Portugal dürfte das schwierig werden... ako
Die Diskussion ist geschlossen.