Auf dem Weg nach Liverpool: Augsburg träumt von der Sensation
Für den einen oder anderen Spieler des FC Augsburg erfüllt sich mit der Reise nach Liverpool ein Traum. Dennoch glauben Mannschaft und Trainer auch an ihre Chance.
Mit dieser Reise zu Jürgen Klopp an die legendäre Anfield Road erfüllt sich für den FC Augsburg mehr als ein "Kindheitstraum". Nach dem 0:0 im Gänsehaut-Spiel vor einer Woche glaubt der internationale Fußball-Nobody tatsächlich an seine Mini-Chance beim ruhmreichen FC Liverpool. "Da fährt der kleine FC Augsburg nach Liverpool, um da eventuell eine Sensation zu schaffen. Da darf und soll sich jeder drauf freuen", frohlockte Trainer Markus Weinzierl vor der ersten Dienstreise auf die Insel.
Hochmotiviert bestieg das Team am Mittwoch den Flieger: Es soll weit mehr als nur eine Sightseeingtour in der Stadt der Beatles werden. Zwei Passagiere konnten sich an Bord des Sonderfluges DE 1970 aber nicht uneingeschränkt auf Liverpool freuen: Der am Oberschenkel verletzte Raul Bobadilla reiste nach nur einer Laufeinheit auf die Insel, sein Einsatz am Donnerstag (19.00 Uhr/Sky) ist sehr fraglich.
Und Torhüter Marwin Hitz erwartet das zweite Kind, der Geburtstermin bei seiner hochschwangeren Frau kollidiert mit dem Liverpool-Trip. Die Reise an die legendäre Anfield Road machte er dennoch mit. "Alles ist abgesprochen", meinte der Schweizer zu seiner Terminnot.
Tobi Werner: "Von so einem Stadion träumt man sein ganzes Leben"
Die Augsburger erwartet ein womöglich einmaliges Highlight: Viel mehr Fußballkult als beim Trip zum fünfmaligen Landesmeister-Cup-Gewinner und Champions-League-Sieger geht kaum, wenngleich die großen Zeiten der Reds schon etwas her sind.
"Von so einem Stadion träumt man sein ganzes Leben: Camp Nou, Bernabéu und San Siro sind vielleicht noch einige Stadien, die genauso Prestige haben wie die Anfield Road", schwärmte Mittelfeldmann Tobias Werner. "Ganz Augsburg soll das Spiel genießen. Die Mannschaft wird sich zur absoluten Energieleistung pushen." Jetzt fällt auch noch Dong-Won Ji aus
Nach dem 1:0 im Bundesliga-Abstiegskampf bei Hannover 96 dürfen die Augsburger das größte Auswärtsspiel der Vereinshistorie eingestimmt von den Klängen der Anfield-Stadionhymne "You'll never walk alone" noch ein bisschen mehr, ein bisschen unbeschwerter genießen. Nach dem torlosen Remis im Hinspiel träumen die Schwaben sowieso davon, dass gegen das Team von Trainer Klopp vielleicht der Achtelfinal-Einzug glücken könnte. Das würde weitere 750 000 Euro Preisfeld bedeuten.
Reuter über Verletzte: Andere müssen in die Bresche springen
"Wichtig ist, dass wir uns nicht verstecken und gut dagegenhalten", unterstrich Kapitän Paul Verhaegh. "Wenn wir die Möglichkeit kriegen, müssen wir sie auch nutzen." Halil Altintop meinte, dass Liverpool schlagbar ist: "Die Chancen stehen nicht schlecht für uns."
Während Trainer Markus Weinzierl hochkonzentriert wirkte, bestiegen einige Profis mit leuchtenden Augen den Flieger. Für viele erfüllte sich ein "Kindheitstraum", wie es Markus Feulner jüngst beschrieb - der dann selbst aber hart gebremst wurde. Wegen eines Jochbeinbruchs aus dem Hannover-Spiel musste er operiert werden, während seine Kollegen sich auf den 18-maligen englischen Meister einstimmten.
"Mittlerweile hat es uns ganz schön gebeutelt", fand Geschäftsführer Reuter zur derzeitigen Verletztenmisere. Und dennoch: In so einem Spiel müssten dann eben andere in die Bresche springen, sagte Reuter, der von seinem Weltmeister-Kollegen und früheren Liverpool-Stürmer Karl-Heinz Riedle auf dem Flug nach England begleitet wurde.
In Liverpool hat noch keine deutsche Mannschaft gewonnen
Einen in Ehrfurcht erstarrten FCA erwartet Klopp indes nicht. "Wir wollen in die nächste Runde, und das müssen wir auch zeigen", erklärte der frühere Dortmunder und Mainzer Erfolgstrainer. Für die Gastgeber geht es nicht nur um Weiterkommen und Prestige: Drei Tage vor dem Ligapokal-Finale gegen den künftigen Guardiola-Club Manchester City würde ein K.o. Turbulenzen mit sich bringen.
Jedes Remis außer einem 0:0 reicht den Augsburgern zum Weiterkommen, ein Sieg sowieso. Letzteres glückte noch keinem deutschen Team an der Anfield Road. In 14 Duellen gegen deutsche Mannschaften siegte Liverpool elfmal, die drei Remis würden immerhin zu Verlängerung reichen. "In Liverpool können wir nun Alles oder Nichts spielen. Unsere Chancen sind sicher nicht kleiner geworden", erklärte Hitz. Christian Kunz und Manuel Schwarz, dpa
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