Das Rätsel um FCA-Manager Andreas Rettig
Am Ende dieser Saison laufen die Verträge von 21 Spielern aus. Viel Arbeit also für den Manager. Doch es ist unklar, ob Andreas Rettig selbst weiter in Augsburg arbeitet.
"Für uns hat ab sofort der Abstiegskampf begonnen." (Andreas Rettig am 8. Mait 2011, dem Tag des FCA-Bundesliga-Aufstiegs).
In der Vorrunde der Fußballbundesliga sind noch vier Spieltage zu absolvieren und am 20. Dezember steht für die Profis des FC Augsburg zum Abschluss der Arbeitsjahres 2011 noch das Pokalspiel bei 1899 Hoffenheim auf dem Programm. Dann ist Winterpause bis Mitte Januar. Ausruhen werden sich die Verantwortlichen des Aufsteigers in der Zeit nur bedingt können. Die Verträge von 21 Spielern laufen zum Saisonende aus.
Wer geht, wer bleibt? „Wir werden nach der Vorrunde mit allen Profis reden“, sagt Manager Andreas Rettig. „Wir sehen das völlig unaufgeregt“, fügt er hinzu. Das treffe auch auf ihn selbst zu. Rettigs Vertrag endet ebenfalls im Sommer. In der Vergangenheit gingen Verlängerungen frühzeitig und problemlos über die Bühne. Das ist diesmal wohl anders. Will der Geschäftsführer seinen Vertrag verlängern? Zu seiner Zukunft will Rettig sich nicht äußern. „Auch darüber reden wir im Winter“, sagte er lapidar.
Wie dieses Gespräch endet – eine Antwort darauf kann auch Walter Seinsch derzeit nicht geben. „Er überlegt“, erklärt der Vorstandschef. Seinsch weiß, dass der gebürtige Rheinländer Rettig seiner Heimat sehr verbunden ist und immer wieder betont, dass er irgendwann nach Köln zurückkehren wolle. „Ich hoffe, dass dies nicht schon im nächsten Jahr der Fall sein wird“, sagte Seinsch. Bis Ende Januar will er die Entscheidung seines leitenden Angestellten wissen.
Seit 2006 Arbeitsplatz an der Donauwörther Straße
Seit 2006 hat Rettig seinen Arbeitsplatz in der FCA-Zentrale an der Donauwörther Straße. Er lenkt die wirtschaftlichen und sportlichen Geschicke des Vereins, hat maßgeblichen Anteil an der Professionalisierung des mittelständischen Unternehmens FC Augsburg. Rettig gilt als sehr fleißig, arbeitet akribisch, will im Verein über alles Bescheid wissen, ist rhetorisch ausgezeichnet geschult, persönliche Eitelkeiten sind ihm fremd. Außerdem ist er wie nur wenige im deutschen Profifußball vernetzt. Rettig kommt in den Medien immer wieder auch bei Themen zu Wort, die nicht unmittelbar den FCA betreffen.
Zehn Jahre – von 2000 bis 2010 – gehörte er mit kleinen Unterbrechungen dem Vorstand der Deutschen Fußball–Liga an und ist in diesem Gremium mittlerweile für die Nachwuchs-Leistungszentren zuständig.
Doch Rettig eckt auch immer wieder an. Als er die Stadionbesucher mal Kunden eines Restaurants verglich, rief das Entrüstung hervor. Null Toleranz zeigt er gegenüber gewalttätigen Stadionbesuchern oder Pyrotechnik auf den Rängen. Beim Großteil der sogenannten Ultras gilt er deshalb als unbeliebt.
Für Diskussionen sorgte der Geschäftsführer des Neulings erst vor wenigen Wochen mit seinem Auftritt in der Fernsehsendung „Blickpunkt Sport“. Die Fragen von Moderatorin Janina Nottensteiner beantwortete er sichtlich genervt.
Am Montagabend, bei seinem Auftritt im Augsburger Presseclub, gestand Vereinschef Seinsch Fehler bei der Transferpolitik ein. Indirekt hat er damit auch dem Manager eine Teilschuld an der sportlichen Misere gegeben. Auch Rettig sagt: „Dass wir mit unserer Personalpolitik im Sommer nicht optimal gelegen sind, dieser Kritik müssen wir uns stellen.“ Im Winter soll mit einigen Neuzugängen nachgebessert werden.
Rettig hat in den vergangenen Jahren aus einem Zweitliganeuling einen Bundesligaaufsteiger geformt und damit erheblichen Anteil am Erfolg. Es gibt auch FCA-Beobachter, die glauben, dass Rettig zumindest bis 2013 für den FCA arbeiten wird. Denn bis dahin läuft der Vertrag von Trainer Jos Luhukay. Rettig hat den Trainer nach Augsburg gelotst, vielleicht schließen sie dann auch zusammen das Kapitel FC Augsburg. Dass Luhukay vorzeitig zusammen mit Rettig im Sommer 2012 geht, dies glaubt Vereinschef Seinsch nicht.
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