Ex-Trainer Hörgl im Interview: Beifall für den FCA
Rainer Hörgl führte Augsburg 2006 als Trainer zurück in den bezahlten Fußball und schwärmt noch heute von dieser Zeit. Der Mannschaft traut er auch jetzt den Klassenerhalt zu.
Fußball-Gespräch, so lautet der Titel einer Serie, die wir in der kommenden Saison vor den FCA-Spielen veröffentlichen möchten. Dabei werden ehemalige Spieler, Trainer oder andere Experten über Fußball und den FC Augsburg zu Wort kommen.
Hallo Herr Hörgl, wo stören wir Sie gerade?
Hörgl: Sie stören überhaupt nicht, ich bin gerade zu Hause in Neukirchen (Hinweis der Redaktion: Der Ort liegt in Oberbayern an der Autobahn zwischen dem Chiemsee und Salzburg.)
Seit Sie im Jahre 2010 beim FC Rot-Weiß Erfurt aufgehört haben, ist es relativ ruhig um Sie geworden.
Hörgl: Den Trainerberuf übe ich ja nicht mehr aus, Erfurt war meine letzte Station als Coach, wir hatten eine gute Mannschaft. Doch dort passte es einfach nicht mehr. Das hat mich in meinem Entschluss, nicht mehr als Trainer zu arbeiten, den ich eigentlich ja schon in meiner Zeit beim FCA gefasst hatte, bestätigt.
Sind Sie jetzt aus dem Fußballgeschäft ganz raus.
Hörgl: Nein, ganz und gar nicht.
Was machen Sie dann jetzt?
Hörgl: Ich bin nach wie vor in vielen Stadien unterwegs. Schließlich muss ich gut informiert sein, was sich im „großen Fußball“ alles tut. Zusammen mit Klaus Augenthaler, Andreas Brehme und dem ehemaligen FCA-Spieler Michael Wenczel bastel ich gerade an einer sehr interessanten Konstruktion. Das heißt, wir entwickeln ein Investitionsmodell für Fußballvereine. Konkreter kann ich jedoch im Moment nicht werden.
Zudem sind Sie ja bei einem Fußballverein in Ihrer Heimat engagiert.
Hörgl: Das ist richtig. Ich bin Fußballabteilungsleiter beim SB Chiemgau Traunstein. Ehrenamtlich, derzeit sind wir Tabellenführer in der Bezirksliga Oberbayern Ost. Ich will meine Erfahrung dort mit einbringen und helfen, den Verein weiter zu entwickeln.
Das haben Sie in Augsburg ja geschafft. Sie werden in die FCA-Annalen eingehen als der Trainer, der 2006 nach 23 Jahren den Verein in den bezahlten Fußball führte. War das ihre schönste Zeit als Trainer?
Hörgl: Ja, ohne Wenn und Aber. Es ging beim FCA drei Jahre fast nur nach oben, es hat eigentlich alles gepasst. Höhepunkte waren natürlich der Aufstieg und die erste Saison in der zweiten Bundesliga. Damals landeten wir auf einem Platz im vorderen Mittelfeld.
Zuvor mussten Sie allerdings mit der bitteren Niederlage gegen Jahn Regensburg und dem damit verpassten Aufstieg auch einen herben Rückschlag verdauen. Wie ist Ihnen das damals gelungen?
Hörgl: Natürlich war diese Niederlage sehr bitter. Der FCA hat zuvor 20 Punktspiele nicht verloren und dann verspielen wir am letzten Spieltag den Aufstieg. Doch trotz dieser großen Enttäuschung wussten wir, dass wir es in der Saison darauf packen können und werden. Die Mannschaft schöpfte aus der Regensburg-Pleite Kraft, das Umfeld blieb ruhig.
Besitzen Sie noch Kontakte nach Augsburg und zum FCA?
Hörgl: Zum Verein eigentlich kaum noch, ich bin ja nun schon sechs Jahre weg. Es sind ja aus meiner Zeit nur noch wenige da. Private Beziehungen bestehen schon noch.
Der FCA spielt nun schon die vierte Saison erstklassig. Haben Sie das der Mannschaft, die ja stets als Abstiegskandidat Nummer eins galt, zugetraut?
Hörgl: Der Verein insgesamt hat sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt. In der ersten Saison besaß der FCA mit Jos Luhukay und Andreas Rettig zwei erfahrene Leute, die auch schwierige Situationen gemeistert haben. Wie der Verein dann im zweiten Jahr reagiert hat, war schon klasse. Das sensationelle Abschneiden im vergangenen Spieljahr war dafür die Belohnung, natürlich auch für Trainer Markus Weinzierl und Manager Stefan Reuter.
Wo sehen Sie das Team in diesem Spieljahr?
Hörgl: Dass der Start holprig werden kann, das habe ich schon vor dem Pokal-Aus in Magdeburg gesagt. Schließlich müssen zwei, drei wichtige Spieler ersetzt werden. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern braucht seine Zeit. Doch ich glaube schon, dass die Mannschaft gefestigt genug ist und mit dem Abstieg auch heuer nichts zu tun haben wird.
Wie lautet Ihr Tipp für das Spiel am Freitag gegen Borussia Dortmund?
Hörgl: Dass dies eine schwierige Aufgabe ist, das ist klar. Aber auch in Dortmund läuft bei Weitem noch nicht alles rund, auch der BVB steht bereits unter Druck. Ein Punkt ist für den FCA auf jeden Fall drin. Ich tippe auf ein 1:1-Unentschieden.
Das Interview führte Herbert Schmoll
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