FC Augsburg will Pfiffe der Fans nicht überbewerten
Beim 0:1 gegen Ingolstadt äußerte ein Teil der FCA-Fans deutlich hörbar seinen Unmut. Geschäftsführer Peter Bircks gesteht ihnen das Recht darauf zu, bittet aber um Verständnis.
Seit dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga im Jahr 2011 prasselte deutschlandweit viel Lob über den FC Augsburg herein. Nicht nur weil der Klub eine teilweise erfrischende Philosophie pflegt, sondern weil das Publikum auch etwas anders ist als anderswo. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung verglich die Stimmung in der Augsburger Arena vor ein paar Jahren mit der an der Anfield Road in Liverpool. Das gleicht einem Ritterschlag. Pfiffe gab es nur ganz selten und wenn, dann wurden sie meist weggeklatscht. Am Samstag in der Halbzeitpause beim Spiel des FCA gegen Ingolstadt waren die Pfiffe erstmals nicht zu überhören.
Die FCA-Fans im Internet sind verärgert. „Was kotzt mich mehr an? Die Pfiffe von sogenannten Fans oder die Leistung?“ schreibt einer. „So ein Spiel kann mal passieren, aber dann gleich pfeifen? Hört mir doch auf, ihr Pfeifen! Schleicht’s euch!“
Bircks will Pfiffe nicht so hoch hängen
Auch Finanz-Geschäftsführer Peter Bircks, der am Freitag noch in Monaco, bei der Auslosung zur Europa League war, saß auf der Haupttribüne. „Ich muss zugeben, das hatte eine andere Dimension“, sagt Bircks. Allerdings will Bircks die Pfiffe auch nicht so hoch hängen: „Es ist schon auch so, dass es genauso laut ist, wenn 500 pfeifen, wie wenn 5000 klatschen.“ Dabei gesteht Bircks jedem Kritiker auch seinen Unmut zu: „Jeder hat das Recht, zu pfeifen. Aber ich bin dennoch überzeugt, dass wir vom Großteil des Publikums richtig eingeordnet werden. Wir sind nicht der große FCA, der den kleinen FC Ingolstadt aus dem Stadion schießt.“ Der 63-jährige Funktionär steuert dabei auch noch etwas für die Statistik zu: „Wir wissen, dass uns 86 Prozent im Stadion wohl gesonnen sind, aber es gibt auch einige, die uns von Haus aus nicht mögen.“
Ansonsten hält es Bircks wie schon am Samstag FCA-Keeper Marwin Hitz: „Unser Torwart hatte völlig recht. Unsere gute Saison zuletzt war ein positiver Ausrutscher nach oben. Wir sind der FCA und wir müssen realistisch bleiben.“
Der Schweizer hatte kurz nach dem Spiel wenig Verständnis für die Pfiffe gezeigt. „Wir wissen schon, wer wir sind, außer die, die gepfiffen haben“, konnte er mit den durchaus hörbaren Unmutsäußerungen der erwartungsfrohen FCA-Fans nicht viel anfangen. Die gestiegenen Ansprüche des Umfeldes seien ihm „eigentlich wurst“. Hitz weiter: „Jeder weiß, wer wir sind. Die Schalker und die Dortmunder fragen sich jetzt noch, wie wir vor ihnen sein konnten. Es war eine Riesensensation, was wir geschafft haben. Darum braucht keiner erwarten, dass wir jede Mannschaft an die Wand spielen.“
Ansprüche der FCA-Fans sind gestiegen
Das nicht, aber die Ansprüche sind im fünften Jahr Bundesliga gesteigen. Die Fans wurden auch durch zahlreiche Spiele, die begeisternd waren, verwöhnt. Auch innerhalb des FC Augsburg liegt die Messlatte für das eigene Team nicht mehr so niedrig wie im ersten Jahr Weinzierl. Nur wird das nie jemand öffentlich so deutlich sagen. Wie unzufrieden alle Beteiligten waren, wurde an einer kleinen Begebenheit sichtbar. Normalerweise steht FCA-Trainer Markus Weinzierl nach der offiziellen Pressekonferenz im kleinen Kreis noch für weitere Fragen zur Verfügung. Das ist eigentlich Usus in der Bundesliga. Am Samstag verschwand er direkt in der Kabine.
Zuvor hatte Kapitän Paul Verhaegh die Lage nach zwei guten Spielen (Hertha und Frankfurt) ohne passendes Ergebnis und einem miesen Kick richtig analysiert: „Wir müssen jetzt nicht die Reset-Taste drücken und alles grundsätzlich hinterfragen. Wir müssen es nach der Länderspielpause einfach besser machen.“
Auch Manager Stefan Reuter will die ungewohnte Reaktion einiger Zuschauer nicht überbewerten: „Wir wurden auch wieder angefeuert. Ich denke schon, dass die meisten Leute realistisch sind und glücklich darüber sind, dass wir in der Bundesliga spielen.“ Das sind die FCA-Fans ohne Zweifel, auch wenn sie mal pfeifen.
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