FCA-Fans zeigen Flagge
Die Befürchtungen vor der Begegnung der Augsburger und der Mainzer Ultras waren groß. Doch das Zusammentreffen verlief überraschend.
Die Szene am Fastnachtsbrunnen in der Mainzer Innenstadt wirkte gespenstisch. Dort wo am Rosenmontag Tausende von Narren lautstark feiern, herrschte am Samstagmittag minutenlang gespannte Ruhe. Zehn Meter, nur von einer unsichtbaren Linie getrennt, belauerten sich rund 200 Ultras des FC Augsburg und die gleiche Anzahl Hardcore-Fans des FSV Mainz 05. Dazwischen standen nur zwei Beamte der Mainzer Bereitschaftspolizei.
Und was passierte am Ende des Augsburger Demonstrationszuges durch Mainz – nichts. Zehn Minuten schwiegen sich die beiden verfeindeten Fan-Gruppierungen an, ehe die Abschlussredner der Augsburger mit ihren Reden begannen. Noch einmal mit deutlichen, aber nicht ausfallenden Worten für ihre Grundrechte als Fußballfans eintraten und sich gegen die aus ihrer Sicht willkürliche Behandlung besonders durch die Polizei in Mainz unter den Beifall ihrer Mitfahrer wandten. Und was taten die Mainzer, bis die Augsburger in ihre Busse stiegen und zum Stadion fuhren? Sie waren präsent, blieben aber ruhig.
Polizei-Einsatzleiter: Bin begeistert
„Ich bin begeistert – von den Augsburgern und den Mainzern“,äußerte sich Achim Zahn, Einsatzleiter und Mainzer Polizeidirektor, nach der bemerkenswerten Aktion der Augsburger Fan-Szene zufrieden und erleichtert.
Dass alles ruhig blieb, schrieb Zahn auch der geänderten Einsatzweise seiner Beamten zu. Während der ganzen Demonstration war nur wenig Polizei zu sehen, das Gros der Einsatzkräfte blieb im Hintergrund.
Zahn erklärte: „Wir haben zum ersten Mal diese Taktik gewählt, dass wir keine Polizei dazwischen-gestellt haben. Ich bin im Vorfeld intern dafür kritisiert worden, das Risiko sei zu groß, dass sie aufeinander losgehen, hieß es. Aber ich habe im Vorfeld auf Kommunikation gesetzt. Augsburg hat sich vorbildlich verhalten und die Mainzer im Nachhinein auch.“ Normalerweise kennt die Mainzer Polizei kein Pardon im Einsatz gegen Fußballfans.
Lob vom Organisator der Demo
Dies bekamen die Augsburger Ultras Ende März zu spüren. Damals ging die Polizei in der Stadt massiv gegen etwa 100 FCA-Fans vor. Unverhältnismäßig, meinten die Augsburger. Zahn sah es zwar anders, zeigte aber sogar ein wenig Verständnis: „Man muss immer beide Seiten hören, und aus unserer Sicht war das nachvollziehbar und richtig. Es gibt natürlich eine andere Sicht der Fußballfans, und die ist durchaus auch nachvollziehbar. Dann muss man gegebenenfalls gerichtlich klären, was richtig oder falsch war.“ Das werden die Augsburger nicht tun. Doch anstatt Krawall zu machen, drehten sie vor dem FCA-Auswärtsspiel den Spieß um und ließen sich von der Polizei schützen. Demo-Organisator Mario Riedel, 27, war mit dem Ablauf sehr zufrieden: „Ich weiß nicht, ob sich grundsätzlich etwas verändern wird. Aber wir wollen uns nicht alles gefallen lassen. Und heute hat sich die Polizei hier in Mainz so verhalten, wie man es sich wünscht – als Fan wie als Mensch.“
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