FCA-Kapitän Verhaegh kommt mit WM-Erlebnissen zurück
FCA-Kapitän Paul Verhaegh war als Ersatzmann mit der niederländischen Nationalmannschaft nach Brasilien geflogen. Am Ende kam er mit einem Einsatz und vielen Erlebnissen zurück.
Das orangefarbene Trikot mit der Nummer zwölf und die WM-Bronzemedaille liegen noch gut verpackt in einer Schublade in der Wohnung von Paul Verhaegh, 30, in seiner Heimatstadt Den Bosch. „Ich bin noch nicht dazugekommen, einen geeigneten Platz zu finden. Das mache ich nach meinem Urlaub“, erklärte der niederländische Kapitän des FC Augsburg gestern am Telefon. Am Sonntag war Verhaegh mit der niederländischen Nationalmannschaft zurückgeflogen. Dann ging es zum Mannschaftshotel in Noordwijk, wo bereits die Familien warteten. Nach einem Essen konnte Verhaegh dann endlich nach Hause.
Für FCA-Profi Verhaegh war WM ein Erfolg
Der FCA-Profi kam als WM-Dritter und mit viel Stolz zurück. Auch wenn er im gesamten Turnier nur 56 Minuten spielte. Enttäuscht war er deswegen aber ganz und gar nicht. „Wenn mir einer vor einem Jahr gesagt hätte, du fährst zur WM, hätte ich ihm nicht geglaubt.“ Für ihn war es schon ein Erfolg, überhaupt noch kurzfristig den Flieger nach Brasilien erreicht zu haben.
Nicht als Talent wie zum Beispiel Matthias Ginter oder Christoph Kramer. Nein, als erfahrener 30-Jähriger, den Bondscoach Louis van Gaal eine eindeutige Rolle zugeteilt hatte. Die Nummer zwölf war Spieler Nummer 16 oder 17. „Vor der WM hat mir Louis van Gaal klar gesagt, dass ich Ersatzmann bin.“
Im Achtelfinale schlug die Stunde des Rechtsverteidigers. „Der Trainer war zuvor mit dem Spiel bei Ballbesitz nicht so zufrieden. Er hat gesagt, er will mich spielen sehen, weil ich in den fünf Wochen Vorbereitung einen guten Eindruck hinterlassen habe.“ Den konnte Verhaegh beim 2:1-Sieg gegen Mexiko nicht bestätigen. Im Glutofen von Fortaleza (39 Grad im Schatten) wurde er nach knapp einer Stunde ausgewechselt. „Ich habe noch nie so eine extreme Witterung erlebt. Man hat kaum Luft bekommen, weil die Luftfeuchtigkeit so hoch war. Es war wie in der Sauna.“
Als Entschuldigung wollte dies der ehrliche Profi nicht gelten lassen: „Ich muss selbstkritisch sein, meine Leistung war nicht optimal.“ Trotzdem war die WM für ihn die Krönung seiner Karriere. „Diese Erfahrungen nehme ich mit und sie bleiben in meiner Erinnerung.“
Verhaeghs Eindrücke von Brasilien waren zwiespältig
Wie zum Beispiel die Eindrücke von der Millionenstadt Rio de Janeiro. Das Mannschaftshotel lag direkt an der Copacabana. Und so gab es für Verhaegh nicht nur Fußball, sondern auch ein wenig Sightseeing. Auch wenn es nicht so einfach war, denn vor dem Hotel warteten jeden Tag viele Fans und Medien. „Wir hatten nach jedem Spieltag einen freien Abend und einen freien Morgen. So konnten wir in Privatklamotten losziehen und ein bisschen was von der Stadt sehen.“ Seine Eindrücke waren zwiespältig. „Dieser Teil von Rio ist schön. Das Leben spielt sich komplett am Strand ab.“ Auf dem Weg vom Hotel zum Flughafen sah Verhaegh aber auch das hässliche Gesicht der brasilianischen Metropole. „Da sind wir an Favelas vorbeigekommen, wo die Leute auf der Straße leben. Es sind große Gegensätze. Da denkt man schon, wie selbstverständlich bei uns alles ist.“
Nach über zwei Monaten Nationalmannschaft ist Verhaegh jetzt aber froh, wieder daheim zu sein. Obwohl ihn in der Vorrunde seine Eltern, sein Bruder Rob, 29, und seine Freundin Nathalie besucht hatten. Allerdings ohne Kinder.
Die vermisste Verhaegh besonders, auch wenn er fast täglich Bilder von Töchterchen Mila, 3, und Sohn Fenn-Liam, der Anfang Mai geboren wurde, per Internet erhielt. „Es war eine lange, schöne aber auch manchmal eine harte Zeit. Fenn-Liam ist jetzt zweieinhalb Monate alt und ich habe ihn ja kaum gesehen. Gerade er ist in den zwei Monaten so gewachsen.“
Dafür genießt er jetzt jede Sekunde mit seiner Familie. Am Samstag geht es auf die Mittelmeer-Insel Ibiza. Verhaegh hat ein Ferienhaus mit Pool und Meerblick gemietet. „Die Kinder können planschen und ich mich erholen. Ich werde nicht viel machen.“ Am 4. August wird er nach Augsburg fahren, einen Tag später wieder ins Training einsteigen. „Ich brauche keine sechs, sieben Wochen Vorbereitung, weil ich ja bis vor fünf Tagen noch trainiert habe. Ich fühle mich körperlich gut. Ich will jetzt nur im Kopf etwas abschalten, um dann beim FCA wieder anzugreifen.“ Zuvor wird aber das Trikot und die Medaille ausgepackt und aufgehängt.
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