FCA-Sonnyboy Bobadilla zeigt Emotionen
Profi Raúl Bobadilla beantwortet in Wemding nicht nur Fragen zum Fußball, sondern gewährt auch einen Blick hinter seine Fassade.
Raúl Bobadilla hat in seinem Leben schon so manchen Fehlpass gespielt. Nicht nur als Fußballer auf dem Sportplatz, sondern auch außerhalb des Rasenvierecks. In der Schweiz drückte er mit seinem Sportwagen zur sehr aufs Gaspedal und wurde bestraft, bei Borussia Mönchengladbach trank er mal einen über den Durst und bekam ebenfalls Ärger mit Justitia. Bei seinem Arbeitgeber, dem FC Augsburg, ist der Argentinier einer, der für die gute Laune im Team verantwortlich ist – er gilt als Sonnyboy. Daraus macht er kein Hehl, diese Rolle spielt er gerne. Doch es gibt auch einen anderen Raúl Bobadilla. Den, der ernst und nachdenklich sein kann, der mit seinen 27 Jahren schon einiges erlebt hat und sagt: „Ich habe aus meinen Fehlern gelernt.“
Bobadilla gewährt Blick hinter seine Fassade
Beim FCA-Stammtisch, den die beiden Lokalausgaben unserer Zeitung, die Donauwörther Zeitung und die Rieser Nachrichten am Montagabend in Wemding (Kreis Donau-Ries), veranstalteten, gewährte Bobadilla den rund 80 Gästen auch einen Blick hinter seine Fassade.
Bobadilla erzählte seine Geschichte, wie sie jungen Talenten, die sich aus Südamerika auf den Weg nach Europa aufmachen, sehr oft widerfährt. Bobadilla erinnerte, teils sehr emotional, wie schwer ihm mit 18 Jahren der Start auf einem neuen Kontinent, in einem fremden Land fiel. „Ich kam ohne meine Familie, nur mit einer Tasche in eine für mich völlig andere Welt. Das war eine harte Zeit“.
Damals lag ihm ein Angebot aus Basel vor, allerdings nicht vom Branchenführer FC, sondern vom Zweitligisten Concordia. Nach einem Vierteljahr wollte er jedoch wieder zurück nach Südamerika, das Heimweh war groß: „Meine Eltern haben mich allerdings gebeten, nicht aufzugeben und weiter in Europa zu bleiben.“ Auch zu Hause hatte er als Jugendlicher einige hohe Hürden zu überwinden. Mit 15 Jahren wurde er in Buenos Aires bei den Boca Junior ausgemustert: „Ich war zu klein“, erzählte er lächelnd. Einige Monate später wechselte er dann zum großem Lokalrivalen CA River Plate. Dort spielte er in der zweiten Mannschaft: „An Superstars wie Higuaín oder Falcao kam ich damals nicht vorbei.“
2006 gab es die Offerte aus der Schweiz, Späher der Eidgenossen hatten ihn bei einem Turnier in Italien entdeckt.
Jeden Monat überweist er Geld nach Argentinien
Heute ist er seinen Eltern noch dankbar, dass sie ihm von der Rückkehr nach Argentinien abgeraten haben. Deshalb zahlt er ihnen in barer Münze zurück, „was sie für mich früher gemacht haben“. Jeden Monat überweist er Geld nach Argentinien: „Mein Vater hat sein ganzes Leben hart gearbeitet, jetzt bin ich stolz, dass er dies nicht mehr tun muss.“
Im nächsten Jahr werden seine Eltern und seine Schwester wieder zu Besuch nach Augsburg kommen. Bobadilla liebt nicht nur die Nähe zu seiner Familie, sondern auch zu den Fans. Dies wurde auch bei der Veranstaltung im Ries deutlich. „Deshalb haben unsere Anhänger auch ein Recht darauf, zu erfahren, wie das Leben eines Profis abläuft“, sagt er ganz offen. Dass er bei einem Verein in Deutschland spielen kann, das macht ihn sichtlich stolz, „denn neben der englischen Premiere League ist die Bundesliga sicherlich die stärkste Liga der Welt“. Und beim FC Augsburg fühlt er sich sehr wohl und gut aufgehoben. Sportlich und privat. „Trainer Weinzierl und Manager Reuter versuchen wie die anderen Mitarbeiter im Klub auch bei privaten Problemen zu helfen. Das ist sehr gut.“
Auch mit seiner persönlichen sportlichen Situation ist der bullige Argentinier zufrieden. Dass er beim FCA jetzt Rechtsaußen („Eigentlich bin ich Stürmer“) spielen muss, dies hat er längst akzeptiert. „Für mich war dies zwar zunächst eine völlig neue Position, aber mittlerweile macht sie mir Spaß.“ Dort möchte er mithelfen, dass der FC Augsburg wieder eine erfolgreiche Saison spielt. Und da zeigt sich „Boba“, wie er von seinen Kollegen genannt wird, sehr realistisch: „Mit den bisher erreichten neun Punkten können wir leben. Unser Ziel ist der Klassenerhalt.“ Von den Gästen in Wemding gab’s großen Beifall – für einen unterhaltsamen und interessanten Abend.
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