FCA kann auf Platz drei vorrücken: Manager Reuter bleibt gelassen
Der FC Augsburg könnte mit einem Sieg gegen den HSV auf Platz drei springen. Dies nimmt Manager Stefan Reuter genauso unaufgeregt hin wie die Verletzung von Torhüter Hitz.
Es ist nur eine Zahlenspielerei, sicherlich, aber eine, die wohl am plakativsten die Dimension der bisherigen Leistung des FC Augsburg in der vierten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte darstellt. Sollte der FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr) sein Heimspiel gegen den Hamburger SV gewinnen, dann könnte er, wenn alles optimal für ihn läuft, auf Platz drei vorrücken. Den ersten Türöffner zur Champions-League. Unglaublich? Eigentlich schon. Vor 14 Jahren kickte der FCA noch in der Bayernliga, vor zwei Jahren war man mit sechs Punkten zu diesem Zeitpunkt Letzter. Also unrealistisch? Nein.
Manager Stefan Reuter: "Das sind Momentaufnahmen"
In einem Großteil der anderen Bundesliga-Standorte und auch beim kommenden Gegner würde so eine Aussicht zu einem kollektiven Ausnahmezustand unter Fans und wohl auch bei den Verantwortlichen führen. In Augsburg sorgt sie am Mittwoch bei Manager Stefan Reuter am Rande des Trainingsplatzes nur für ein mitleidiges und etwas unverständliches Schulterzucken für diesen Gedanken. Reuter sagt: „Das sind Momentaufnahmen. In dieser Saison liegt alles eng zusammen. Von daher freuen wir uns über jeden Punkt, den wir mitnehmen können.“
Der Weltmeister von 1990 kennt die Mechanismen des Geschäfts durch und durch. Darum ist Reuter einer, der für die Öffentlichkeit lieber weit nach unten blickt, was intern besprochen wird? Als Abstiegskandidat hat der FCA sich auf jeden Fall bisher nicht präsentiert. Trotzdem hat Reuter mit seiner Sichtweise auch recht. Sollte der FCA verlieren, und es verläuft alles ungünstig, könnte der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz auf fünf Punkte zusammenschnurren.
Unumstößlicher Fakt ist aber: der FCA hat bisher aus zwölf Punktspielen 18 Zähler eingesammelt. Und das ist kein Zufall mehr. Das sieht auch Reuter so: „Die Mannschaft ist stabil, selbstbewusst. Sie macht einen kompakten Eindruck. Aber man sieht auch, wie eng die ganzen Spiele sind. Da dürfen wir nicht lockerlassen, müssen weiter gierig bleiben.“
Augsburg besiegelte das Aus von VfB-Trainer Armin Veh
Gierig – das war der FCA auch in Stuttgart. Und mit dem zweiten Auswärtssieg in dieser Saison besiegelte der FCA das Aus von VfB-Trainer Armin Veh. Der trat noch am Abend zurück. Völlig überraschend – auch für Reuter: „Ich finde es total schade. Bei der Pressekonferenz hat überhaupt nichts darauf hingedeutet, dass er diesen Schritt geht. Es ist Wahnsinn, dass er den Weg von sich aus freimacht, um neue Impulse zu setzen. Da sage ich: Hut ab. Vor so einer Entscheidung habe ich gehörigen Respekt.“
Der FCA, ein Trainerkiller? Auch Bruno Labbadia kostete eine Niederlage gegen den FCA im August 2013 beim VfB den Job. „Das ist Zufall“, sagt Reuter. Aber, so findet er: „Vielleicht haben viele immer gedacht, gegen Augsburg musst du gewinnen. Aber so leicht sind wir auch nicht zu schlagen.“
FC Augsburg: Spielberechtigung für Reichlmayr und Miletic
Was in dieser Saison hauptsächlich an der Abwehr lag. Fünf der sechs Siege gelangen ohne Gegentor. Jetzt muss der FCA die restliche Vorrunde auf Torhüter Marwin Hitz (Anriss des hinteren Kreuzbandes) verzichten. Für Reuter kein Grund, in Aktionismus zu verfallen. Zwar wurde U23-Torhüter Thomas Reichlmayr, 22, auf die Spielberechtigungsliste für die Bundesliga gesetzt (Reuter: „Falls noch etwas passiert.“), dort steht übrigens auch Torwart-Trainer Zdenko Miletic, 46. Doch ansonsten vertraut er den Hitz-Stellvertretern Alexander Manninger, 37, und Ioannis Gelios, 22: „Wir sind gut besetzt mit Manninger und Gelios. Beide hinterlassen einen guten Eindruck, daher werden wir kurzfristig nichts machen.“ Und dann hofft Reuter darauf, dass Hitz vielleicht schon wieder ins Trainingslager nach der Winterpause mitfahren kann. Doch sicher ist er sich da nicht: „Ich denke, es könnte reichen, aber man darf ihn auch nicht zu sehr unter Druck setzen. Entscheidend ist, dass das Knie wieder richtig stabil sein wird, dass das Band vernünftig ausheilt. Diese Zeit werden wir ihm geben.“
Gegen Hamburg wird Manninger im Tor stehen. Der HSV ist 15, der FCA Sechster. Die Favoritenrolle will Reuter aber nicht annehmen. „Wir sehen uns in der Rolle, dass wir eine ordentliche Saison spielen, dass wir zu Hause stark sind, dass wir mit der Unterstützung unserer Fans gute Spiele abgeliefert haben. Unser Ziel ist es natürlich, dieses Spiel zu gewinnen. Das wird eine schwierige Aufgabe, unsere Mannschaft macht es aber derzeit sehr gut.“ In Augsburg weiß man, was man kann, und bleibt – gelassen.
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