FCA kritisiert Rettig-Vorschlag: Klassisches Eigentor
Finanz-Geschäftsführer Peter Bircks versteht nicht, warum Andreas Rettig als St.-Pauli-Geschäftsführer einige Klubs aus der bestehenden Fernsehgeld-Verteilung drängen will.
Wenn heute die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) im Marriott-Hotel in Frankfurt stattfindet, dann sind die Vertreter der deutschen Profiklubs alphabetisch geordnet an Tischreihen platziert. Ganz vorne sitzen für den FC Augsburg Prokurist Michael Ströll, Geschäftsführer Finanzen, Peter Bircks und Geschäftsführer Sport, Stefan Reuter.
St. Pauli will Investorenklubs von der Verteilung der Fernsehgelder auschließen
Der Geschäftsführer des FC St. Pauli, der ehemalige FCA-Manager Andreas Rettig, sitzt mit seiner Delegation weit entfernt von der FCA-Fraktion. Genauso weit entfernt ist die Position des FCA zum wichtigsten Antrag der Versammlung. St. Pauli will die sogenannten Investorenklubs Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg, TSG 1899 Hoffenheim und Hannover 96 (ab 2017) von der zukünftigen Verteilung der Fernsehgelder ausschließen. Bircks sagt: „Wir werden den Antrag des FC St. Pauli nicht unterstützen.“
Warum lehnt der FCA den Antrag des FC St. Pauli ab?
Für uns ist die Solidarität der Erst- und Zweitligisten das höchste Gut der DFL. Und die käme damit massiv ins Wanken. Wir glauben einfach, dass der Antrag nicht zu Ende gedacht ist.
Erklären Sie das bitte…
Es hat am Anfang sicherlich seinen Reiz zu sagen, man nimmt den Investorenklubs das Fernsehgeld weg und verteilt es auf die anderen. Damit öffnet man aber die Büchse der Pandora, wie es Karl-Heinz Rummenigge (Anm. d. Redaktion, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG) in einem Interview gesagt hat. Im zweiten Zug würden sich alle vier Investorenklubs selbst vermarkten und wenn die das tun, werden Bayern und Dortmund nachziehen. Dann würde Bayern das Vielfache verdienen. Die Mehrheit der anderen Klubs wie der FCA würden massiv darunter leiden. Am meisten leiden würden darunter aber die Zweitligisten.
Warum ist Andreas Rettig dann so vorgeprescht?
Ich kenne ihn ja schon ein paar Jahre. Ich weiß nicht, warum er den Antrag gestellt hat. Würde St. Pauli eine Mehrheit bekommen, würden sie ein klassisches Eigentor schießen. Die Bayern würden sich ins Fäustchen lachen, weil sie sowieso gerne ausscheren würden aus der Zentralvermarktung. Aber Andreas Rettig ist klug genug zu wissen, dass es schwer wird, eine Mehrheit für seinen Vorschlag zu finden.
Herr Rettig verteidigt seinen Antrag damit, dass er damit die 50+1-Regelung stärken will…
Was will er denn stärken? Wir haben doch 50+1. Daran will ja niemand rütteln.
Er sagt, dann würde es für Investoren, die auf Rendite aus sind, unattraktiver, in Fußball-Klubs zu investieren, wenn sie nicht mehr am großen Fleischtopf Fernsehgeld beteiligt werden?
Das Gegenteil ist der Fall, wenn die großen Vereine aus der Zentralvermarktung ausscheren würden, um sich selbst zu vermarkten. Das wäre dann eher attraktiver für Geldgeber. Die großen Vereine würden profitieren. Kleine Vereine würden keinen Scheich finden, der hunderte von Millionen bringt.
Was würde es bedeuten, wenn ein Quotenkrösus wie der FC Bayern München ausscheren würde?
Es würde eine Lawine lostreten. Dann steigt Dortmund aus, dann steigt Schalke aus, es wäre der Tod der Zentralvermarktung.
Es gibt ja auch Stimmen, die einen anderen Verteilungsschlüssel fordern. Wie steht der FCA dazu?
Ich finde, dass die Verteilung nach sportlichen Kriterien die fairste ist, und das sollte man so lassen.
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