Fabian Giefer und die Leiden des letzten Mannes
Fabian Giefer hat gepatzt. Und das nicht zum ersten Mal. Das Problem dabei: Er ist Torhüter. Langt der daneben, ist oft alles verloren.
Der Torhüter hat den schwersten Job im Fußball. Allein und verlassen muss er einen Kasten von der Größe eines Kleinlasters gegen fies getretene Bälle verteidigen, die nicht selten wie betrunkene Maikäfer daherflattern. Flutscht ihm ein Käfer durch die Finger, landet er meist im Netz.
Fliegenfänger spotten dann Zuschauer, die keinen Schimmer haben, wie schwierig es ist, eine Fliege zu fangen. Es entlastet den armen Kerl auch nicht, dass der Stürmerkollege vorne ein halbes Dutzend Torchancen versemmelt hat, und nichts passiert ist. Deutschland versteht sich als Torhüter-Nation. Es ist das Land der Titanen zwischen den Pfosten. Mag die Republik eine schlechte Regierung haben, einen schwachen Torwart verzeiht sie nicht.
Warum aber wagt sich überhaupt einer an die Herkules-Aufgabe, diese 7,32 Meter mal 2,44 Meter luftige Fläche zu hüten? Weil am Anfang eines Fußballer-Lebens – auf einer ungemähten Wiese oder in einem Garagenhof – die Frage steht: Wer geht ins Tor? Wer dann als Erster die Nerven verliert und die Hand hebt, wird den Job nicht mehr los. Er bleibt jener arme Tropf, der später mit einem einzigen Fehlgriff sich selbst, die Teamkollegen, den Trainer, ein ganzes Fußball-Volk in Verzweiflung, Wut und Tränen stürzt.
Im vorliegenden Fall sind es die Augsburger, die nun schon zum zweiten Mal hintereinander erleben mussten, wie ihr Torhüter Fabian Giefer danebenlag. Das schmerzt auch Trainer Manuel Baum, der früher selbst Torhüter war. Ob Giefer am Dienstag (20.30 Uhr) gegen den FC Bayern die Chance erhält, etwas gutzumachen? Gelegenheiten dazu dürften sich ihm in München ausreichend bieten.
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