Fertigpizza und Müllermilch: André Hahns schwieriger Karrierestart
Neu-Nationalspieler André Hahn hat eine bewegende Vergangenheit. Zu Beginn seiner Karriere hatte er nicht einmal genügend Geld für Essen. Die Geschichte eines Fußballmärchens.
André Hahn hat es geschafft. Der Flügelflitzer des FC Augsburg hat in der Bundesliga Fuß gefasst und sorgt für ordentlich Wirbel in der höchsten deutschen Spielklasse. Zehn Tore, fünf Assists, dazu die Auszeichnung als schnellster Spieler der Liga: Da wurde auch Bundestrainer Joachim Löw aufmerksam. Für das Länderspiel am Mittwoch gegen Chile nominierte er Hahn, der damit der erste Nationalspieler des FC Augsburg seit Helmut Haller ist.
André Hahn: Schwieriger Karrierestart in Hamburg
Ein Blick auf die Geschichte von André Hahn macht deutlich: Der 23-Jährige hat ein großes Fußballmärchen wahr gemacht. Hahn hatte einen schwierigen Karrierestart, lange Zeit sah es nicht nach einer Laufbahn als Profifußballer geschweige denn als Nationalspieler aus. Bis zum Alter von 17 Jahren spielte der Norddeutsche auf dem Land, fernab von modernen Leistungszentren oder individueller Talentförderung. 2008 holte ihn der Hamburger SV, Hahn spielte dort in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga.
Er hatte Schwierigkeiten, sich durchzusetzen, deshalb startete er parallel eine Ausbildung zum Autolackierer. Um sieben Uhr in der Früh ging es zum Arbeiten in die Werkstatt, anschließend Training, wieder arbeiten, wieder trainieren. Der streng durchgeplante Alltag zahlte sich für Hahn jedoch nicht aus, der HSV verlängerte seinen Vertrag nicht. "Die sagten, es würde nicht reichen. Ich würde nie den Sprung in die Bundesliga schaffen", erzählt Hahn dem kicker. "Keiner, wirklich keiner hat an mich geglaubt, nur mein Vater und ich."
Das frühere Leben des André Hahn: Fertigpizza und 200 Euro monatlich
2010 hatte Hahn keinen Verein mehr: "Ich hatte null Chance, einen Berater zu bekommen, niemand wollte mich." Mit seinem Vater suchte er nach einem neuen Klub. Der Viertligist FC Oberneuland nahm ihn schließlich unter Vertrag, wenn auch nur widerwillig: "Ich musste regelrecht betteln, dass sie mich nehmen", sagt Hahn. Auch im Bremer Osten wurde er nicht glücklich. Vom großen Geld konnte er nur träumen, oft hatte er nur 200 Euro im Monat zur Verfügung. "Ich musste in der Woche manchmal mit drei Fertigpizzen und Müllermilch auskommen, das war echt kein Leben", sagt Hahn im aktuellen kicker.
Laut dem Sportmagazin stand Hahn kurz davor, seinen Traum vom Profifußball aufzugeben und im Büro seines Vaters eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann anzufangen. Doch so weit kam es nicht. In seinen letzten Spielen für Oberneuland gelangen ihm sieben Tore in vier Partien. Schon klopfte der Drittligist TuS Koblenz an, Hahn schöpfte neue Hoffnung. In Koblenz fand er sein Glück jedoch nicht, die TuS stieg aus finanziellen Gründen ab. Auch seine nächste Station verlief nicht optimal, die Kickers Offenbach hatten ebenfalls große finanzielle Sorgen.
André Hahn: Ein Fußballmärchen wird wahr
Ein überraschender Anruf von Stefan Reuter, dem Manager des FC Augsburg, ebnete ihm schließlich auf einen Schlag den Weg in die Bundesliga. "Ich war baff und hörte nur sprachlos zu", beschreibt Hahn das Telefonat im kicker.
Der Rest der Geschichte ist bekannt. André Hahn ist mittlerweile der Shootingstar der Bundesliga und feiert am Mittwoch womöglich seine Premiere als deutscher Nationalspieler. Ein Märchen, so sympathisch wie wohltuend im Millionengeschäft Fußball. ands
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