Michael Gregoritsch über den FCA-Teamgeist: „Ich liebe jeden Spieler“
Der Österreicher betont, wie wohl er sich beim FC Augsburg fühlt und nennt Gründe dafür. Gegen Mainz 05 soll der Wohlfühlfaktor zu sportlichem Erfolg führen.
Im Profifußball werden Liebeserklärungen teils inflationär ausgesprochen. Vor allem Kicker aus Übersee, deren Wortschatz nicht mit dem eines Germanistikprofessors zu vergleichen ist, bedienen sich bereitwillig des Ausdrucks „Liebe“, wenn sie ihre Verbundenheit zu einem Klub oder deren Anhängern zum Ausdruck bringen wollen. Wie vergänglich diese Liebe letztlich ist, zeigt sich mitunter darin, dass wenige Wochen nach der Liebeserklärung der Wechsel zu einem anderen Verein folgt. Selbstverständlich wird dort dann weitergeliebt.
„Ich liebe jeden Spieler, wir haben eine Weltklassetruppe in der Kabine"
Michael Gregoritsch indes steht nicht im Verdacht, dass er unbeholfen mit den amourösen fünf Buchstaben umgeht. Der Österreicher in Diensten des FC Augsburg ist ein geradliniger, sympathischer Kerl, der weiß, was er sagt. Ebenso dürfte ihm bewusst sein, dass ihm jene Sätze um die Ohren fliegen könnten, sollte er sich einmal kurz entschlossen einem anderen Verein anschließen. Ehrlich dürfte es Gregoritsch daher gemeint haben, als er vor dem Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr) überschwänglich seine Mitspieler lobte. „Ich liebe jeden Spieler, wir haben eine Weltklassetruppe in der Kabine“, schwärmt Gregoritsch. Weiter sagt er: „Für mich ist das im Moment der absolute Verein. Ich komme hierhin, ich habe so viel Spaß und gute Laune, wenn ich bei der Truppe dabei bin.“
Gregoritsch zählt beim Fußball-Bundesligisten zu den Leistungsträgern, in der vergangenen Spielzeit stellte er mit 13 Treffern den Augsburger Torrekord in der Bundesliga auf. In dieser Saison traf er jüngst gegen Mönchengladbach. Als im Sommer Gerüchte aufkamen, der 24-Jährige könnte sich einem anderen Verein anschließen, erteilte der Offensivspieler frühzeitig eine Absage. Ein vorzeitiger Abschied wäre ihm wohl schwergefallen, so lassen sich jedenfalls seine Ausführungen deuten. „Ich bin gerne hier im Stadion, ich bin gerne in meiner Wohnung, bin gerne in Augsburg“, sagt er.
Eine Enttäuschung erlebte der Offensivspieler jüngst mit der österreichischen Nationalmannschaft, die 0:1-Niederlage gegen Bosnien im Auftakt der Nations League passte nicht so recht zu den starken Auftritten, die die Mannschaft von Trainer Franco Foda zuvor gezeigt hatte.
Nun ist Gregoritsch zurück in Augsburg. Zurück in seiner Wohlfühloase. Gregoritsch verließ vor einem Jahr den HSV, in Augsburg schätzt er das Vertrauen der Geschäftsführung, des Trainers und der Mannschaft. „Ich habe hier so viel Spaß. Ich bin sehr froh, dass ich Teil dieser Mannschaft bin“, sagt er.
Maßgeblich zum Spaß trägt allerdings auch Erfolg bei. Vier Punkte hat der FCA in den ersten beiden Begegnungen gesammelt – zweifelsohne ein, wenn nicht sogar der Gute-Laune-Faktor. Bei einem weiteren Sieg festigt Augsburg seine Position im oberen Tabellendrittel. Für Torgefahr soll in Mainz einmal mehr Gregoritsch sorgen, der wohl erneut das Sturmzentrum besetzen wird und von den Vorlagen der so geliebten Mitspieler profitieren soll. Trainer Manuel Baum geht jedenfalls davon aus, dass Gregoritsch nach den Länderspielen „richtig Bock auf Augsburg“ habe.
Die Gegenspieler bewachen Gregoritsch nun stärker als bisher
Gregoritsch ist bewusst, dass er von den Gegenspielern inzwischen intensiver bewacht wird. „Ich weiß, dass sie verstärkt ein Auge auf mich haben. Ich muss mich gut bewegen“, sagt er. In der Länderspielunterbrechung, der zweiwöchigen Pause, sieht der 24-Jährige keinen Grund, warum es in Mainz nicht mit einem weiteren Augsburger Sieg klappen sollte.
In der langen Vorbereitung hätte man schließlich ausreichend Zeit gehabt, verschiedene Systeme einzustudieren. Inzwischen wissen die Spieler, wie sie auf dem Platz verfahren sollen, berichtet Gregoritsch. Automatismen greifen und der FCA verfügt über ein eingespieltes Team. „Ich weiß, was die anderen machen. Die anderen wissen, was ich machen werde“, erklärt der Österreicher.
Die derzeitige Augsburger Stärke offenbart sich für Gregoritsch zudem in der leeren Mannschaftskasse, die Ersatztorhüter Andreas Luthe verwaltet. „Unsere Kasse ist leer, weil wir diszipliniert sind. In der Vorbereitung ist kein Spieler zu spät gekommen. Das zeichnet uns im Moment aus.“ Trainer Manuel Baum fügt mit einem Schmunzeln hinzu, Luthe jammere schon, weil er kein Geld einnehme.
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