Paula und Bircks: Eine mutige Entscheidung
Die Entscheidung für die Doppelspitze Paula/Bircks ist für Fans des FC Augsburg enttäuschend. Das Votum ist aber auch mutig.
Der reiche Onkel hat versagt. Anstatt in leuchtende Kinderaugen blickte er in enttäuschte Gesichter. Übergab er doch nicht die gewünschte Playmobil-Burg, sondern ein Feinripp-Unterhemd.
So muss sich FCA-Präsident Walther Seinsch gefühlt haben.
Fans sind große Kinder mit Fahnen und Kutten. Oder zumindest mit dem Glauben an Mächte, die man mit dem irdischen Wissensschatz nur selten in Einklang bringen kann. Das früher Jesus beherbergende reine Herz der Kleinen ist nun Heimat eines Vereins. Erklären lässt sich das mit allerhand. Nur nicht mit Logik.
So wie die Kinder den reichen Onkel mit ihren Wünschen beladen, gelüstete sich der Augsburger Anhang nach einer standesgemäßen Nachfolgeregelung für den abtretenden Andreas Rettig. Ein beinharter Verhandlungsführer mit allerhand Kontakten zu den Top-Adressen des deutschen Fußballs sollte es sein. Gewünscht waren langjährige Berufserfahrung und nachweisbare Erfolge – und dann kam Manfred Paula.
Plastiktüte statt prall gefüllter und nobler Einkaufstasche
Walther Seinsch ging mit einer großen noblen Tasche einkaufen – und kam nach dreimonatiger Shoppingtour mit einer Discounter-Tüte zurück. Gefüllt mit Günstigem. Der FCA selbst hat die Erwartungshaltung bei den Fans angefacht. Und muss sich nun Kritik gefallen lassen. Die im Winter getroffenen Aussagen sowie die Dauer der Suche in Zusammenhang mit der nun getroffenen Entscheidung lassen vermuten, dass das Duo Bircks/Paula nicht die Wunschlösung war und ist.
Das Votum für die beiden ist aber eine ebenso mutige Entscheidung. Seinsch und Co. hätten es sich auch leicht machen können. Gleichsam arbeitslose wie namhafte Geschäftsführer gibt es genug. Den Verantwortlichen ging es aber nicht darum, die Bedürfnisse der Fans zu erfüllen.
Dafür müssen sie nun mit der Bürde leben, dass es anstatt Vorschusslorbeeren Häme gibt. Dass Paula künftig bei abwartender Haltung Zögerlichkeit vorgeworfen wird. Ihm bei misslungenen Transfers Fachkompetenz abgesprochen wird. Paula scheint das Selbstbewusstsein zu haben, damit umzugehen.
Ein Unterhemd kann ja auch die Muskeln zur Geltung bringen. Es muss allerdings passen. Vielleicht ist der FCA diesem aber schon entwachsen.
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