Rohdiamant ohne letzten Schliff
Marco Löring wechselte 2002 von Borussia Dortmund zum FC Augsburg. Eine schwere Verletzung beendete den Traum des 30-Jährigen von der Bundesliga.
Als Jugendlicher galt Löring (30) als Rohdiamant. Er durchlief acht Jahre Borussia Dortmunds Nachwuchsschule, trug in fast 40 Spielen das Trikot der DFB-Jugend-Nationalteams und durfte sich zu den hochbegabten Talenten in diesem Lande zählen. Doch dann kam der Tag, der für ihn vieles veränderte, letztlich den Traum von einer Karriere in der Bundesliga beendete.
Es war der 1. April 2007, ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Die Sonne strahlte über dem Rosenaustadion, der FC Augsburg besiegte in der zweiten Bundesliga den FC Erzgebirge Aue mit 3:0 und verkürzte den Rückstand auf den damals noch zum direkten Aufstieg berechtigenden dritten Tabellenplatz auf drei Punkte. Beinahe 25 000 Besucher feierten den Neuling frenetisch. Doch Marco Löring war damals nicht danach zumute. Für den Mittelfeldspieler des FC Augsburg war die Partie bereits nach gut einer halben Stunde beendet, er musste mit Verdacht auf Bänderriss im linken Sprunggelenk vorzeitig vom Rasen.
Bei einem Gelsenkirchner Vorortclub entdeckte ihn der BVB
Nur wenige Tage später lag der Profi in der Hessingpark Clinic auf dem Operationstisch, neben den gerissenen Bändern diagnostizierten die Mediziner noch zusätzlich einen Knorpelschaden. „Schlimmer hätte es nicht kommen können“, erinnert sich der gebürtige Westfale. Im westfälischen Herten geboren, schloss er sich als Kind dem Gelsenkirchener Vorortklub SC Hassel an. Sichter von Borussia Dortmund erkannten sein Talent, 1994 wechselte er zum BVB. Seine Trainer prophezeiten ihm eine große Karriere, bereits als 16-Jähriger unterzeichnete er einen Vierjahresvertrag bei den Borussen.
Mit den B-Junioren feierte er 1998 die deutsche Meisterschaft, ein Jahr später stand er als B-Jugendlicher im Kader der schwarz-gelben A-Junioren, die ebenfalls den Titel holten. „Doch da war ich nur Ergänzungsspieler“, blickt Löring bescheiden zurück. Auch mit der U-16-Nationalmannschaft feierte er Erfolge. In Tschechien belegte er 1999 mit diesem Team bei der Europameisterschaft Rang drei. Auch mit den Dortmunder Amateuren gab es Grund zur Freude. Er stieg mit diesem Team in die Regionalliga auf und durfte schon früh mit den Profis trainieren.
Nach einem Mittelfußbruch kam das Angebot aus Augsburg gerade recht
Zweimal saß er in der Bundesliga auf der Ersatzbank, ehe ihn ein Bruch des Mittelfußes erstmals stoppte. Da kam 2002 die Anfrage aus Augsburg gerade recht. Der damalige Trainer Ernst Middendorp kannte den jungen Spieler und lotste ihn in den Süden. „Natürlich war das nicht einfach für mich, alles war neu.“ Doch die Anpassungsprobleme hielten sich in Grenzen. „Ich fand bald einen Freundeskreis“, erzählt Löring und fügt an, „den ich übrigens noch heute habe.“
Auch sportlich fand er sich schnell zurecht. Er erkämpfte sich einen Stammplatz, unterschrieb 2003 einen Vierjahreskontrakt und stieg unter Trainer Rainer Hörgl in die zweite Bundesliga auf. Löring war dabei einer der entscheidenden Spieler mit zehn Toren und zahlreichen Vorbereitungen. Doch an jenem 1. April 2007 schlug das Schicksal unbarmherzig zu. Sein auslaufender Vertrag wurde anschließend nicht mehr verlängert.
Löring fühlt sich im Süden mittlerweile heimisch
Er versuchte es nochmals ein halbes Jahr beim Berliner Kultklub Union in der dritten Liga und schnürte danach bei den beiden Bayernligisten TSV Aindling und TSV Rain die Stiefel, doch mit der Profikarriere war es vorbei. Seit 15 Monaten spielt Löring beim BCA Oberhausen in der Bezirksliga, jetzt ist er dort Spielertrainer.
Auch privat ist er im Süden der Republik längst heimisch geworden. Er ist verheiratet und Vater eines acht Wochen alten Sohnes. Die Entwicklung des FCA verfolgt Marco Löring intensiv. „Was hier in den vergangenen zehn Jahren geleistet wurde, das ist sensationell.“ Kontakte zu Borussia Dortmund gibt es kaum noch.
Im Stadion wird Löring am Samstag nicht sein, denn zur gleichen Zeit spielt er mit dem BCA in Neusäß. Dienst ist eben Dienst.
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