Stefan Reuter: "Versuchen, die Sensation zu schaffen"
Stefan Reuter, der Manager des FC Augsburg, hätte eigentlich lieber nicht gegen die Bayern gespielt. „Nun werden wir versuchen, die Sensation zu schaffen", sagt er im Interview.
Haben Sie vor einem Jahr am ersten Advent daran gedacht, dass Sie zwölf Monate später hier sitzen und sich mit uns über den Pokalschlager zwischen dem FC Augsburg und dem FC Bayern München unterhalten würden?
Reuter: Nein, nicht im Entferntesten. Ich weiß gar nicht mehr, was ich damals gemacht habe. Wahrscheinlich bin ich zu Hause gesessen, habe gemütlich Kaffee getrunken und auf Sky die Bundesliga geguckt. Ich habe mich damals auf jeden Fall nicht so intensiv mit dem FC Augsburg beschäftigt.
Jetzt arbeiten Sie für den FCA und haben ein ereignisreiches Jahr hinter sich.
Reuter: Das kann man so sagen. Ein wunderschönes Jahr, wenn man sieht, was hier mit der Mannschaft und dem Verein so alles gelungen ist.
Der FCA hat in der vergangenen Saison mit einer fantastischen Rückrunde die Klasse gehalten. Bisher läuft es auch in dieser Spielzeit ausgezeichnet. Haben Sie das erwartet?
Reuter: Man sieht deutlich, die Mannschaft tritt jetzt durch die erfolgreiche Rückserie wesentlich selbstbewusster auf. Jetzt haben wir in diesem Kalenderjahr schon 41 Punkte erspielt.
Dafür muss es Gründe geben.
Reuter: Natürlich kann man dafür verschiedene Ursachen aufführen. Mit ein Grund war das Pokalspiel im vergangenen Dezember gegen die Bayern. Damals hat die Mannschaft trotz der 0:2-Niederlage sehr gut gespielt. Wir haben Anfang Januar die Partie nochmals gründlich analysiert und viele Elemente gesehen, die sehr gut waren. Damals haben wir uns gesagt: Wenn wir das im ersten Rückrundenspiel in Düsseldorf auf den Platz bringen, dann gewinnen wir. Das konnten wir auch in die Tat umsetzen. Das war so etwas wie die Initialzündung. Die Spieler haben toll mitgezogen, wir haben mutig Fußball gespielt und wurden von den Fans vorbildlich unterstützt. Wenn ein Spieler wie Alex Manninger die Stimmung in unserer Arena mit der in Liverpool vergleicht, dann sagt dies doch einiges aus. Zudem bin ich noch nie abgestiegen, weder als Spieler noch als Manager.
Sie waren in Ihrer Jugend ein erfolgreicher Leichtathlet, sollen nicht nur schnell, sondern auch sehr ausdauernd gewesen sein. Sind das Tugenden, die Sie auch in Ihrem Job beim Bundesligisten gut brauchen können?
Reuter: Das stimmt, ich war sprintstark und ausdauernd. Doch das ist lange her, ich kann mich schon fast nicht mehr erinnern. Das hat mir im Fußball geholfen. Sie haben recht, Ausdauer ist auch beim Manager eines Fußball-Bundesligisten gefragt.
Beim 0:0 in Berlin konnte der FCA auswärts erstmals in dieser Spielzeit seine spielerischen Möglichkeiten nicht zeigen, trotzdem aber einen Punkt mit nach Hause nehmen. Spricht das für den Reifeprozess der Mannschaft?
Reuter: Es stimmt, wir haben nicht gut gespielt, aber gut verteidigt und haben so einen wichtigen Auswärtspunkt geholt. Außerdem war es schön, zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor zu bleiben.
In Berlin war der Druck, auswärts endlich wieder mal zu punkten, vermutlich sehr groß, im Pokalspiel gegen den FC Bayern sind die Voraussetzungen vermutlich etwas anders.
Reuter: Das sehe ich nicht so. Wenn man auf den Platz geht, dann will man immer gewinnen. Wir haben mit den Münchnern natürlich nicht den Gegner bekommen, den wir uns sportlich gewünscht haben. Es wären sicher noch leichter zu spielende Teams im Topf gewesen. Doch nun ist es so, und wir werden versuchen, die Sensation zu schaffen.
Wie soll das gelingen?
Reuter: Dass die Bayern als haushoher Favorit bei uns antreten, ist doch klar. Man muss sich nur mal die Serien in der Bundesliga oder der Champions League ansehen. Unsere Mannschaft muss über sich hinauswachsen. Und das werden wir versuchen.
Mit welchem taktischen Konzept will der FCA den scheinbar übermächtigen Bayern Paroli bieten?
Reuter: Das soll eine Überraschung sein.
Der FCA kassiert im heutigen Pokalspiel schon mal garantierte 777 000 Euro aus der zentralen DFB-Vermarktung, dazu kommen noch die anteiligen Zuschauereinnahmen. Wie wichtig wäre aus wirtschaftlichen Gründen das Erreichen des Viertelfinales?
Reuter: Das wäre eine wichtige Zusatzeinnahme, keine Frage. Denn die Beträge steigen ja von Runde zu Runde.
Wie partizipiert die Mannschaft an den Erfolgen im Pokal. Kassiert Sie eine Extraprämie?
Reuter: Ja, wir haben da einen bestimmten Schlüssel. Der Betrag geht dann in einen Topf. Wie hoch die Prämie allerdings ist, hab ich jetzt vergessen (lacht).
Die Winterpause steht vor der Tür, im Januar öffnet wieder das Transferfenster. Wird es beim FC Augsburg personelle Veränderungen geben?
Reuter: Grundsätzlich bin ich kein Freund von Wintertransfers, auch wenn der FCA damit in den vergangenen Jahren gut gefahren ist. Natürlich haben wir aber auch die Augen offen. Und wenn Spieler auf dem Markt sein sollten, von denen wir absolut überzeugt sind, dass sie uns weiterbringen und finanzierbar sind, kann es sein, dass wir tätig werden.
Werden Spieler den FCA verlassen? Der US-Nationalspieler Michael Parkhurst hat ja schon angedeutet, dass er weg will?
Reuter: Wenn uns ein Spieler verlassen möchte und die Konstellation passt, können wir darüber reden. Selbst werden wir niemanden wegschicken. Wir stehen zu unseren Verträgen.
Der Vertrag von Markus Weinzierl läuft im Juni 2015 aus. Haben Sie mit ihm schon mal wegen einer Verlängerung gesprochen?
Reuter: Wir stehen mit unserem Trainer in ständigem Kontakt und arbeiten super zusammen. Zunächst sind wir froh, dass wir ihn bis 2015 haben.
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