Torloses Unentschieden mit Punktsieger Weinzierl
Der FCA war in Berlin dem Sieg näher als zuvor gedacht. Trainer Markus Weinzierl zeigte sich aber mit dem 0:0 zufrieden - auch weil er seinen Kollegen Pal Dardai ins Leere laufen ließ.
Die Push-Nachricht des FC Augsburg verkündete in der 51. Minute auf den Displays vieler Smartphones schon die 1:0-Führung durch Raúl Bobadilla. Und auch Trainer Markus Weinzierl setzte schon zum Torjubel an, als Stürmer Raúl Bobadilla zuerst Gegenspieler John Brooks ausgetanzt und dann auch noch den Ball über Hertha-Torhüter Rune Jarstein lässig gechippt hatte. Aber leider auch ganz knapp am Berliner Tor vorbei. Die Push-Nachricht wurde schnell wieder zurückgezogen und auch Weinzierl musste wieder auf der Trainerbank Platz nehmen. "Aus meiner Position war nur zu sehen, dass der Ball am Torwart, aber nicht, dass er auch noch links am Tor vorbeigeht", sagte Weinzierl nach dem Spiel traurig, aber nicht enttäuscht. "So ist das als Spieler. Du hast keine Hundert-Prozent-Quote. Sonst würde er nicht bei uns spielen", wollte er Bobadilla keinen großen Vorwurf machen.
Denn auch mit dem 0:0 bei Hertha BSC zum Rückrundenauftakt konnte er gut leben. "Wir verbuchen es als Punktgewinn, weil es beim Tabellendritten ein guter Auftakt war. Aber natürlich hätten wir heute auch drei Zähler holen können, weil die Chancen da waren. Am Ende war es glücklich für Hertha."
FC Augsburg seit sechs Spielen ungeschlagen
Es war das Aufeinandertreffen der beiden Teams der Stunde in der Bundesliga. Hertha war es gelungen, als Dritter in die Winterpause zu gehen, und hatte zuletzt drei Spiele in Folge gewonnen. Und auch die Serie des FCA hielt. Er blieb im sechsten Spiel in Folge ungeschlagen und spielte die letzten fünf Bundesliga-Partien zu null. Im vierten Jahr in Folge blieb der FCA im ersten Spiel nach der Winterpause ohne Niederlage (zwei Siege, zwei Remis).
Es war aber auch das Duell Original gegen Kopie. Und zweier ehrgeiziger Trainer (Weinzierl und Pal Dardai), die sich während des Spiels an der Seitenlinie deutlich die Meinung sagten. Vor der Partie hatte Weinzierl explizit darauf hingewiesen, dass Herthas Spielsystem dem seiner Mannschaft aus dem vergangenen Jahr verblüffend ähnle. Den Plagiatsvorwurf wollte Dardai nicht auf sich sitzen lassen und stellte nach den 90 zähen Minuten klar: "Das 0:0 ist in Ordnung. Man hat zwei verschiedene Fußball-Philosophien gesehen. Ein Team, das versucht, mit Geduld Torchancen zu kreieren. Und eine Mannschaft, die wartet und schnell umschaltet."
Beide Trainer blieben ihrer taktischen Marschroute treu. Weinzierl, und das sahen nicht nur die 500 mitgereisten FCA-Fans so, ging als leichter Punktsieger aus dem Trainerduell. Er setzte auf Kompaktheit und schnelles Umschalten, was Hertha gar nicht schmeckte. Trotz 65 Prozent Ballbesitz baute sich Frustpotenzial in den Berliner Reihen auf. Denn viel Kapital konnten sie diesmal nicht daraus schlagen. Immer wieder blieb ihr Spielaufbau im frühzeitig installierten FCA-Abwehrnetz hängen.
Hitz prallt mit Ibisevic zusammen
Nur nach schlampig verteidigten Eckbällen waren die Gastgeber im zweiten Anlauf gefährlich. Doch was durchkam, hielt FCA-Torhüter Marwin Hitz. Wenn es sein musste auch mit vollen Körpereinsatz. Wie in der 62. Minute, als er gegen Vedad Ibisevic Kopf und Kragen riskierte und unsanft landete, was ihn ein paar Minuten Behandlung einbrachte, aber keine Folgeschäden.
Auf der anderen Seite hatte der FCA nicht nur die Großchance von Bobadilla (51.), sondern auch ein paar nicht ganz so große Möglichkeiten. Caiuby (23.) traf mit einem wuchtigen Kopfball den Hertha-Torhüter, Daniel Baier (54.) verfehlte mit einem Flugkopfball das Tor knapp. Danach kehrte wieder Ruhe in beiden Strafräumen ein. Die intensiven Zweikämpfe wurden rund um die Mittellinie geführt.
Mit zunehmender Spieldauer schienen beiden Lager mit dem einen Punkt, den das 0:0 versprach, gut leben zu können. Die großen Gewinner in einer Partie ohne Sieger und Tore waren die Abwehrreihen, die bis auf wenige Ausnahmen alle Chancen schon im Keim erstickten. Die immer dicker werdende Nebelsuppe verschleierte das verflachende Spiel beider Parteien, bis Schiedsrichter Tobias Stieler ein Einsehen hatte und fast pünktlich abpfiff. Danach waren beide Mannschaften froh, dass keiner verloren hatte und der Rückrundenstart einigermaßen gelungen war.
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