Verschärft der FCA heute die Krise in Wolfsburg?
Während der FC Augsburg den Abstieg abwenden will, kämpft Wolfsburg um die Europa League. Dieter Hecking muss sich vielen unbequemen Fragen stellen.
Dieter Hecking, so viel steht fest, verkörpert Geradlinigkeit und Verlässlichkeit. Und der Fußballlehrer stellt sich unangenehmen Fragen. Davon prasseln auf den Trainer des VfL Wolfsburg vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg mehr ein, als sich der 51-Jährige vor dieser Saison hat vorstellen können (Samstag, 15.30 Uhr).
„Mir ist das egal, ich kann es ja sowieso nicht ändern, dass da diskutiert wird“, sagte Hecking der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung . Er teile nicht die Ansicht, „Hecking macht alles richtig. Jetzt macht Hecking halt alles falsch. Wenn die Meinung vorherrscht, dann ist es halt so.“
Qualifikation für die Europa League ist unwahrscheinlich
Der fünffache Familienvater weiß, bei sechs Punkten Rückstand auf Platz sieben ist selbst die Qualifikation für die Europa League unwahrscheinlich geworden. Hecking ist damit Teil einer Grundsatzdiskussion geworden, die in der Fußball-Tochter des VW-Konzerns unweigerlich geführt wird.
Der Anspruch in der Autostadt, in der VW schätzungsweise rund 80 Millionen Euro jährlich dem VfL über verschiedene Gegenleistungen zukommen lässt, ist ein anderer. „Ich habe nicht gedacht, dass wir vier Spieltage vor Schluss da stehen, wo wir jetzt stehen“, sagt VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs. „Dass niemand glücklich ist, wenn man nicht international dabei ist, ist klar.“ Selbst der 59-Jährige ist bei der derzeitigen Verfassung nicht so blauäugig, gegen Augsburg, Dortmund, Hamburg und Stuttgart noch vier Siege zu erwarten. Diese wären aber wohl nötig, um den Strohhalm Richtung internationalen Wettbewerb zu greifen.
Klaus Allofs: "Wir kämpfen auch um unsere Existenz"
Der aktuelle Punktestand (39) stellt dieser mit Prominenz besetzten Mannschaft ein Armutszeugnis aus. „Das ist eine Katastrophe. Unser Anspruch ist ein anderer. Es darf nicht sein, dass so eine Saison herauskommt“, sagte André Schürrle nach dem 2:3 in Bremen. Der Nationalspieler, der wegen der fünften Gelben Karte gesperrt ist, empfahl allen, „an unsere Ehre zu denken“. Denn: „Wir dürfen die Saison nicht einfach so austrudeln lassen.“ Genau diesen Eindruck erweckt allerdings sein Team, das im Abstiegskampf noch zum Zünglein an der Waage werden kann.
Der Imageschaden durch weitere Leistungsverweigerungen wäre beträchtlich für den Werksverein, dem der Vorstoß in der Champions League bis ins Viertelfinale zu lange die Sinne vernebelte. Allofs verschärft die Tonart: „Wir kämpfen auch um unsere Existenz – nur auf einer anderen Ebene. Wir werden ein paar Dinge verändern müssen.“
Nach Bendtner könnten auch Rodriguez und Gustavo gehen
Problemfall Niklas Bendtner ist aussortiert, weitere Abgänge könnten folgen. So sollen Linksverteidiger Ricardo Rodriguez und Mittelfeldabräumer Luiz Gustavo über Ausstiegsklauseln verfügen und sich ernsthaft mit einem Wechsel beschäftigen. Allofs möchte von beiden Leistungsträgern ein klares und zeitnahes Signal. Beide würden weitere millionenschwere Ablöse bringen, doch schon im Fall Kevin De Bruyne und Ivan Perisic hat der VfL die Erfahrung gemacht, dass es nicht einfach ist, auf den letzten Drücker adäquaten Ersatz zu beschaffen.
Gleichwohl scheinen Veränderungen in der Zusammenstellung des Kaders zwingend nötig. Zu oft hat den „Wölfen“ in der Liga der letzte Biss gefehlt. Erstaunlich nur, Hecking hat beteuert, die Einstellung der Spieler sei nicht das Problem. „Die Mannschaft wird sich straffen – da können Sie sicher sein.“ Man wird den Trainer an dieses Versprechen sofort erinnern, sollte es am Samstag schiefgehen.
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