Vorsitzender der Eintracht: „Man wird an jeder Theke kritisiert“
Im Interview spricht der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Eintracht über Joschka Fischer, Thomas Schaaf, Armin Veh und den FCA.
Herr Bruchhagen, Sie wurden kürzlich vom ehemaligen deutschen Außenminister Joschka Fischer angegriffen. Als man ihn gefragt hat, ob er den neuen Eintracht-Trainer Thomas Schaaf gut findet, hat er gesagt: „Solange er gewinnt, ja. Nur Herr Bruchhagen mit seinem niedrigen Horizont, das geht gar nicht. Man kann nicht sagen, Mittelmaß ist unser Ziel.“ Was hat den Joschka Fischer da geritten?
Bruchhagen: Vielleicht hat das aus einer Weinlaune heraus gesagt. Ich kenne ihn gar nicht und kann mich nicht erinnern, dass der schon einmal bei uns im Stadion war.
Das ärgert Sie also nicht...
Bruchhagen: Ach was. Sie wissen doch, wie das im Fußball ist. Man wird an jeder Theke kritisiert. Gegen solche Diskussionen kann ich mich genau so wenig wehren wie ein Ostfriese gegen Ebbe und Flut.
Wie schwierig war es eigentlich, Thomas Schaaf zu verpflichten?
Bruchhagen: Das war gar nicht schwierig. Als wir wussten, dass Armin Veh gehen wollte, haben wir mit ihm Kontakt aufgenommen. Am Anfang war er noch zögerlich und bat sich Bedenkzeit aus. Aber dann ging alles schnell.
War Armin Veh zuvor stressig? Er forderte immer wieder neue Spieler...
Bruchhagen: Zunächst einmal ist Armin Veh ein prima Kerl, mit dem ich sehr gut zusammenarbeiten konnte. Zwischendurch hat er mir halt mal über die Medien die Leviten gelesen. Aber Sie kennen das ja. Da sitzen ein paar Journalisten im Trainingslager mit dem Trainer zusammen, der haut dann ein paar Dinge raus und die werden geschrieben.
Was ist der Unterschied zwischen Schaaf und Veh?
Bruchhagen: Da gibt es kaum einen. Alle zwei sind erfahrene Trainer, aber jeder ist für sich ein Individuum. Schaaf ist vielleicht ein bisschen ruhiger und zurückhaltender.
Einer ihrer besten Spieler, Alex Meier, scheint sich nicht so gut verstehen mit Schaaf. Er hat schon mal leise Kritik geübt und saß auf der Bank...
Bruchhagen: Da gibt es aber überhaupt nichts. Das Problem ist, dass Meier wegen einer Kniereizung nur eingeschränkt trainieren konnte und angeschlagen war. Wenn er wieder fit ist, wird er auch spielen.
Manchmal kann Bundesliga auch langweilig sein. In vergangenen Jahren dominierte Bayern München einsam die Liga...
Bruchhagen: Zu diesem Thema will ich mich nicht mehr äußern. Das hängt bekanntlich mit der Verteilung der Fernsehgelder zusammen. Das habe ich schon vor 20 Jahren kritisiert und dann regelmäßig immer wieder. Ich bin bei diesem Thema von Uli Hoeneß schon verbal verdroschen worden, aber jetzt mag ich nicht mehr.
Im Profifußball kann man auch mit wenig Geld viel erreichen. Augsburg war zuletzt Achter...
Bruchhagen: Wir waren in der vergangenen Saison auf Platz 13. Zuvor waren wir Sechster. Letztlich landet jeder Verein irgendwo da, wo er laut Etat-Tabelle auch hingehört. Deshalb wird Bayern Meister und Dortmund Zweiter. Dann kommt Schalke oder Leverkusen oder Wolfsburg. Um Platz acht kloppen sich dann Stuttgart und der Rest. Für Augsburg wird das auch nicht immer so laufen. Man muss die Erwartungshaltung an der Realität messen.
Der Amateurfußball entfernt sich auch immer mehr vom Profifußball, seit der Bezahlsender Sky alle Spiele überträgt...
Bruchhagen: Das ist der Lauf der Zeit. Früher, als ich Marienfeld gegen Harsewinkel angeschaut habe, waren über 1000 Zuschauer da. Heute sind es vielleicht noch 100, und davon gehen 50 ins Sportheim und schauen Sky an.
Jetzt gastiert Augsburg in Frankfurt. Wie schätzen sie den FCA ein?
Bruchhagen: Wir haben zuletzt erfahren, wie stark die sind. In Augsburg haben wir immer deutlich verloren, und beim 1:1 im letzten Heimspiel war Augsburg auch dominant.
Aber Frankfurt hatte mit bisher vier Punkten einen guten Saisonstart. Augsburg ist noch ohne Punkt auf dem letzten Tabellenplatz...
Bruchhagen: Na ja. Vielleicht war auch unser Programm mit Freiburg und Wolfsburg bisher etwas leichter. Zu Hause gegen die Freiburger haben wir gewonnen, und da sollte man auch gewinnen, und in Wolfsburg haben wir uns dann einen Punkt erkämpft.
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