Was ein Spiel gegen den FCA kostet
In der Vorbereitung tingelt der Bundesligist durch die Provinz. Dem Verein geht es dabei um Bekanntheit und Vermarktung. Für einen Besuch stellt der FCA jedoch Bedingungen.
Glücklich wirkt Thomas Ehinger am Montag nicht. Mit seinem FC Wangen hatte der Geschäftsführer am Wochenende den FC Augsburg zu Gast. Für Ehinger eine tolle Sache, alltäglich ist der Besuch eines Fußball-Bundesligisten nicht, auch wenn 2005 schon einmal der FC Bayern vorspielte. 15.000 Zuschauer kamen damals ins Allgäustadion.
Ehinger und seine Helfer sind folglich erprobt, erlebten diesmal jedoch einen weitaus ruhigeren Nachmittag. Gerade deshalb wirkt Ehinger nicht gänzlich zufrieden, magere 645 zahlende Zuschauer verbuchte er. „Wir hätten mehr erwartet“, sagt Ehinger geradeheraus. Erklären kann er sich das leere Rund seines Stadions mit zahlreichen Festen in der Region, unter anderem dem Rutenfest in Ravensburg. „Das hat uns Besucher gekostet“, fügt Ehinger hinzu.
Als Geschäftsführer des Vereins denkt Ehinger ans Geld. Der Deal: Die Eintrittsgelder in Höhe von rund 7500 Euro teilten sich der FCA und Gegner Sparta Rotterdam, den Erlös aus Essen und Trinken erhielt der FC Wangen. Ehinger meint, absolut fair, auch wenn für seinen Verein folglich kaum etwas hängen blieb. Fernab des Geschäftlichen lobt er den unkomplizierten Umgang mit dem FCA. „Das war super, Spieler und Verantwortliche waren total zugänglich“, sagt Ehinger.
Für den FCA sind die Spiele in der Region Werbeveranstaltungen
Für den FC Augsburg sind derartige Auftritte in der Provinz wichtig, wie Manager Stefan Reuter nach der Partie äußerte. „Wir nutzen diese Testspiele, um uns in der Region zu zeigen und den Fans zu präsentieren.“ Der FCA hat das Allgäu als Einzugsgebiet erkannt, die Begegnungen in Sonthofen, Illertissen, Mindelheim und Wangen sind kein Zufall. Neue Fangenerationen sollen für den FCA interessiert und bestenfalls an ihn gebunden werden.
Vor Ort wirbt ein Promotion-Team für organisierte Busfahrten zu den Heimspielen in der Arena, Fans können bei einem Gewinnspiel mitmachen, an ausgewählten Spielorten fährt das Fanartikelmobil vor, neuerdings dürfen Fans sogar den Mannschaftsbus besichtigen. Der FCA gibt sich bewusst nahbar. Spieler schreiben nach der Begegnung Autogramme, stellen sich neben Fans für Selfies.
Eine Bedingung für einen Besuch des FC Augsburg: Nudeln für die Spieler
Dass der FCA in Wangen gastierte, dafür benötigte Ehinger ein wenig Glück, wie er es nennt. Über einen Autohaus-Sponsor und großen FCA-Fan kam der erste Kontakt zustande, den Rest besorgte Ralph Schader mit seiner Agentur. Der Österreicher organisiert Trainingslager europäischer Klubs in der Alpenregion, vermittelte diesmal zwischen dem FC Wangen, Sparta Rotterdam und dem FCA.
Wenn die Augsburger Profis zu Gast sind, stellt der Klub Bedingungen. Unter anderem begutachtet Greenkeeper Arndt Valbert ein paar Tage vor der Partie den Rasen, der Bus soll am Spieltag nah an den Kabinen parken können, nach dem Spiel wollen die Profis Pasta und Getränke. Die Gegenleistung ist ein etablierter Bundesligist mit Staraufgebot auf heimischem Vereinsrasen.
Der SV Mering zahlte 25.000 Euro, damit der FCA zu Besuch kam
Ganz umsonst ist das nicht. Neben den Rahmenbedingungen muss das Monetäre passen. Als der FCA vor vier Jahren beim TSV Friedberg vorspielte, kostete das den Verein rund 12.000 Euro. Normalerweise verlangen sie mehr, weiß Abteilungsleiter Marcus Mendel. Das Auftreten des FCA hat ihm gefallen. „Seitdem sehe ich den Verein anders. Das war wirklich Klasse“, sagt der Friedberger Funktionär.
Im vergangenen Jahr spielte der FCA beim SV Mering, zum 90. Geburtstag gönnte der sich ein Spiel gegen den FCA. Rund 25.000 Euro soll der Verein dafür bezahlt haben. Der Vorsitzende Georg Resch will keinen Betrag nennen. Was er loswerden will: Nach dem Spiel sei er etwas enttäuscht worden. Der Caterer lieferte das Essen für Sponsoren und Profis 15 Minuten zu spät, die Spieler waren da schon weg. „Klar, das war unser Fehler und unglücklich. Aber da hätte ich mir etwas mehr Verständnis erwartet“, sagt Resch.
Die Antrittsprämien des FCA finanzieren Vereine über Sponsoren, Eintritt und Zuschauerverköstigung. Oft übernehmen Förderer des Vereins das Antrittsgeld, dem Klub bleibt der Rest. Verluste macht keiner dabei.
Dem 1. FC Sonthofen sagte der FC Augsburg erst zwei Wochen vor der Partie zu
Der 1. FC Sonthofen hat sich im Herbst 2015 und Frühjahr 2016 für ein Freundschaftsspiel gegen den FCA beworben. Dass er erst zwei Wochen vor der Partie im Juni eine Zusage erhielt, empfand Präsident Matthias Schmidle als weniger optimal. Womöglich hat diese kurzfristige Zusage jedoch seine Verhandlungsposition verbessert. „25.000 Euro hätte ich nicht bezahlt“, bekräftigt Schmidle, schließlich sei der FCA nicht der FC Bayern. Man einigte sich auf eine prozentuale Verteilung der Zuschauereinnahmen: 80 Prozent der rund 11.000 Euro für den FCA, 20 Prozent für den 1. FC Sonthofen.
Ein FCA-Sprecher erklärt, so abzurechnen, sei eine Möglichkeit der Gage. Es gebe jedoch keine festgeschriebene Antrittsprämie, von Spiel zu Spiel werde das ausgehandelt. Manchmal ließen sich auch Partner des FCA ein Freundschaftsspiel im Sponsoringvertrag festschreiben.
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...und das ist auch gut so, bitte keine teuren Stars !!!