Wo bleibt der Respekt vor dem FCA?
Nach dem Sieg des FC Augsburg gegen den FC Bayern wird hauptsächlich über die Aufstellung der Münchner diskutiert. Dabei war die Leistung des FCA überaus beeindruckend.
Mit dem Begriff historischer Moment sollte man vorsichtig umgehen. Der Berliner Mauerfall am 9. November 1989 war so ein Datum. Ob der 5. April 2014 darunterfällt, darüber kann man geteilter Meinung sein. Aus Sicht der Fans des FC Augsburg ist der Samstag sicher ein historischer Moment in der über 100-jährigen Vereinsgeschichte. Der FCA hat den FC Bayern nach 53 Punktspielen ohne Niederlage besiegt. Damit ist den Augsburgern gelungen, was andere Bundesliga-Teams fast eineinhalb Jahre vergeblich versucht haben. Ein Verein, der erst in der dritten Saison in der Bundesliga spielt, dessen Lizenzspieler-Etat (17 Millionen Euro) etwas mehr als ein Zehntel des Bayern-Etats (140 Millionen Euro) beträgt.
Und was passiert? Es wird fast überall nur darüber diskutiert, ob Pep Guardiola mit seiner kräftigen Rotation Wettbewerbsverzerrung betrieben hat. Natürlich hatte der spanische Trainer seine Startelf auf sieben Positionen gegenüber dem Manchester-Spiel verändert. Nur eine C-Elf, so schrieb die Bild am Sonntag, habe er auf den Platz geschickt. Nun, mit Neuer (Deutschland), van Buyten (Belgien), Martínez (Spanien), Shaqiri (Schweiz), Schweinsteiger (Deutschland), Kroos (Deutschland) und Mandzukic (Kroatien), standen immer noch sieben Nationalspieler beim Anpfiff auf dem Platz. Später kamen noch Götze (Deutschland), Alaba (Österreich) und Müller (Deutschland) hinzu. Ist das eine C-Elf? Sicher nicht, auch wenn Guardiola drei Nachwuchsspieler integrierte.
Auch der FCA ersetzte sechs Spieler
Was in dieser Diskussion verloren ging, ist der Respekt vor der Leistung des FC Augsburg. Trainer Markus Weinzierl musste mit Hahn, Vogt, Werner, Klavan, Moravek und Ji notgedrungen gleich ein halbes Dutzend wichtiger Akteure ersetzen. Nur um die Personalmisere noch deutlicher zu machen: Hahn und Werner haben zusammen mit 19 Treffern fast die Hälfte der bisher 41 FCA-Tore erzielt.
Trotzdem gelang der Sensationssieg. Vielleicht lag es daran, dass der FCA diesen Erfolg mehr wollte, ein bisschen besser spielte und am Ende auch ein wenig mehr Glück hatte als der FC Bayern.
Guardiola suchte hinterher keine Ausreden. Er gratulierte seinen Kollegen zum Sieg. Er entschuldigte sich aber auch nicht für seine Personalentscheidungen. Er sagte nur: „Unsere Arbeit in der Bundesliga ist vorbei, ist gemacht. Wir haben den Titel im Museum.“ Was jetzt noch in der Bundesliga passiert, ist ihm relativ egal. Er denkt nur noch an die Champions League. Am Mittwoch spielt der FC Bayern gegen Manchester United. „Da haben wir ein Finale. Entweder bist du tot oder du lebst.“ Er will diesen Titel mit aller Macht verteidigen. Dafür ordnet er alles andere unter. Der FC Bayern wäre die erste Mannschaft, der das gelänge. Dies wäre für Guardiola ein historischer Moment.
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