Bayern-Erfolgstrainer: Der deutsche Pep
Pep Guardiola trat als Trainer des FC Bayern München ein schweres Erbe an. Wohin sollte er die Triple-Mannschaft noch führen? Doch er holte erste Erfolge - und gewann Sympathien.
Als Josep Guardiola am Dienstagabend seine erste Meisterschaft mit dem FC Bayern in der Tasche hatte, klingelte das Handy. Guardiola saß noch auf der Trainerbank im Berliner Olympiastadion, wo der FC Bayern sich gerade, so früh wie kein anderer Klub in 51 Jahren Bundesliga, den Titel gesichert hatte. Viele dachten, der Spanier telefoniere in diesem besonderen Moment mit Uli Hoeneß, dem sich Guardiola eng verbunden fühlt. Ein demonstratives Bekenntnis zu jenem Mann, der demnächst als verurteilter Steuerbetrüger eine dreieinhalbjährige Haftstrafe antritt.
Das erste Telefonat nach dem Sieg gilt der Ehefrau
Der Gedanke ist naheliegend. Schließlich hat Guardiola die Meisterschaft Hoeneß gewidmet, „der wichtigsten Person im Verein“. Trotzdem war nicht der Bayern-Patron erster Gratulant, sondern Cristina, Guardiolas Frau. Dass sich der 43-Jährige im Trubel diesen privaten Moment nahm, muss nicht überraschen. Der dreifache Vater ist ein Familienmensch.
Eine Haltung, die ihm den Zugang zur FC- Bayern-Familie erleichtert hat. Das war wichtig. Schließlich war seine Aufgabe gewaltig, als er vergangenen Sommer seinen Dienst in München antrat. Der FC Bayern hatte unter Jupp Heynckes Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League gewonnen. Der Klub stand auf dem Gipfel. Wohin konnte ihn der neue Trainer also noch führen?
Ein halbes Jahr intensiv Deutsch gelernt
Erst einmal gewann Guardiola die Sympathien der Menschen seiner neuen Umgebung, indem er bei seiner ersten Pressekonferenz deutsch sprach. Der Spanier hatte ein halbes Jahr für diesen Termin Vokabeln und Grammatik gepaukt. Das Ergebnis war beeindruckend. Selbst Vertreter fußballferner Schichten nannten ihn bald vertraulich Pep.
Ein Kumpeltyp aber ist der gebürtige Katalane nicht. Allein seine edlen Anzüge halten auf Distanz. So nah er seinen Spielern auch sein mag – es sind nur seine Spieler. Der Kopf bestimmt Guardiolas Handeln, nicht der Bauch. Während andere noch ein Tor bejubeln, sortiert er bereits wieder das Spiel.
Einst kehrte er der Branche den Rücken
Nachdem er den FC Barcelona, dessen Spieler er früher war, über fünf Jahre zur besten Vereinsmannschaft der Welt geformt hatte, veranlasste ihn sein Kopf zu einem ungewöhnlichen Schritt. Guardiola kehrt der Branche freiwillig den Rücken. Unter dem Tarnnamen „Mr. Gardomi“ bewohnte er mit seiner Familie in New York ein 350-Quadratmeter-Appartement. Guardiola aß mit Woody Allen, joggte durch den Park und schrieb sich als Gaststudent für Wirtschaft ein – bis Uli Hoeneß kam und mit einem unterschriebenen Vertrag wieder nach Hause flog. Möglicherweise war das die letzte große Wohltat des 62-Jährigen für die Bayern-Familie.
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