Im Angesicht einer bitteren Niederlage im Finale des DFB-Pokals zeigt der 73-Jährige Größe. Das ist vielleicht mehr wert als ein weiterer Titel.
Jupp Heynckes hätte nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale jeden Grund der Welt gehabt, um sich zu ärgern. Zu lamentieren. Die große Verschwörung gegen ihn und seinen Klub zu wittern, wie das einige seiner Kollegen regelmäßig so handhaben. Auf den Schiedsrichter zu schimpfen, der dem FC Bayern in der Nachspielzeit einen berechtigten Elfmeter verweigert hatte.
Und tatsächlich: Warum Felix Zwayer trotz Sichtung der Fernsehbilder nicht auf den Punkt zeigte, wird wohl das Geheimnis des Unparteiischen bleiben, der sich mit dieser Entscheidung selbst ein zweifelhaftes Geburtstagsgeschenk machte. Selbst Kevin-Prince Boateng, der den Bayern-Spieler Javi Martinez gefoult hatte, gab zu: Ein Strafstoß wäre berechtigt gewesen (die Stimmen zum Spiel).
Jupp Heynckes' Karriere geht mit einer bitteren Pleite zu Ende
Weil nicht Bayern zum 2:2, sondern Frankfurt noch zum 3:1 traf, stand nach etwas mehr als 90 packenden Spielminuten fest: Die große Karriere von Jupp Heynckes geht mit einer Niederlage zu Ende. Das muss auch jemand mit der Titelsammlung des Rheinländers erst einmal verdauen.
Heynckes zeigte auch in seiner letzten Partie seiner Laufbahn echte Größe. Er suchte die Gründe für die - letztlich völlig verdiente - Niederlage bei sich selbst und bei seiner Mannschaft, die es verpasst hatte, in Führung zu gehen. Der 73-Jährige betonte: „Es fehlte das Glück, aber das Glück muss man in einem solchen Spiel auch erzwingen. Lamentieren nützt nichts. Wir haben es vorher versäumt, in Führung zu gehen. Man sollte anerkennen, dass Eintracht Frankfurt mit ihren Mittel Pokalsieger geworden ist. Kompliment dafür.“
Zur Verwirrung um den vorzeitigen Abgang der Bayern-Spieler bei der Titelehrung der Frankfurter bat Heynckes zudem um Verzeihung: "Ich muss persönlich sagen, dass ich in diesem Moment überhaupt nicht dran gedacht habe, sonst hätte ich meine Mannschaft aufgefordert zu bleiben. Das war ein Missverständnis."
Dass er ein guter Sieger ist, hatte Heynckes schon nach der frühzeitig gewonnenen Meisterschaft bewiesen: Als feststand, dass der Titel auch in dieser Saison nach München geht, hatte er sich öffentlich bei seinem Vorgänger Carlo Ancelotti bedankt. Bei jenem Trainer, dem die Führungsspitze der Münchner nach dessen Entlassung noch ein paar vergiftete Grüße hinterher geschickt hatte, ihm Sturheit und Faulheit vorgeworfen hatte. Jupp Heynckes bedankte sich nach dem Titelgewinn beim geschassten Italiener für dessen Arbeit im Vorfeld. Das zeugt von Stil.
In der aktuellen Folge unseres Podcasts "Bayern-Versteher" widmen wir uns unter anderem der Rolle des FC Bayern in der Bundesliga. Hier können Sie reinhören:
Dass er auch ein großartiger Verlierer ist, bewies Heynckes nun auch in dieser bitteren Nacht von Berlin. Der 73-Jährige legte trotz der Niederlage einen ganz starken Abgang hin. Das ist vielleicht mehr wert als ein weiterer Titel für Heynckes, der auch so zu den erfolgreichsten Trainern der deutschen Fußballgeschichte zählt.
Die Diskussion ist geschlossen.
Chapeau! Heynckes ist ein ganz Großer des Fußballs. Das hat er auch im Abgang eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Vor allem aber wäre die Renaissance des FC Bayern ohne ihn kaum vorstellbar gewesen. Er hinterlässt tiefe Spuren des Erfolges.
Sein Nachfolger, der im Finale des DFB-Pokals noch jubeln durfte, wird es schwer haben, an Heynckes' überragender Leistung für den Verein anzuknüpfen. Umsomehr verdient er eine faire Chance!