FC Bayern: Javier Martinez! Tapas! Mit süßem Senf!

Ein wartendes Auto am Flughafen. Vermeintliche Bilder von Javi Martinez in München. Deutsche Journalisten beim Training von Athletic Bilbao. Der geplante Wechsel des Spaniers treibt seltsame Blüten. Das ist allerdings erst der Anfang. Am Freitag schließt das Transferfenster. Noch allerhand Zeit für allerhand Leute allerhand Unsinn anzustellen.

Dienstag: Am Münchner Fughafen ist Almabtrieb. Verstopfte Gänge. Zigaretten sind ausverkauft. Ferienzeit, Rückreiseverkehr? Nope. Sämtliche Münchner Tageszeitungen, die auch nur ein bisschen etwas auf sich halten, sind mit einem Journalisten vertreten. Dazu Kamerateams von Sky Sport News HD, dem Bayerischen Rundfunk, ntv und  Bask-TV. Radiosender sowieso. Sie warten auf die Ankunft des Messias. Oder wie man ihn in seiner spanischen Heimat nennt: Javi Martinez.

Wann die Flieger aus Bilbao landen, wissen sogar die koffertragenden Praktikanten: 10 Uhr, 14.05 Uhr und 20.20 Uhr. Es tut sich: nichts. Traurig lassen die Journalisten den Tag in der Erdinger Bar ausklingen.

Der Spiegel schickt seinen besten Mann

Mittwoch: Nichts Neues am Flughafen. Dafür berichtet der Bruder eines Freundes aus alten Erasmus-Zeiten, Martinez wäre in Bilbao in einer Tapas-Bar gesichtet worden. Dabei habe er darauf bestanden, seine Speisen in süßen Senf tunken zu können. Martinez! Süßer Senf! Sport1 schaltet sofort live an den Terminal 2. Dort arbeitet die Nichte des Bruders des Freundes  als Aushilfe an einem Imbiss. Sie grüßt in ihre Heimat.

Donnerstag: Der Spiegel rückt an. Mit Starreporter Dirk Kurbjuweit. Kurbjuweit zitiert frei aus seinem Standardwerk Der Spektakelspieler: "Gegen ihn spricht, dass er schmutzig Fußball spielt. Für eine Schwalbe im Strafraum ist er sich nie zu schade. Danach schaut er so herzzerreißend leidvoll drein, als wäre gerade Bambi ein arges Unrecht geschehen. Wird er gefoult, tut ihm alles so fürchterlich weh, und das zeigt er genussvoll." Geschrieben über Arjen Robben. Als er darauf aufmerksam gemacht wird, dass man hier auf Javi Martinez wartet, reagiert er unwirsch. Man solle ihn nicht mit Fakten nerven. Unterdessen wird von einem Spitzel (der Neffe des Deutschlehrers aus der sechsten Klasse) am Flughafen Bilbaos berichtet, ein Mann mit gewisser Ähnlichkeit zu Martinez sei eben vorgefahren. Man habe ihn zwar nur von hinten und auch lediglich aus rund 200 Meter Entfernung gesehen, sei sich aber ziemlich sicher, dass es Martinez gewesen sei.

Die Online-Angebote der Münchner Zeitungen reagieren mit bildschirmfüllenden Aufmachern. Als der letzte Flieger aus Bilbao um 20.20 Uhr landet, überträgt Phönix live. Vor dem Flughafenausgang kommt es zu Tumulten. Mikrofone landen in Augen. Aufnahmegeräte dienen als Schlagstock. Die Bilanz: 23 Leichtverletzte, kein Martinez.

In einer geheimen Telefonkonferenz zwischen Angela Merkel, Uli Hoeneß und Spaniens Finanzminister Cristobal Montoro wird das spanische Steuerrecht hinsichtlich Arbeitnehmern, die zum Broterwerb Bällen hinterherlaufen, erläutert. Hoeneß und Merkel versuchen auf Montoro einzuwirken, indem sie ihm zu verstehen geben, dass eine übermäßige Besteuerung durchaus auch Auswirkungen auf etwaige EU-Hilfen haben kann.

Freitag: Um 18 Uhr schließt das Transferfenster. Die Marca zitiert Bilbaos Präsident Josu Urrutia, es seien nur noch Kleinigkeiten zu regeln. Man habe niemals die Münchner Freunde zum Narren halten wollen. Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl werden eingeflogen. Sie bereiten sich auch einen ARD-Brennpunkt live vom Münchner Flughafen vor. Um 14 Uhr wird Martinez in der Säbener Straße vorgestellt. Vorort sind nur die Kollegen der Schweizer Blick. Sie tickern live vom Trainingsgelände des FC Bayern. Xherdan Shaqiri hat demnach zwei Semmeln mit Marmelade gefrühstückt. Die anderen Medienvertreter warten immer noch am Terminal 2. Martinez flog über Mallorca nach Memmingerberg. Heynckes, Hoeneß und Rummenigge feixen bei der Prossekonferenz, welch Coup ihnen gelungen ist.