Was wollen die Bayern mit Vidal?
Der Transfer von Arturo Vidal zum FC Bayern wirkt auf den ersten Blick wie ein Affront gegen Bastian Schweinsteiger. Dabei spielt Vidal eine ganz andere Rolle.
Bastian Schweinsteiger hat den FC Bayern ja auch deswegen verlassen, weil das Getümmel im zentralen Mittelfeld bei den Münchnern so groß ist, dass ausgiebige Einsatzzeiten nicht garantiert sind.
Schließlich wollen ja auch Alonso, Thiago, Martinez, Lahm, Höjbjerg, Rode und Kimmich ab und an im Zentrum auf dem Platz stehen. Der große Vorteil dieser Auswahl ist, dass jeder Spieler spezielle Stärken hat. Thiagos Technik ist ebenso außergewöhnlich wie Alonsos strategisches Geschick. Die Präsenz von Martinez und der Wille von Rode, Lahms Ballsicherheit und Höjbjergs Energie, dazu noch Kimmichs Unbekümmertheit. Was konnte Schweinsteiger auf dem Platz dazu noch beitragen? Er war der torgefährlichste dieser Spieler. Zudem war er fähig, seine Mitspieler mitzureißen. Die weitflächigen Spielverlagerungen des 30-Jährigen traut Pep Guardiola offenbar auch Alonso, Boateng, Martinez und Alaba zu.
Gegen einen wie Vidal will man nicht spielen
Nun sorgt wohl Arturo Vidal für noch mehr Konkurrenzkampf in der Spielfeldmitte. Mit seinen Fähigkeiten könnte er das Mittelfeld komplett wetterfest machen. Mit ihm würden sich die Münchner einen wohl charakterlich schwierigen Typen holen. Einen, den man beim Gegner als Feindbild hat. Gegen den man lieber nicht spielen will - aber gerne im eigenen Team hat.
Vidal tut weh, wenn er Fußball spielt. Er ist fähig, sein Gift 90 Minuten in kleineren und größeren Dosen über das komplette Spielfeld zu verteilen. Ein Trikotzupfer hier, ein Tritt dort, ein wenig Trashtalk zwischendurch. So kommt beim Gegner kein Rhythmus auf. Anders als Schweinsteiger, der das Spiel ruhig an sich riss, schwingt sich Vidal durch energisches Eingreifen zum Imperator des Mittelfelds auf.
Vidal gibt Guardiola noch mehr Möglichkeiten, im Mittelfeld zu variieren. Nicht nur personell, sondern auch strategisch. Schweinsteiger und Alonso glichen sich in ihrer Spielweise. Nun könnten beispielsweise Alonso, Thiago und Vidal eine Mittelfeldachse bilden, die reich an Facetten ist. Der Stratege Alonso, mit dem Zauberer Thiago und dem Abräumer Vidal - klingt theoretisch überzeugend.
Turins Gründe, Vidal zum FC Bayern wechseln zu lassen
Vidal ist aber nicht nur ein lästiger Gegenspieler. Der Chilene ist ein feiner Techniker und sucht selbst den Weg oft in Richtung Tor. Etwas, das den Bayern in der vergangenen Saison abgegangen ist.
Der wahrscheinliche Transfer Vidals kann sich für die Bayern auszahlen. Im Raum steht aber auch die Frage: Warum gibt Turin ihn ab? Während der Copa America fuhr Vidal seinen Ferrari mit 1,2 Promille betankt zu Schrott. In der vergangenen Saison musste er die Rekordstrafe von 100.000 Euro an Juve zahlen. Der Vorwurf: Schlägerei vor einer Nachtbar. 2011 waren die Bayern zudem schlecht auf ihn zu sprechen, weil er Jupp Heynckes zwar sein Kommen zugesagt hatte, dann aber doch lieber nach Italien wechselte. "Solche Spieler möchte ich nicht beim FC Bayern haben", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge damals. Zeiten können sich ändern. time
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