Wo ist eigentlich Paduaborn?
Der Aufsteiger SC Paderborn ist die Überraschung der Saison. Der Aufsteiger mit dem kleinsten Stadion der Liga gastiert morgen zum Spitzenspiel beim punktgleichen FC Bayern.
Wenn Luigi, der seit einer Woche im Wohnmobil den Wiesn-Auftakt herbeigesehnt hat, Samstagnacht noch auf die Bundesliga-Tabelle geblickt hat, dann hat er dort, wo der FC Bayern immer steht, wenn Luigi nach München aufbricht, Paduaborn gelesen. Luigi hat das den vier Maß Bier zugeschrieben. Weil Paduaborn aber auch am Sonntag früh noch Spitzenreiter der Bundesliga war, hat Luigi seine Francesca gerufen: „Eh, dov’è Paduaborn?“
Francesca, der geografischen Lücken ihres Gatten müde: „Paderborn nicht Paduaborn und schau selber nach.“ Also hat Luigi die Bayern-Straßenkarte von 1960 entfaltet, die schon seine Eltern nach Neuschwanstein geleitet hat. Wenn Francesca nicht gewesen wäre, würde er Paderborn noch heute in Bayern suchen.
Spieleretat geringer als Jahresgehalt von Franck Ribéry
Es sind wunderbare Geschichten, die der Fußball in den ersten Bundesligatagen schreibt. Dazu gehört eben auch jene vom Aufsteiger aus Nordrhein-Westfalen, dessen Sechs-Millionen-Euro-Spieleretat nicht einmal das Jahresgehalt von Franck Ribéry decken würde. Dessen Stadion mit 15 000 Plätzen das weitaus kleinste der Liga ist und dessen einzig bekannter Spieler Moritz Stoppelkamp heißt.
Dieses Paderborn ist auch heute noch Bundesliga-Spitzenreiter. Die Nummer eins im Weltmeisterland. Das ist, als würde die Metzgerei unseres Vertrauens den Sprung in den Dax schaffen.
Am Dienstag nun kommt es zum Treffen der beiden Dax-Schwergewichte Bayern und Paderborn. Stoppelkamp & Co. haben angekündigt, das Spiel zu genießen. Das ist klug. Später wird es für sie Spitzenspiele dieser Art nicht mehr geben. Der Zauber der Bundesliga ist für Neulinge flüchtig. Je länger die Saison, umso weniger bleibt.
Mit breiter Brust zum Rekordmeister
Sie hüpften ausgelassen, wedelten wie wild mit den Armen und sangen mit den Fans „Humba täterä“: Nach ihrem nächsten Coup ließen die Bundesliga-Novizen vom SC Paderborn ihrer Freude freien Lauf. Und zu feiern gab es nach dem 2:0 (0:0) gegen Hannover 96 mit einem Sensationstor von Moritz Stoppelkamp reichlich. „Es ist für uns wirklich ein Traum, vier Spiele in Folge nicht verloren und den ersten Bundesliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte eingefahren zu haben. Ja, wir haben eine breite Brust“, sagte André Breitenreiter, der Trainer dieses so erstaunlichen Neulings
Ein Tor für die Geschichtsbücher
Beim Stande von 1:0 drosch Stoppelkamp den Ball von der eigenen Strafraumgrenze in Richtung Hannoveraner Gehäuse, das von Weltmeister Ron-Robert Zieler zur letzten 96-Attacke verlassen worden war. Und die Kugel rollte tatsächlich zum 2:0 (90.+3) über die Linie – aus 82,3 Metern! Bundesliga-Rekord!
Das nach dem 4. Spieltag noch ungeschlagene Paderborn blieb zum dritten Mal in Folge ohne Gegentor und steht punktgleich mit Doublesieger FC Bayern in der Tabelle glänzend da. Und wie es die Dramaturgie will, reisen die Fußball-Helden nun zum „Spitzenspiel“ nach München, wie Stoppelkamp treffend bemerkte. „Wir haben in den ersten vier Spielen bewiesen, dass wir bundesligatauglich sind“, sagt Trainer Breitenreiter. Das will man nun auch morgen in München zeigen.
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