Löwen werfen Benno Möhlmann raus - Bierofka tritt an
Die Hängepartie beim TSV 1860 München ist beendet. Der Club trennt sich von Trainer Benno Möhlmann. Sein Nachfolger steht bereits fest.
Um 10.31 Uhr hatte Benno Möhlmann sein geregeltes Leben wieder zurück. Es war Dienstagvormittag, als der TSV 1860 München die Trennung vom Trainer bekannt gab. Die Löwen haben mittlerweile Routine darin, Pressemitteilungen zu verfassen, deren einziger Inhalt es ist, das Bedauern auszudrücken, dass es mit diesem oder jenem Kandidaten auf Dauer nicht geklappt hat.
Die Löwen danken "Benno ganz herzlich für sein Engagement"
Achtmal in den vergangenen dreieinhalb Jahren trennten sich die Münchner von ihrem Coach. Man danke „Benno ganz herzlich für sein Engagement“, richtete Sportdirektor Oliver Kreuzer in der Pressemitteilung aus. Allein, der Glaube habe gefehlt, in dieser Konstellation den Klassenerhalt zu schaffen. Diese Konstellation, das bedeutet: Der erfahrenste Trainer aller Zeiten in der zweiten Liga arbeitet bei einem konfusen Profiverein.
Im Oktober galt Möhlmann noch als optimale Lösung. Aber als solche galten zuvor ja auch schon beispielsweise Torsten Fröhling, Ricardo Moniz oder Friedhelm Funkel. Sie alle scheiterten an den außergewöhnlichen Begleitumständen beim Verein, der sich „Münchens große Liebe“ nennt. Ein Investor, der aufgrund der 40 Millionen Euro, die er in den Verein gesteckt hat, auf sein Mitspracherecht pocht. Eine Vereinsführung, die sich aufreibt zwischen den Ansprüchen von Hasan Ismaik und den Vorstellungen, den Klub gemäß bestehender Regularien der DFL zu führen.
Daniel Bierofka soll die optimale Lösung sein
Möhlmann nahm das mit bewundernswerter Gleichgültigkeit hin. Sie sollte ihm nicht helfen. Nach lediglich einem Punkt in den vergangenen fünf Spielen und dem Abrutschen auf einen Abstiegsplatz hatten die Löwen den Eindruck, die einstmals optimale Lösung sei vielleicht doch nicht mehr ganz so optimal. „Am späten Montagabend“ sei man zu dem Entschluss gekommen, dass nun Daniel Bierofka die optimale Lösung sei, so Kreuzer.
Bierofka ist 37 Jahre alt, seine Erfahrung auf der Trainerbank beschränkt sich auf 14 Monate bei der zweiten Mannschaft der Münchner in der Regionalliga. Dass ihm zugetraut wird, den Abstieg zu verhindern, liegt aber trotzdem an seiner Erfahrung. Bierofka ist Löwe durch und durch. Sein Vater Willi spielte bereits für den Klub. Er selbst bestritt 219 Spiele für die Münchner, ehe er 2014 seine Karriere beendete. „Biero kennt die Begebenheiten hier und ist ein Trainertalent“, hob Kreuzer hervor. Der so Gelobte pflichtete bei, dass ihm der Verein am Herzen liege. Und weil er dem Klub so verbunden sei, habe er keine zwei Sekunden nachdenken müssen, als er um Hilfe gefragt wurde. Bei den Fans genießt Bierofka in der Tat hohes Ansehen. Dass er den Klassenerhalt schafft, halten die meisten allerdings für unwahrscheinlich. Es hat sich Fatalismus bei den Anhängern breitgemacht.
Trotzdem schauten rund 200 von ihnen bei der ersten Einheit des neuen Trainers zu. Die meisten von ihnen Rentner, die sich noch an bessere Zeiten erinnern können. Meisterschaft, Derbysiege gegen Bayern, Europapokal. „Was mir die Löwen alles gegeben haben, kann der Verein nicht mehr kaputtmachen“, sagt Franz Schrodi.
Der 65-Jährige ist Löwen-Fan seit seiner Kindheit. Für ihn ist der Verein tatsächlich die eine große Liebe. Natürlich schaut er auch zu, wenn die Löwen am Sonntag gegen Braunschweig spielen. Es ist das erste von vier Endspielen. Verlieren es die Münchner, sieht Schrodi seine große Liebe in der kommenden Saison wohl in der dritten Liga spielen.
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