Nord-Süd-Verbindung: Mit der S-Bahn von den Bergen bis nach Ulm?
Allgäuer Spitzenpolitiker wollen eine Nord-Süd-Verbindung in Schwaben schaffen. Auch der Allgäu Airport und der Kemptener Busbahnhof werden mit einbezogen.
Die Idee ist zwar nicht neu, aber nach wie vor kühn: Allgäuer Spitzenpolitiker möchten eine Art S-Bahn realisieren, die im Stunden- oder gar Halbstundentakt durch das Allgäu fährt und möglichst viele Haltepunkte bedient. Einer früheren Planung zufolge sollte diese zwischen Kempten und Oberstdorf verkehren. Doch inzwischen gehen die Pläne noch weiter: Nun wird über eine S-Bahn zwischen Oberstdorf und Ulm nachgedacht. Und mit Direktbussen sollen die Kemptener Innenstadt und der Flughafen Memmingen mit dieser Regionalbahn, wie sie auch genannt wird, verbunden werden.
Die Idee zur Regionalbahn ist nicht neu
Schon zur Jahrtausendwende hatte es die Idee zu einer Regionalbahn zwischen Oberstdorf und Kempten gegeben, sagt Anton Klotz, Landrat des Oberallgäus. Damals hatte es ein Gutachten gegeben. Je nach Spielart hätte die Realisierung 70 Millionen Mark gekostet. Weshalb die Sache auch wieder in den Schubladen verschwand. Doch nun wird im Oberallgäu über ein neues Verkehrskonzept sinniert. Denn die B19 ist gerade südlich von Sonthofen, wo die Trasse bislang statt vier- nur noch zweispurig ist, oft verstopft. „Wir überlegen deshalb, die Menschen verstärkt auf die Schiene zu bringen“, sagt Klotz. Das Angebot richte sich an Einheimische und an Touristen. Wichtig sei ein regelmäßiger Takt bei bezahlbaren Preisen.
Als Betreiber kämen private Bahnanbieter infrage, die von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) bestellt würden. Finanziell beteiligen sollen sich der Staat, die betreffenden kreisfreien Städte und Landkreise sowie vielleicht auch Investoren aus der freien Wirtschaft. „Es gibt schon Interessenten, zum Beispiel hat der Bayerische Bauindustrieverband ein Exposé aufgelegt“, sagt Klotz. Das technische Problem bei der ganzen Sache lautet: Es gibt viele kleine Bahnübergänge (zum Beispiel für Landwirte), die beseitigt werden müssten. Und außerdem sind große Teil der Strecke nur eingleisig. Da gleichzeitig noch der normale Bahnverkehr stattfinden muss, wäre ein Ausbau auf zwei Gleise vermutlich sinnvoll.
Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle befürwortet das Projekt ebenfalls. In Kürze gebe es Informationen darüber, wie teuer eine neue aktuelle Studie zu dem Thema würde. Dann könne der Stadtrat entscheiden, ob er dafür Geld in die Hand nimmt. Eine Bahnverbindung vom Haupt- zum Busbahnhof in der Innenstadt hält er für zu teuer. „Das muss mit Shuttlebussen gehen.“ Ähnlich sieht das sein Amtskollege Dr. Ivo Holzinger in Memmingen. Eine Bahnverbindung vom Memminger Hauptbahnhof zum Allgäu Airport sei technisch machbar, aber zu aufwendig. Er sieht hier eine Shuttlebus-Lösung. Grundsätzlich befürwortet er eine S-Bahn von Oberstdorf nach Ulm.
Für die neuen Verbindungen würden einige Bahnhöfe wieder aufgemacht
„Wir haben ja bereits Erfahrungen mit dem Thema S-Bahn im Verbund Donau-Iller“, sagt der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather. Zu diesem Verbund gehören das Unterallgäu wie die Stadt Memmingen. In diesem Verbund gibt es die „Regio-S-Bahn Donau-Iller“, die bereits eine Strecke von Ulm nach Weißenhorn betreibt. „Die Nachfrage Ulm–Weißenhorn ist übrigens deutlich besser als vorher angenommen.“ Von Ulm aus sollen sternförmig sieben weitere Verbindungen abgehen. Ein Verbindungsarm ragt nach Süden bis Memmingen. Dazu würden Bahnhöfe wie Pleß, Fellheim und Heimertingen wieder aufgemacht. Logisch ist für Weirather, dass das Ganze bis Oberstdorf weitergeführt wird. Sinnvoll wäre es auch, Orte wie Wolfertschwenden mit seinen vielen Arbeitsplätzen anzubinden.
Im Bereich Donau-Iller habe man jede Haltestelle mit einer Wirtschaftlichkeitsberechnung versehen. Diese zeige: Man könne die Verbindungen kostendeckend betreiben. Eine solche Berechnung sei auch für den Süden zu empfehlen. Landrat Klotz hält eine Realisierung der Regionalbahn von Oberstdorf bis Kempten in den nächsten vier, fünf Jahren für denkbar. Das würde gut mit den Plänen für den nördlichen Bereich zusammenpassen – wo die S-Bahn ab 2020 von Ulm bis nach Memmingen rollen soll.
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