TSV 1860 München: Gutes Ende einer schlechten Saison?
Dass es für die "Löwen" schwer werden würde, stand eigentlich schon zu Saisonbeginn fest. Gelingt nach einer peinlichen Spielzeit heute der Neuanfang?
Eigentlich konnte das nur dem TSV 1860 München passieren. Anhänger des Klubs schlugen jedenfalls schon vor der Saison die Hände über dem Kopf zusammen, als der Verein Ricardo Moniz als neuen Trainer verpflichtete. Bei Moniz, dem Dampfplauderer vor dem Herrn, war der Größenwahn Programm. Zu Beginn seiner Tätigkeit wurde es gleich revolutionär, als er den erst 18-jährigen Julian Weigl zum Mannschaftskapitän beförderte – wenig später setzte er ihn dann wieder ab.
Der gebürtige Niederländer faselte von Beginn seiner Tätigkeit an nur noch vom Platz eins und vom Aufstieg in die Bundesliga. Wer aber geistig noch ziemlich alle beisammen hatte und einmal in Ruhe den Kader der Löwen durchforstete, der brachte höchstens schulterzuckend ein „Häää?“ über die Lippen.
Niedergang der "Löwen" live bei Sky
Doch wenn ein Trainer bei den Löwen nur das Wort Aufstieg in den Mund nimmt, darf er so lange ungestraft werkeln, bis das Kind im Brunnen liegt. Als Moniz mit seiner Truppe nach sieben Spielen lediglich sechs Pünktchen auf dem Konto hatte, war auch den Löwen-Verantwortlichen klar: So wird das nichts mit dem Aufstieg. Im Prinzip ging es aber schon da nur noch um Schadensbegrenzung.
Aber wenn sich 1860 mal in einem vermeintlichen Höhenrausch befindet, geht noch mehr schief. So wurden die Löwen auch für den Bezahlsender Sky eine Beute. Sky hatte vor der Saison alle 36 Klubs in der 1. und 2. Bundesliga angeschrieben, um sie dokumentarisch zu begleiten. Während nach Informationen unserer Zeitung alle anderen Klubs dem Sender eine Absage erteilten, stimmte der TSV 1860 im Gefühl des sicheren Aufstiegs zu.
Dadurch wurde die Saison noch peinlicher. Die Fernseh-Zuschauer durften praktisch miterleben, wie Spieler und Trainer teilweise traumatisiert in der Kabine rumhängen. Auf die Frage, warum man das brisante Innenleben der Löwen, den Zuschauern preisgibt, sagte 1860-Geschäftsführer Markus Rejek: „Wir wollten unseren Fans einmal zeigen, wie bei uns gearbeitet wird.“ Na dann, prost Mahlzeit.
Gelingt dem TSV 1860 München gegen Kiel der Neuanfang?
Nach dem heutigen Rückspiel gegen Holstein Kiel in der Relegation könnte es ganz dunkel über dem Löwenkäfig werden. Es wäre schade, denn es würde wieder ein Stück Fußball-Tradition in der Versenkung verschwinden. Heute wäre es schon allerhöchste Zeit, mit einem Sieg einen Neuanfang zu starten.
Anschließend muss sich der Verein dringendst neu sortieren. Der ehemalige 1860-Trainer, der 73-jährige Karsten Wettberg, schwärmte zuletzt vom FC Augsburg, der momentan für viele Klubs ein Vorbild ist. Man muss als Augsburger damit nicht großspurig auf den Löwen herumtrampeln, aber ein bisschen ein Beispiel könnten sich die Löwen am Bundesligisten 50 Kilometer westlich von München schon nehmen.
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