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Interview
28.11.2014

Michael Schulz: Erinnerungen eines Treters

<p>Schaut doch eigentlich ganz lieb aus. War Michael Schulz auf dem Platz aber eher nicht so.</p>
Foto: Wilfried Witters

Michael Schulz war ein gefürchteter Verteidiger. Auch heute noch sagt er: Ohne Fouls ginge dem Fußball viel verloren. Allerdings zeigt er sich auch einsichtig.

Herr Schulz, Marvin Bakalorz ist derzeit der Buhmann der Fußball-Nation. Nach seinem Foul gegen Marco Reus steht er am Pranger.

Schulz: Ein Stück weit kann ich die Reaktionen verstehen – vor allem, dass sich die Borussia-Fans ereifern. Das liegt natürlich auch an der Verletzungshistorie von Marco Reus. Trotzdem gibt es keinen Grund, Bakalorz etwas vorzuwerfen.

Aber selbst Schiedsrichter Wolfgang Stark meinte hinterher, statt der gelben wäre die rote Karte angebracht gewesen.

Schulz: Rot Karte? Das würde ich nicht sagen. In meinen Augen war keine Hinterlist im Spiel. Das Foul passierte im Kampf um den Ball. Und Fouls gehören nun einmal zum Fußball.

Das Foulspiel als unentbehrliches Stilmittel des Fußballs?

Schulz: Wäre der Fußball wirklich körperlos, ginge viel verloren. Dann würde man schwächeren Mannschaften die Chance nehmen, sich gegen technisch überlegene Teams zu wehren. Im Endeffekt würde die Kluft zwischen den reichen Spitzenklubs, die sich die teuren Edeltechniker leisten können, und den Vereinen mit deutlich geringeren finanziellen Möglichkeiten noch größer werden. Damit Sie mich nicht missverstehen, ich plädiere nicht fürs Foulspiel. Ich verurteile Fouls, die wirklich hinterlistig sind –  wenn der Spieler von hinten umgegrätscht wird, ohne dass er auch nur die Chance hat, zu reagieren. Aber ich plädiere für die Möglichkeit, kampfbetonten Fußball spielen zu dürfen – auch auf die Gefahr hin, dass ein Spieler mal verletzt wird. Im Übrigen passieren heute die meisten Verletzungen ohne Gegnereinwirkung.

Dennoch gibt es gibt Stimmen, die von den Schiedsrichtern eine Art „Sonderschutz“  für Spieler wie Reus fordern.

Schulz: Wo fängt man da an? Soll dieser Sonderschutz für Nationalspieler gelten oder für Spieler, die fünf Millionen Euro oder mehr verdienen. Das ist doch Quatsch.

Und was halten Sie vom Vorschlag, einen Übeltäter so lange zu sperren, wie der von ihm verletzte Spieler ausfällt?

Schulz: Auch nichts. Der eine Spieler ist verletzungsanfälliger als der andere. Vielleicht hat Marco Reus schwächere Bänder? Und die Forderung kann sich ja eigentlich nur auf vorsätzliche Fouls beziehen. Doch wann ist wirklich Vorsatz im Spiel? Ich war ja viele Jahre selbst Profi und bin als Spielerberater immer noch sehr eng am Fußball dran. Glauben Sie mir, ich kenne keinen Spieler, der einen Gegner absichtlich verletzen würde.

Können Sie das auch für sich selbst sagen?

Schulz: Ja, auf jeden Fall.

Sie hatten einen sehr schlechten Ruf...

Schulz: Im Nachhinein muss man sich tatsächlich fragen: Schulz, was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Schiedsrichterbeleidigungen und Tätlichkeiten? Zu Beginn meiner Zeit beim BVB war das echt schlimm. Eines Tages kam dann unser Manager Michael Maier zu mir und sagte: Junge, wenn du so weiter machst, kannst du nicht mehr in Deutschland spielen. In der Presse wurde tatsächlich über den Entzug meiner Spielerlizenz diskutiert. Mir war klar: Es musste etwas passieren.

Und was ist passiert?

Schulz: Ich war ja vor meiner Profikarriere im Polizeidienst und traf dann zufälligerweise meinen ehemaligen Lehrgangsleiter. Der hatte sich zwischenzeitlich als Anti-Stress-Trainer fortbilden lassen. Die Zusammenarbeit mit ihm hat mir geholfen, meine Aggressionen in den Griff zu bekommen. Ich habe dann auch autogenes Training gemacht und meine Spielweise komplett umgestellt. Sie war immer noch hart, aber nicht mehr so aggressiv. Ich wusste, dass meine Grätschen sitzen mussten, dass ich nicht die Beine des Gegenspielers treffen durfte, weil ich unter besonderer Beobachtung stand. Und tatsächlich habe ich es vom Buhmann der Nation zum Nationalspieler gebracht.

Die Grätsche muss halt sitzen

Von den gegnerischen Fans gehasst, vom Heimpublikum verehrt – so war das auch bei Ihnen. Warum ist gerade der Spielertypus „Terrier“ beim eigenen Anhang so beliebt?

Schulz: Eine körperbetonte Spielweise wird mit Kampfgeist gleichgesetzt. Und Kampfgeist kommt bei den Fans einer Mannschaft immer gut an.

Bei Jogi Löw ist die Grätsche verpönt...

Schulz: Das ist ja nichts Neues. Otto Rehhagel, der nicht gerade als Vordenker unter den Trainern gilt, hat damals schon zu mir gesagt: Michael, wenn Sie am Boden liegen, dann können Sie nicht mehr mitlaufen. Die Grätsche muss halt sitzen – sonst hat man als Verteidiger ein Problem.

War das Spiel zu Ihrer aktiven Zeit härter?

Herr Schulz, Marvin Bakalorz ist derzeit der Buhmann der Fußball-Nation. Nach seinem Foul gegen Marco Reus steht er am Pranger.

Schulz: Ein Stück weit kann ich die Reaktionen verstehen – vor allem, dass sich die Borussia-Fans ereifern. Das liegt natürlich auch an der Verletzungshistorie von Marco Reus. Trotzdem gibt es keinen Grund, Bakalorz etwas vorzuwerfen.

Aber selbst Schiedsrichter Wolfgang Stark meinte hinterher, statt der gelben wäre die rote Karte angebracht gewesen.

Schulz: Rot Karte? Das würde ich nicht sagen. In meinen Augen war keine Hinterlist im Spiel. Das Foul passierte im Kampf um den Ball. Und Fouls gehören nun einmal zum Fußball.

Das Foulspiel als unentbehrliches Stilmittel des Fußballs?

Schulz: Wäre der Fußball wirklich körperlos, ginge viel verloren. Dann würde man schwächeren Mannschaften die Chance nehmen, sich gegen technisch überlegene Teams zu wehren. Im Endeffekt würde die Kluft zwischen den reichen Spitzenklubs, die sich die teuren Edeltechniker leisten können, und den Vereinen mit deutlich geringeren finanziellen Möglichkeiten noch größer werden. Damit Sie mich nicht missverstehen, ich plädiere nicht fürs Foulspiel. Ich verurteile Fouls, die wirklich hinterlistig sind –  wenn der Spieler von hinten umgegrätscht wird, ohne dass er auch nur die Chance hat, zu reagieren. Aber ich plädiere für die Möglichkeit, kampfbetonten Fußball spielen zu dürfen – auch auf die Gefahr hin, dass ein Spieler mal verletzt wird. Im Übrigen passieren heute die meisten Verletzungen ohne Gegnereinwirkung.

Dennoch gibt es gibt Stimmen, die von den Schiedsrichtern eine Art „Sonderschutz“  für Spieler wie Reus fordern.

Schulz: Wo fängt man da an? Soll dieser Sonderschutz für Nationalspieler gelten oder für Spieler, die fünf Millionen Euro oder mehr verdienen. Das ist doch Quatsch.

"Schulz, was hast dir eigentlich dabei gedacht?"

Und was halten Sie vom Vorschlag, einen Übeltäter so lange zu sperren, wie der von ihm verletzte Spieler ausfällt?

Schulz: Auch nichts. Der eine Spieler ist verletzungsanfälliger als der andere. Vielleicht hat Marco Reus schwächere Bänder? Und die Forderung kann sich ja eigentlich nur auf vorsätzliche Fouls beziehen. Doch wann ist wirklich Vorsatz im Spiel? Ich war ja viele Jahre selbst Profi und bin als Spielerberater immer noch sehr eng am Fußball dran. Glauben Sie mir, ich kenne keinen Spieler, der einen Gegner absichtlich verletzen würde.

Können Sie das auch für sich selbst sagen?

Schulz: Ja, auf jeden Fall.

Sie hatten einen sehr schlechten Ruf...

Schulz: Im Nachhinein muss man sich tatsächlich fragen: Schulz, was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Schiedsrichterbeleidigungen und Tätlichkeiten? Zu Beginn meiner Zeit beim BVB war das echt schlimm. Eines Tages kam dann unser Manager Michael Maier zu mir und sagte: Junge, wenn du so weiter machst, kannst du nicht mehr in Deutschland spielen. In der Presse wurde tatsächlich über den Entzug meiner Spielerlizenz diskutiert. Mir war klar: Es musste etwas passieren.

Und was ist passiert?

Schulz: Ich war ja vor meiner Profikarriere im Polizeidienst und traf dann zufälligerweise meinen ehemaligen Lehrgangsleiter. Der hatte sich zwischenzeitlich als Anti-Stress-Trainer fortbilden lassen. Die Zusammenarbeit mit ihm hat mir geholfen, meine Aggressionen in den Griff zu bekommen. Ich habe dann auch autogenes Training gemacht und meine Spielweise komplett umgestellt. Sie war immer noch hart, aber nicht mehr so aggressiv. Ich wusste, dass meine Grätschen sitzen mussten, dass ich nicht die Beine des Gegenspielers treffen durfte, weil ich unter besonderer Beobachtung stand. Und tatsächlich habe ich es vom Buhmann der Nation zum Nationalspieler gebracht.

Von den gegnerischen Fans gehasst, vom Heimpublikum verehrt – so war das auch bei Ihnen. Warum ist gerade der Spielertypus „Terrier“ beim eigenen Anhang so beliebt?

Schulz: Eine körperbetonte Spielweise wird mit Kampfgeist gleichgesetzt. Und Kampfgeist kommt bei den Fans einer Mannschaft immer gut an.

Bei Jogi Löw ist die Grätsche verpönt...

Schulz: Das ist ja nichts Neues. Otto Rehhagel, der nicht gerade als Vordenker unter den Trainer gilt, hat damals schon zu mir gesagt: Michael, wenn Sie am Boden liegen, dann können Sie nicht mehr mitlaufen. Die Grätsche muss halt sitzen – sonst hat man als Verteidiger ein Problem.

Was wurden die Schiedsrichter beleidigt

War das Spiel zu Ihrer aktiven Zeit härter?

Schulz: Auf jeden Fall. Früher hatte man als Verteidiger ein, zwei Fouls frei, was dazu genutzt wurde, sich beim Stürmer zuerst mal Respekt zu verschaffen, wie das so schön hieß. Das geht heute nicht mehr, was auch gut so ist. Insgesamt hat sich das taktische Defensivverhalten der kompletten Mannschaft verändert.   Es ergeben sich dadurch weniger Situationen, in den gegrätscht wird. Haben Sie das Spiel von Schalke gegen Chelsea gesehen? Die Schalker sind in keiner Phase in die Zweikämpfe gekommen. Ich saß vorm Fernseher und dachte mir: Mann, da muss doch einer mal dazwischen hauen.

Fehlt Ihnen im modernen Fußball etwas die Härte und Aggressivität?

Schulz: Trotz aller Liebe zum körperbetonten Spiel, hat das schon auch seinen Reiz, wenn zwei Spitzenteams gegeneinander spielen und ohne Foulspiel auskommen. Andererseits:  so ein richtig intensives Spiel, das ist eine schöne Alternative dazu. Aber wissen Sie was mich heutzutage irritiert? Dieses Umarmen des Gegenspielers – vor und nach dem Spiel. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber die tauschen ja manchmal schon in der Halbzeitpause die Trikots. Wenn ich verloren habe, dann hatte ich nach dem Schlusspfiff erst mal die Hasskappe auf. Mir war dann nicht danach, den Gegner zu herzen. Ich war nicht ansprechbar. Ob das gut ist, mag dahin gestellt sein. Aber ich habe manchmal den Eindruck, dass die Spieler von heute nach einer Niederlage zu schnell zur Tagesordnung übergehen.

Statt Abklatschen gab es damals vor dem Spiel Einschüchterungsversuche. Von Uli Borowka – wie Sie kein Kind von Traurigkeit – ist eine Botschaft an den jungen Olaf Thon beim Einlaufen überliefert: „Thon komm' mir heute nicht in die Quere, sonst breche ich dir beide Beine.“

Schulz: Hat er natürlich nicht gemacht. Diese Psychospielchen gehörten damals einfach dazu. Ich weiß noch, wie ich mir vor einer Partie gegen den AS Rom von meinem Teamkollegen Stefan Reuter, der ja perfekt italienisch sprach, landesübliche Schimpfwörter beibringen ließ. Ich habe die wirklich auswendig gelernt. Und die Mühe hat sich gelohnt. Als ich die Ausdrücke dem gegnerischen Stürmer an den Kopf warf, zeigte das Wirkung. Der war nicht mehr so richtig bei der Sache.

Geben Sie solche Tricks als Spielerberater an Ihre Schützlinge weiter?

Schulz: Nein, das ist nicht mehr zeitgemäß. Heute ist alles auf Harmonie ausgerichtet. Mein Gott, wenn ich daran denke, wie wir die Schiedsrichter auf dem Platz beleidigt haben – und die uns übrigens auch. Und ständig ist einer auf dem Rasen gelegen und hat sich vor Schmerz gekrümmt. Ist schon gut, dass sich die Zeiten geändert haben.

Das Gespräch führte Roland Wiedemann

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