Ein Albtraum namens Kruse
Der Stürmer erzielt alle vier Tore für Werder Bremen und fügt dem FC Ingolstadt eine bittere 2:4-Niederlage zu. Was sich bessern muss, um den Klassenerhalt noch zu schaffen.
Martin Hansen holte noch einmal alles aus sich heraus. Er spurtete über den ganzen Platz, den Rücken von Max Kruse vor der Nase. Hansen, der in der Nachspielzeit mitgestürmt war, holte auf. Meter für Meter. Einholen aber konnte er Kruse nicht mehr. Der Bremer Stürmer schob den Ball locker zum entscheidenden 4:2 ins verlassene Ingolstädter Tor.
Diese Szene war nicht mehr spielentscheidend, steht aber in gewisser Weise symbolisch für die Saison der Schanzer. Sie rennen und kämpfen, holen alles aus sich heraus und sehen das Licht am Ende des Tunnels. Auf den letzten Metern aber, da kommt der Motor ins Stocken. In vielen Spielen, auch auf die Gesamtsituation gemünzt. Riesig war die Glückseligkeit, als mit drei Siegen am Stück der Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze von zehn auf einen Punkt verkürzt war. Zwei Niederlagen später sind es wieder fünf, der Relegationsplatz ist vier Zähler entfernt.
Auch in der Partie gegen Werder Bremen wähnten sich die Schanzer nahe am Ziel. Sie waren über weite Strecken des Spiels überlegen, führten zweimal durch Tore von Dario Lezcano (32.) und Pascal Groß (62., Foulelfmeter). Doch dann kam Max Kruse und drehte mit einem Hattrick in der Schlussphase die Partie (81., 87., 90.+4). Auch der zwischenzeitliche Ausgleich zum 1:1 ging auf das Konto von Kruse (45.+1, Foulelfmeter).
FCI-Mittelfeldspieler Pascal Groß bescheinigte dem Bremer Nationalspieler enorme „individuelle Qualität“. Dennoch, so Groß, „ist es extrem bitter, wie wir das Spiel noch so aus der Hand geben“. Daher muss sie gestellt werden, die Frage nach der Qualität im Ingolstädter Kader. „Wir werden für individuelle Fehler bestraft“, sagte Rechtsverteidiger Florent Hadergjonaj mit trauriger Miene. „Die dürfen uns nicht Woche für Woche passieren. Wir müssen die individuellen Fehler im Abstiegskampf abstellen, sonst fehlen uns am Ende die Punkte.“
Gegen Bremen war es Torwart Hansen, der den alles andere als überzeugenden Gegner zurück ins Spiel brachte. Als beim Stand von 2:1 eine harmlose Flanke in den Ingolstädter Strafraum segelte, war kein Bremer in unmittelbarer Nähe des Balls. Hansen aber stürmte wild aus seinem Tor heraus, räumte dabei Marcel Tisserand rustikal über den Haufen und faustete den Ball unkontrolliert zu Kruse, der zum 2:2 traf. Slapstick, der in der Ingolstädter Situation kaum zu verkraften ist. Hadergjonaj nannte den Treffer schlicht ein „Eitor“. Vorwürfe von Maik Walpurgis an seinen Torhüter gab es dennoch keine. „Klar hat er einen Fehler gemacht. Aber ich werde nach einem Fehler keinen Spieler kritisieren. Martin hat für uns auch schon großartige Paraden gezeigt.“ Auch das Gegentor zum 2:3 „müssen wir als Mannschaft besser verteidigen“, kritisierte Pascal Groß. Die Pleite zeigte auch, dass mehrere Ausfälle wie die von Marvin Matip, Romain Brégerie, Markus Suttner (alle gesperrt) und Anthony Jung (krank) den Kader an seine Grenzen stoßen lässt. Es ehrt die Spieler, dass sie die zahlreichen Umstellungen nicht als Ausrede gelten lassen wollten. Groß: „So ist eben Fußball.“
Maik Walpurgis, der von einer „unverdienten Niederlage“ sprach, richtete den Blick direkt wieder nach vorne. „Kein Vorwurf an die Mannschaft. Sie hat ein tolles Spiel gemacht. Die Leistung macht uns Mut und wir werden nicht aufgeben.“ Wie schwierig es allerdings ist, eine Aufholjagd erfolgreich abzuschließen, zeigte Martin Hansens Spurt in der Nachspielzeit.
FC Ingolstadt 04 Hansen – Morales, Roger, Tisserand – Hadergjonaj, Christiansen (75. Hinterseer), Cohen, Leckie – Groß, Kittel – Lezcano (85. Lex) Werder Bremen Wiedwald – Veljkovic (67. Gnabry), L. Sané, Moisander – Gebre Selassie, M. Eggestein, Ro. Bauer – Grillitsch (67. Pizarro), F. Kainz (89. Bargfrede) – Bartels, M. Kruse
Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart) – Zuschauer 15200 (ausverkauft) Tore 1:0 Lezcano (32.), 1:1 M. Kruse (45.+1/Foulelfmeter), 2:1 Groß (62./Foulelfmeter), 2:2 M. Kruse (81.), 2:3 M. Kruse (87.), 2:4 M. Kruse (90.+4)
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