Einbahnstraßenfußball
2. BundesligaFC Ingolstadt erarbeitet sich gegen Erzgebirge Aue zahlreiche Chancen, kommt aber über ein 1:1 nicht hinaus. Gästetrainer Tommy Stipic kann sein Glück kaum fassen
Ingolstadt Die Gemütslage von Tommy Stipic und Ralph Hasenhüttl bei der Pressekonferenz nach dem Spiel zwischen dem FC Ingolstadt und Erzgebirge Aue (1:1) konnte unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite saß ein fast schon beschämt lächelnder Stipic, während Hasenhüttls Blick wie versteinert durch den Raum wanderte.
Ein kurzes Lächeln konnte Stipic seinem Kollegen dann tatsächlich noch ins Gesicht zaubern: „Der Punkt heute fühlt sich für uns an wie ein Dreier. Vielleicht war es ein kleines, schönes Abschiedsgeschenk an mich“, sagte der Auer Trainer, der bis vor drei Wochen die Ingolstädter Reserve betreut hatte. Hasenhüttl hatte die passende Antwort parat: „Geschenke gibt es normal zwar erst zu Weihnachten, für dich aber heute schon“, erwiderte Hasenhüttl in Richtung Stipic.
Dabei war der österreichische Trainer des FCI kaum zum Scherzen aufgelegt. 29:4 Torschüsse standen am Ende für seine Mannschaft zu Buche. Über ein 1:1 war sein Team aber nicht hinausgekommen. Die Schanzer waren drückend überlegen und verbuchten zahlreiche Großchancen, doch wie schon am vergangenen Samstag bei 1860 München (1:1) fehlte es an der Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Stipic: „Ingolstadt ist immer wieder angerannt, hat uns hinten reingedrückt und hat endlos viele Torchancen kreiert, diese aber zum Glück nicht verwertet.“ Es war nicht nur auf dem Papier das Spiel zwischen dem Tabellenzweiten FC Ingolstadt und dem Schlusslicht Erzgebirge Aue. Den Unterschied habe man „auf dem Platz“ auch gesehen, befand nicht nur FCI-Kapitän Marvin Matip.
Ingolstadt übernahm von Anfang an die Initiative. Stefan Lex (3.), Mathew Leckie (9.), Alfredo Morales (12.) und Lukas Hinterseer (19.) vergaben erste gute Chancen. Wie man es besser macht, zeigten die Gäste. Aus dem Nichts kamen sie zu ihrer ersten Möglichkeit und gingen prompt in Führung (20.). Nach einer Flanke von Romario Kortzorg köpfte der freistehende Frank Löning den Ball über die Linie. Ingolstadt hatte nun gesehen, wie Toreschießen funktioniert – und schlug nur zwei Minuten später selbst zu: Da Costas Pass in die Mitte landete bei Lukas Hinterseer, der aus kurzer Distanz zum Ausgleich traf (22.).
Nun ließ der FCI kurz die Zügel schleifen und verhalf damit seinem Torwart Ramazan Özcan zu zwei sicheren Paraden (27., 32.). Es sollten die letzten in diesem Spiel bleiben, da die biederen Gäste sich kaum über die Mittellinie wagten.
Zu sehen war hingegen ein Sturmlauf der Schanzer. Hasenhüttl: „Ich habe nach sieben glasklaren Chancen aufgehört zu zählen.“ In der Schlussphase der ersten Hälfte vergaben Pascal Groß (36.) und Stefan Lex (44) weitere Möglichkeiten. Morales scheiterte haarsträubend (38.), als er die Kugel nach einem Rückpass von Leckie freistehend vom Elfmeterpunkt über den Querbalken drosch.
Auch in Hälfte zwei machten die Hausherren da weiter, wo sie zuvor aufgehört hatten: Mit Einbahnstraßenfußball. Groß zielte bei einer Volley-Abnahme zu hoch (48.), Morales platzierte die Kugel in die Arme von Männel (50.). Leckie konnte sich das Eck nach einer Flanke von Groß praktisch aussuchen, köpfte aber rechts vorbei (62.). Auch die Verteidiger stürmten mit nach vorne, machten es aber nicht besser als ihre Vorderleute. Marvin Matip hämmerte zunächst den Ball aus 14 Metern über das Gehäuse (70.) und zielte auch mit dem Kopf zu hoch (75.). Auch Benjamin Hübner schoss am rechten Pfosten vorbei (81.). Die letzte gute Gelegenheit vergab erneut Morales (84.).
Trotz dem Chancenwucher gewann Ralph Hasenhüttl der Partie letztlich doch noch Positives ab: „Ich finde, meine Mannschaft hat sich für diese Leistung ein Kompliment verdient und wird sich künftig auch wieder belohnen.“
FC Ingolstadt 04: Özcan – da Costa, Matip, Hübner, Danilo (90.+2 Mijatovic) – Roger – Lex (62. Hartmann), Groß, Morales, Leckie – Hinterseer (90. Pekhart) Erzgebirge Aue: Männel – Klingbeil, Vucur, Paulus, Luksik – Benatelli (64. Schönfeld), Fink – Müller (90. Hannes Anier), Könnecke (59. Novikovas), Kortzorg – Löning – Schiedsrichter: Wingenbach (Mainz) – Zuschauer: 4814 – Tore: 0:1 Löning (20.), 1:1 Hinterseer (22.)
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