Ratlose Gesichter
Nach der 1:2-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim kündigt Trainer Markus Kauczinski Veränderungen an. Vor allem die Spielweise des FC Ingolstadt passt ihm nicht.
Während die Spieler des FC Ingolstadt mit versteinerten Mienen und hängenden Köpfen durch die Katakomben des Audi Sportparks liefen, hatte Benjamin Hübner genügend Gründe, über das ganze Gesicht zu strahlen.
Der ehemalige FCI-Verteidiger hatte nicht nur zum ersten Mal im Bundesligakader der TSG Hoffenheim gestanden, sondern an seiner alten Wirkungsstätte beim 2:1 der Gäste sogar 90 Minuten durchspielen dürfen. Hübner sprach demnach gerne über das Spiel. Er habe sich „gefreut, die alten Gesichter zu sehen“, sagte er. Freilich auch, dass er den Schanzern von nun an jeden Punkt gönne. Dann sagte Hübner einen Satz, der das derzeitige Dilemma des FC Ingolstadt deutlich aufzeigt. „Wir wussten, was uns hier erwartet.“ Er meinte das extreme Ingolstädter Pressing, das die Mannschaft verinnerlicht hat und in den vergangenen Spielzeiten so manchem Gegner große Probleme bereitete. „Jetzt weiß ich“, fügte Hübner an, „wie es ist, gegen diese Mannschaft zu spielen. Es ist in jedem Fall unangenehm.“
Neu-Trainer Markus Kauczinski hatte wohl dem Wunsch seiner Spieler entsprochen, gegen die TSG Hoffenheim wieder im altbewährten 4–3-3-System zu agieren und äußerst früh zu attackieren. „Wir wollten“, sagte Stürmer Lukas Hinterseer, dem in der Nachspielzeit mit einem verwandelten Handelfmeter immerhin das erste Heimtor der Saison gelungen war (90.+5), „wie elf Hunde die Gegner jagen und ihnen keine Sekunde Zeit lassen.“
Was in der vorigen Saison noch so erfolgreich war, klappt nun allerdings nicht mehr. „Die Gegner sind gut auf uns eingestellt“, sagte Kauczinski, „es ist keine Überraschung mehr, wie Ingolstadt spielt.“ Nun müsse man „Dinge verändern“, fügte der 46-Jährige hinzu, „das, was war, funktioniert nicht mehr, das muss auch der Letzte verstanden haben.“ Für den ein oder anderen werde das schmerzlich sein, so Kauczinksi weiter. „Es ist natürlich so“, ergänzte der Coach, „dass alle an der Spielweise hängen.“ Die Mannschaft, die Zuschauer, „alle haben sich damit identifiziert.“ Im Trainerteam habe man sie „schon immer hinterfragt. Es spielen nicht mehr viele Teams so. Selbst RB Leipzig ist davon abgegangen“. Einmal in Rage, zählte Kauczinksi auch Spieler an, nannte dabei freilich keine Namen. Mit einzelnen Leistungen, sagte er „bin ich nicht einverstanden.“ Man darf gespannt sein, welche Änderungen der Trainer vornehmen wird. Flexibilität in der Herangehensweise predigt er seit seinem Amtsantritt.
Trotz des Fehlstarts mit nur einem Punkt aus sechs Spielen und dem Abrutschen auf Rang 17 stellt sich beim FC Ingolstadt die Frage nach dem Coach nicht. „Wir entlassen den Trainer nicht“, sagte FCI-Sportdirektor Thomas Linke deutlich. „Ich sehe die Arbeit des Trainers täglich und sie ist gut.“ Nun gelte es, in der Länderspielpause die Situation zu analysieren und einen Weg zu finden, „wie wir wieder erfolgreich Fußball spielen können.“
Linke sagte das mit stoischer Ruhe trotz des Eindrucks der vorangegangen 90 Minuten, in denen der FC Ingolstadt seine schwächste Saisonleistung abgeliefert hatte. Einen Konter vollendete Sandro Wagner zum 0:1 (11.), Kerem Demirbay erhöhte noch vor der Pause auf 0:2 (35.). Mit konsequenter Chancenverwertung in der zweiten Halbzeit hätte Hoffenheim die Partie frühzeitig entscheiden und deutlich höher gewinnen können.
FC Ingolstadt 04: Nyland – Levels, Matip, Tisserand, A. Jung – Groß, Roger, Cohen (46. Lezcano) – Leckie (59. Lex), Hinterseer, Mo. Hartmann (69. Christiansen) TSG Hoffenheim: Baumann – Toljan, Süle, Vogt, B. Hübner, Kaderabek – Demirbay (53. Amiri (70. Polanski)), Rudy, L. Rupp – S. Wagner (69. Szalai), Kramaric – Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz) – Zuschauer: 13844 Tore: 0:1 Wagner (11.), 0:2 Demirbay (35.), 1:2 Hinterseer (90.+5/Handelfmeter)
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