England-Coach Sam Allardyce: Wegen Dummheit gefeuert
Saufende Profis und absurde Elfmeter haben bisher den englischen Fußball geprägt. Neu in der Chronik der Lächerlichkeiten: Sam Allardyce, wegen Dummheit gefeuerter Nationaltrainer.
Was haben wird uns in den vergangenen Jahrzehnten über den englischen Fußball gefreut. Wann immer wir einen schlechten Tag hatten, irgendeine Meldung aus den britischen Tabloids hat uns ein Lächeln ins Gesicht geschossen.
Profis, die blau wie der Morgenhimmel zum Training erschienen sind. Mit Luftgewehren auf Praktikanten geschossen haben. Sich gegenseitig die Frauen ausgespannt haben (ach komm, wenn es anderen passiert, darf man schon mal lachen). Und wenn gerade mal wirklich nichts passiert, hat man sich einfach eines der unzähligen Elfmeterschießen der Briten angeschaut. Wie die Gesetze der Physik ausgehebelt werden. Wie man aus elf Metern einen Ball 30 Meter über das Tor setzen kann. Eine Steigerungsrate, wie sie nicht mal der AWD versprochen hat.
So, und nun kommt Sam Allardyce um die Ecke. "Big Sam" von den Engländern genannt. Was mit seiner recht stattlichen Erscheinung zu tun hat. Big Sam also wurde aus irgendwelchen Gründen Nationaltrainer. Was ihn dazu befähigt hat, ist nicht wirklich bekannt. Übermäßiger Erfolg bei seinen vorherigen Stationen war es jedenfalls nicht. Andererseits: Welcher englische Trainer hatte in den vergangenen Jahren großen Erfolg?
Allardyce und die fernöstlichen Geschäftsmänner
Nachdem die Briten bei der EM gegen Island ausgeschieden sind, trat der leutselige Roy Hodgson zurück. Allardyce wurde anschließend zum Nationaltrainer berufen. Erstes Spiel, erster Sieg. Ein souverän in der Nachspielzeit herausgeschossener 1:0-Sieg gegen das slowakische Wunderteam. Da war klar, dass bei Allardyce keine Bedenken aufkamen, als Geschäftsmänner aus Fernost von ihm beraten werden wollten, wie man denn die Transferregelungen in England umgeht. Natürlich will man so etwas von Big Sam wissen, dem erfolgreichsten Nationaltrainer Englands aller Zeiten.
Und einmal in Geberlaune, legte Allardyce gleich noch nach. Machte sich über den Sprachfehler seines Vorgängers lustig (der statt eines "R" immer ein "W" spricht - was vielen anderen Briten nach einem Besuch im Pub allerdings auch passiert), lästerte über Prinz William und den englischen Fußballverband. Außerdem nahm er noch das Angebot über einen Beratervertrag in Höhe von 460.000 Euro an. Kann man alles machen. So unter Geschäftsmännern.
Dumm nur, dass die Geschäftsmänner gar keine waren. Sondern Journalisten des Daily Telegraph und die Gespräche mit Allardyce mitfilmten. Und dem Fußballverband zugänglich machten. Schließlich rangen sich Allardyce und der Verband immerhin noch zu einer gemeinsamen Erklärung durch, in der sich der einstige Nationaltrainer für seine Fehler entschuldigt. Seinen Job ist er aber natürlich trotzdem los.
Interimstrainer der Engländer ist nun Gareth Southgate. Der ist den Deutschen noch durch einen besonders formschön verschossenen Elfmeter in Erinnerung.
Man muss sie einfach lieben, diese Briten.
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