Halbzeit für Alpine: Jetzt kommt Rieschs Woche
Whistler (dpa) - Zur Olympia-Halbzeit bekam Maria Riesch von den Trainern die wohlverdiente Pause. Einen Tag zum Seele baumeln lassen brauchte die 25-Jährige auch "wirklich", "denn es waren anstrengende, nervenaufreibende Tage", wie die Olympiasiegerin gestand.
Dass sie vor dem freien Tag die zweite Top-Platzierung der Winterspiele mit Rang acht im Super-G beim Sieg von Hermann Maiers Großcousine Andrea Fischbacher (Österreich) verpasst hatte, konnte die Skirennfahrerin verschmerzen. "Ich hätte es schön gefunden, nachzulegen, aber nach meiner Goldmedaille kann mich nichts mehr umwerfen oder schocken", sagte die 25-Jährige.
Der ganz große Druck ist weg - das war Riesch schon gleich nach dem anspruchsvollen Super-G anzumerken. Kurz nach ihrem Rennen nahm sie sich im Ziel Zeit für eine kurze Plauderei mit der anderen großen Gold-Alpinen dieser Winterspiele: Für ihre Ski-Freundin Lindsey Vonn. Die Favoritin hatte hinter Fischbacher und Tina Maze (Slowenien) Bronze geholt. "Wir haben uns gegenseitig ein bisserl aufgebaut", verriet die Partenkirchenerin, was für beide nicht schwer gewesen sein dürfte. "Wenn man eine Goldmedaille gewinnt, ist alles andere wurscht."
Auch im gehypten Dauer-Duell ist es angesichts je eines Olympiasieges nach der ersten Winterspiel-Woche wieder entspannter. Nicht nur der olympische Erfolgszwang war während der Whistler-Tage groß, auch im Verhältnis der zwei Glamour-Girls glänzte nicht alles golden. "Eigentlich verstehen wir uns schon gut und es ist dann etwas schwierig gewesen, das zu handlen zwischendurch", räumte Riesch im ZDF ein. Vieles sei aber von außen hoch gepusht worden.
Das erste Olympia-Gold seit Hilde Gerg und Katja Seizinger vor zwölf Jahren überstrahlte nicht nur bei Riesch selbst, sondern auch bei den Verantwortlichen alles. Abgesehen von diesem Coup fielen die Ergebnisse nicht wie erhofft aus. Riesch steuerte noch zwei achte Plätze bei, Stechert neben einem Ausscheider einen 10. und 15. Rang und Viktoria Rebensburgs 28. Platz vom Super-G war mehr eine Riesenslalom-Hangbesichtigung für den Auftakt der Technik- Rennen, in denen die Deutschen mannschaftlich ihre größten Stärken haben. "Bei Olympia zählen halt nur Medaillen und wir haben eine goldene stehen. Das ist etwas ganz Besonderes, darum sind wir insgesamt bisher zufrieden", sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier und will weiter punkten. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir unser Ziel von zwei Medaillen erreichen."
Und nicht nur Riesch, deren Eltern für die restlichen Olympia-Tage angereist sind, hat als Slalom-Weltmeisterin noch gute Aussichten. Auch ihre Schwester Susanne im Torlauf sowie Riesenslalom-Champ Kathrin Hölzl oder Ex-Junioren-Weltmeisterin Viktoria Rebensburg zählen zum (erweiterten) Kreis der Medaillenanwärter. Und bei den Herren wird von Neureuther eine bessere Leistung erwartet, als sie Stephan Keppler bei seiner Olympia-Pleite hinlegte.
Als erste Entscheidung steht der Riesenslalom der Herren auf dem Programm. Dort wird Neureuther nicht vorne mitmischen können, aber er will sich schon einmal für den Slalom eincarven - und dann ein besseres Olympia-Ende als in Turin vor vier Jahren erleben. "Wenn ich daran denke, wie ich vor vier Jahren als junger Bursche mit gesenkten Schultern angekommen bin und hab dann auf den Sack bekommen...", erinnerte sich der WM-Vierte nur ungern.
Den achten Platz im Super-G konnte Riesch gut verschmerzen, schließlich war sie in ihrer derzeit schlechtesten Disziplin im Weltcup-Winter nur einmal in die Top 10 reingefahren. "Sicher, Abfahrt und Super-G waren nicht so toll. Aber nach dem Triumph in der Super-Kombi war alles andere egal. Meine Goldmedaille kann mir keiner mehr nehmen", meinte die Slalom-Weltmeisterin, die im Torlauf noch eine sehr gute Chance hat. Viermal war sie in diesem Winter dort in den Top 3, sogar im Riesenslalom stand sie einmal auf dem "Stockerl".
Dagegen dürfte für Vonn die Medaillenjagd zur Halbzeit vorbei sein, denn die Amerikanerin kam in 8 von 13 Technikrennen nicht zu einer Platzierung. Zu Saisonbeginn war sie einmal Zweite. "Ich glaub, Lindsey hat jetzt nicht mehr die großen Erwartungen", sagte Riesch.
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