Frauen sollen besser vor Gewalt geschützt werden
Bedrohung, Körperverletzung, Vergewaltigung, Mord - Frauen werden in Deutschland oft Opfer von Gewalt. Aber nur wenige nehmen Hilfe in Anspruch.
Angesichts Zehntausender gewalttätiger Übergriffe auf Frauen jedes Jahr wollen Bund, Länder und Kommunen Hilfs- und Schutzangebote ausbauen.
"In Deutschland wird jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet", sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) anlässlich der ersten Sitzung eines Runden Tischs von Bund, Ländern und Kommunen gegen Gewalt an Frauen in Berlin. Ziel der Zusammenarbeit ist der Ausbau und die finanzielle Absicherung der Arbeit von Frauenhäusern und ambulanten Hilfs- und Betreuungseinrichtungen.
Im Jahr 2016 wurden laut Giffey fast 110.000 Frauen in Deutschland Opfer von versuchten oder vollendeten Delikten - darunter Mord, Totschlag, Körperverletzung, Bedrohung, sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung durch ihre Partner oder Ex-Partner. Das seien nur die bei der Polizei angezeigten Taten. "Diesen Frauen müssen wir helfen, der Gewalt zu entkommen", so die Ministerin.
70 Beraterinnen am Hilfetelefon
Das Hilfetelefon mit der Nummer 08000 116 016 wurde vor fünf Jahren gegründet, weil Studien gezeigt hatten, dass sich viele Frauen ein niederschwelliges, vertrauliches Angebot wünschen, das rund um die Uhr erreichbar ist. Mehr als 143.000 telefonische Beratungen haben seither stattgefunden, 70 Beraterinnen sind für das Hilfetelefon tätig.
Etwa jede dritte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben mindestens einmal Opfer von Gewalt - das bestätigte zuletzt im Jahr 2014 eine EU-Untersuchung. Aber nur jede fünfte dieser Frauen nimmt daraufhin Hilfe in Anspruch.
Die Bremer Frauensenatorin Anja Stahmann (Grüne) sagte: "Für viel zu viele Frauen ist die häusliche Umgebung alles andere als ein sicherer Ort." Die Versorgung mit Frauenhäusern sei aber nicht in allen Regionen gesichert und die Finanzierung der Aufenthalte nicht für alle Frauen geklärt, so die Vorsitzende der Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und -minister. "Der Schutz von Frauen vor Gewalt muss also dringend weiter ausgebaut werden."
Bund und Länder müssen an einem Strang ziehen
Für die kommunalen Spitzenverbände sprach sich Bürgermeisterin Sonja Leidemann aus Witten dafür aus, die Zahl der Frauenhäuser und die zur Verfügung stehenden Plätze deutlich zu erhöhen. Für flächendeckende Hilfsangebote müssten Bund, Länder und Kommunen an einem Strang ziehen.
Derzeit bieten bundesweit fast 350 Frauenhäuser und mehr als 100 Schutzwohnungen Schutz vor Gewalt. Insgesamt gibt es dort über 6000 Plätze. Dazu kommen über 600 Beratungs- und Interventionsstellen.
Über 30 Millionen fürs Förderprogramm
Der Bund will mit einem Förderprogramm die Einrichtungen absichern. 2019 sind dafür 5,1 Millionen Euro eingeplant, im Jahr darauf sollen 30 Millionen Euro fließen. Auf den Runden Tisch gegen Gewalt an Frauen haben sich Union und SPD im Koalitionsvertrag verständigt. Bund, Länder und Kommunen wollen sich auf die Weiterentwicklung der Unterstützungsangebote verpflichten.
Eckpunkte für die Bundesförderung sollen laut Ministerium erarbeitet werden. Mögliche bundesweite Regelungen für eine Kostenübernahme für die Unterbringung im Frauenhaus und ein Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung sollen geprüft werden. Die SPD im Bundestag fordert ein bundesweit einheitliches Vorgehen, wie ihre Familienexperte Sönke Rix sagte. (tmn)
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