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Atomwaffen
22.07.2014

Neue Atombomben für Deutschland

Die Tornados der Bundeswehr in Büchel können amerikanische Atomwaffen tragen.
Foto: Stefan Puchner/Symbol (dpa)

Die Pershings in Neu-Ulm verschwanden 1991. Und viele dachten, auch im restlichen Bundesgebiet sei die Zeit nuklearer Waffen vorbei. Doch noch immer lagern Bomben in der Eifel.

Wenn der Pilot die Strahltriebwerke seines Tornados einschaltet, grollt es durch Büchel wie ein Donner. Schon frühmorgens steigen in dem Eifeldörfchen die Kampfflugzeuge der Bundeswehr auf und fliegen ihre Übungsmanöver. Den ohrenbetäubenden Lärm und den Anblick der Jagdbomber sind die 1200 Einwohner gewohnt. „Wer gegen den Fliegerhorst ist, ist hier allein“, sagt der ehemalige Bürgermeister Richard Benz, der nur zwei Kilometer von der Startbahn entfernt wohnt. Der pensionierte Tischler stellt klar: „Viele von uns hätten keine Arbeit, gäbe es die Tornados nicht.“ Das relativiere in einer strukturschwachen Region vieles. Sogar, dass im beschaulichen Büchel bald neue Atombomben einziehen sollen.

Bis 2020 plant die US-Regierung, ihre rund 180 in Europa lagernden Nato-Nuklearwaffen zu modernisieren. Wichtige Hürden hat das Vorhaben jüngst im US-Kongress genommen. Von diesem „Lebensverlängerungsprogramm“ ist auch Deutschland betroffen, genauer gesagt der Fliegerhorst Büchel. In der Vulkaneifel, zwischen Koblenz und Trier, werden aus der Zeit des Kalten Krieges noch immer bis zu 20 in die Jahre gekommene Atombomben der Typen B61-3 und B61-4 aufbewahrt – die letzten hierzulande.

Die Waffen sind für den Abwurf durch ein Flugzeug gebaut und besitzen die 13-fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Mit der Lagerung auf deutschem Boden entspricht die Bundesrepublik der „Nuklearen Teilhabe“, also der Abschreckungstaktik der Nato. Offiziell will die Bundesregierung die Existenz der Bomben nicht bestätigen. Doch im Koalitionsvertrag ist nicht ohne Grund vom angestrebten „Abzug der in Deutschland und Europa stationierten taktischen Atomwaffen“ die Rede.

Die Atombomben in der Eifel sind ein offenes Geheimnis

Die Bomben von Büchel gelten als offenes Geheimnis. Und eigentlich galten sie politisch schon mehrfach als tot. Die Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und Guido Westerwelle (FDP) haben sich in ihren Amtszeiten für einen endgültigen Abzug der Waffen starkgemacht, ebenso Verteidigungsminister Peter Struck und Rheinland-Pfalz’ langjähriger Landesvater Kurt Beck (beide SPD).

Auch der Bundestag hat sich 2010 mit großer Mehrheit für dieses Ziel ausgesprochen. Lange schien es nur eine Frage der Zeit, bis die Bundesregierung von den USA verlangen würde, die Nuklearwaffen aus Deutschland abzuziehen. Dazu ist es bis heute nicht gekommen. Sollten die USA bald wie geplant ihre in die Jahre gekommenen Atombomben gegen die neu entwickelte B61-12 austauschen, werden auf deutschem Boden die modernsten Nuklearwaffen der Welt lagern – ebenfalls für den Abwurf durch einen Bomber. Nach Schätzungen des US-Verteidigungsministeriums kostet das Modernisierungsprogramm bis zu zehn Milliarden Dollar.

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An der Einfahrt zum Fliegerhorst Büchel, kurz vor dem Schlagbaum, wehen die deutsche und die US-amerikanische Flagge einträchtig im Wind. An diesem Ort hat Elke Koller schon oft gestanden und mit Gleichgesinnten gegen die Atombomben in ihrer Nachbarschaft demonstriert. Ihre Mitstreiter kommen aus ganz Deutschland. Es ist auch schon vorgekommen, dass einige Wagemutige den Zaun durchgeknipst haben, um dann zu testen, wie nah sie den Bomben kommen können. „Hier wird internationales Recht gebrochen“, glaubt Koller.

Die 16 Bundesverteidigungsminister in Deutschland seit 1955. Hier der aktuelle: Thomas de Maizière.
17 Bilder
Bundesverteidigungsminister seit 1955
Foto: Tobias Kleinschmidt, dpa

Ein klarer Rechtsverstoß – oder etwa nicht?

Die 71-Jährige hat viele Jahre eine Apotheke im nahen Cochem betrieben und sich bei den Grünen engagiert – bis diese unter Kanzler Schröder dem Bundeswehreinsatz im ehemaligen Jugoslawien zustimmten. Koller ist keine überdrehte Querulantin, wenn sie spricht, dann ruhig und bedacht. Sie will, dass die Atombomben aus Büchel verschwinden. Deutschland habe 1969 den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet, sagt sie. Die Bomben in ihrer Nachbarschaft seien doch ein klarer Verstoß dagegen.

Über die vertraglichen Feinheiten indes lässt sich streiten. Genau genommen hat die Atommacht USA ihre Waffen in Büchel nicht der Bundesrepublik übergeben. Innerhalb des Fliegerhorsts lassen die Amerikaner die Bomben von den 140 Soldaten einer eigenen Munitionssicherungs-Einheit bewachen. Deutsche Soldaten können diesen Bereich nicht einfach betreten. Das Areal mit den entsprechenden Flugzeug-Bunkern ist mit einem zusätzlichen Doppelzaun geschützt, die US-Soldaten tragen Maschinengewehre. Die Verfügungsgewalt über die Atombomben liegt bei Präsident Barack Obama.

Und dennoch sind die Bücheler Bomben auch eine deutsche Angelegenheit. Was, wenn irgendwann der schlimmste Fall eintritt? Sollten die Atombomben zum Einsatz kommen, gäbe es vor Ort keine Flugzeuge der United States Air Force. In Büchel stünden für ihren Abwurf allein Bundeswehr-Tornados mit ihren Zweierbesatzungen aus deutschen Piloten und Waffensystemoffizieren bereit. Aus US-Atombomben könnten im Handumdrehen deutsche werden.

Der Einsatz atomarer Waffen war deutschen Soldaten eigentlich verboten

Wer mit den Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 in Büchel sprechen oder überhaupt den Fliegerhorst von innen sehen will, muss seine Fragen zu den Atombomben jedoch draußen lassen. Es wäre interessant zu erfahren, ob die deutschen Tornado-Crews auf diesen Ernstfall vorbereitet sind. Ob sie ihn trainieren. Ob sie bereit wären, den Befehl zum Abwurf einer Atombombe auszuführen.

In einer noch 2008 gedruckten Taschenkarte für Soldaten – der zentralen Dienstvorschrift 15/2 – heißt es eindeutig, der Einsatz atomarer Waffen sei deutschen Soldaten verboten. Dieser Passus findet sich seit der Überarbeitung der Dienstvorschrift 2013 im umfangreichen Handbuch nicht mehr wieder. Warum, das mag das Bundesverteidigungsministerium nicht kommentieren. Selbst Hellmut Königshaus (FDP), der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags und eigentlich erster Anwalt aller Soldaten, will darüber nicht reden und lässt nur knapp ausrichten, er habe keine Erkenntnisse dazu.

Nachdem sich der Schlagbaum des Fliegerhorsts geöffnet hat, geht die Fahrt vorbei an drei ausgemusterten Jets, die am Wegesrand an vergangene Tage erinnern. Ein Starfighter in schwarz-gelber Sonderlackierung kündet noch vom Kalten Krieg und dem Ziel, ein Flugzeug zu haben, das Atomwaffen bis zum Ural tragen kann. Von Doppelzäunen oder amerikanischen Soldaten ist auf dem Weg zum Stabsgebäude nichts zu sehen.

Die Gesprächspartner in Büchel sagen nichts zu Atomwaffen

Genau das ist das Ziel der Gastgeber. Die Spielregeln sind eindeutig: Dieter Nestler, stellvertretender Kommodore des Geschwaders, darf nur über die Weiterentwicklung des Tornados Auskunft geben. Neben Nestler sind nicht weniger als acht Militärs gekommen, um Fragen zu beantworten. Sie wissen, dass den Gesprächspartner ganz andere Dinge interessieren.

Eine nervöse Anspannung liegt im Raum. Der stellvertretende Kommodore, ein freundlicher Mann mit einer etwas altmodisch großen Brille, gibt sich betont freundlich. „Der Tornado hat einen riesengroßen Schritt nach vorne gemacht“, sagt er. Ein Pilot und ein Waffensystemoffizier, die in der einteiligen Fliegermontur neben ihrem Vorgesetzten sitzen, nicken. Es geht um ihr Leben.

Bis Ende 2015 bekommen die rund 40 in Büchel stationierten Tornados ein Software-Upgrade, das die Sicherheit der Besatzung deutlich erhöht. Außerdem wird eine neue lasergesteuerte GPS-Waffe integriert. „Unsere ersten Tests haben gezeigt, dass das Zusammenspiel phänomenal funktioniert“, schwärmt der Waffensystemoffizier, der namentlich nicht genannt werden will. In Windeseile rattert der Soldat auch die anderen Waffen herunter. Dass der Tornado als einziges Bundeswehrflugzeug unter seinen Tragflächen Halterungen für zwei B61-Nuklearwaffen besitzt, das verschweigt er – anders als etwa ein offizielles Video der Bundeswehr zum Tornado, das im Internet bei Youtube zu finden ist.

Nato-Atombomben lagern auch in Belgien und Italien

Genau diese Fähigkeit könnte Deutschland teuer zu stehen kommen, wenn die USA die neuen B61-12-Nuklearwaffen nach Büchel bringen. Die Halterungen am Tornado müssten an die neuen, digital gesteuerten Bomben angepasst werden. Die Millionen für die Umbauten an den Tornados müssten wahrscheinlich aus dem Bundeshaushalt kommen. „Schon jetzt gibt es Abgeordnete aus dem US-Kongress, die fordern, die europäischen Verbündeten an den gesamten Kosten für die Entwicklung der B61-12 zu beteiligen“, sagt Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit. Nato-Atombomben lagern zum Beispiel auch in Belgien und Italien.

Ob es in Deutschland überhaupt so weit kommt, wird allerdings nicht in Washington entschieden, sondern in Berlin. „So etwas geht nicht am Parlament vorbei“, sagt Agnieszka Brugger, die abrüstungspolitische Sprecherin der Grünen. Es ist schwer, Bundestagsabgeordnete wie Brugger zu finden, die bereit sind, in dieser Frage offen über ihre Haltung zu sprechen. „Viele geben nur vorne herum den Abrüstungsbefürworter“, findet Brugger.

Verschwinden die Atomwaffen, verschwinden 2000 Arbeitsplätze

Wenn es nach Ex-Bürgermeister Richard Benz geht, werden in seinem Büchel bald neue Nuklearwaffen aus den USA landen. Alles andere mag er sich nicht vorstellen. „Sollten die Atombomben verschwinden, wird der Fliegerhorst innerhalb von zwei, drei Jahren geschlossen“, ist sich Benz sicher. Die Region würde auf einen Schlag 2000 Arbeitsplätze verlieren, darunter 800 zivile.

Aus dem Garten hinter ihrem Haus kann Elke Koller die Tornados starten und landen sehen. Ein bewaldetes Tal liegt zwischen ihr und dem Fliegerhorst. „Der Lärm ist gar nicht so schlimm, daran habe ich mich gewöhnt“, sagt Koller. Aber die Vorstellung, dass drüben am Fliegerhorst mal ein Unglück passieren könnte, beunruhige sie. „Dann sind wir hier die Ersten, die sofort verbrennen.“ Unglücke passierten schließlich immer wieder, zuletzt Anfang des Jahres. Da stürzte ein Tornado ab, keine tausend Meter von ihrem Haus entfernt.

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