„Die Katastrophe ist noch lange nicht beendet“
Karl Altstetter aus Wertingen war immer wieder in Gomel, nur 70 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Bei Gisela Ott aus Wittislingen blüht jedes Jahr eine Rose von dort
Für Gisela Ott ist die hunderblättrige Zentifolia, die in ihrem Garten in Wittislingen gerade wieder frisch treibt, eine ganz besondere Rose. Denn vor sieben Jahren brachte sie sie aus Weißrussland mit. „Ein Ableger“, erzählt sie. Die rosafarbene Blume, die jeweils im Juni ihre Schönheit entfaltet, erinnert die 71-Jährige jedes Mal an das grausame Schicksal der Kinder von Tschernobyl. Eine Großmutter hatte ihr beim letzten Besuch in Gomel den Wurzeltrieb in die Hand gedrückt, zur Erinnerung an die gemeinsamen Stunden. Mit dem Verein „Kinder von Tschernobyl“, der Anfang der 90er Jahre von der Lauingerin Hannelore Musselmann Anfang gegründet wurde, besuchte die Fotografin insgesamt drei Mal Dörfer und Städte in der Gegend von Tschernobyl. Über zwei Jahrzehnte lang beherbergten Vereinsmitglieder in den Sommerferien Kinder aus dem weißrussischem Gomel bei sich Zuhause, um ihnen eine unbeschwerte Zeit zu ermöglichen. Abseits der Katastrophe, weit weg von Ängsten, Krankheiten und Tod.
Der 30. Jahrestag des Reaktorunglücks in Tschernobyl war für die 71-Jährige ein Tag der Erinnerung, an dem bei ihr zwiespältige Gefühle hochkamen. „Wir waren damals selbst junge Mütter und tief betroffen“, erinnert sie sich zurück, als wäre alles gestern passiert. Das Unglück habe sie damals bis ins Mark erschüttert. 30 Jahre danach empfindet Gisela Ott die Nutzung der Atomkraft immer noch als beängstigend. So wie Karl Altstetter aus Wertingen, der dem Verein „Kinder von Tschernobyl“ als stellvertretender Vorsitzender angehörte: „Die Katastrophe ist noch lange nicht beendet“, glaubt er. Die Folgen seien immer noch deutlich zu spüren. Die Gesundheit der Menschen, nicht zuletzt die der Kinder, würde weiterhin massiv bedroht. Altstetter hat sich immer wieder selbst ein Bild vor Ort gemacht, Krankenhäuser und Schulen besucht. Drei Viertel der freigesetzten Radioaktivität ging in Gomel nieder, nur 70 Kilometer nördlich des Unglücksreaktors entfernt.
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