Ein Mann wacht über 500 Jahre Lauinger Fasnacht
Rudi Zobel kann beweisen, dass der Fasching schon mindestens seit 1488 gefeiert wird
Die Lauinger Hexen flimmern über den Röhrenfernseher im zweiten Stock des Montessori Kinderhauses. Im kleinen Archiv, in dem sich Prinzenzepter, Hexenmasken, Kostüme und Dokumente aus Jahrhunderten aneinanderreihen, sitzt Rudi Zobel auf einem Stuhl – er hat die Videokassette mit einer Aufzeichnung des SWR von einem Narrensprung eingelegt. „Gleich kommt’s“, sagt er und grinst. Schon mehrere Male hat er sich diesen Ausschnitt angesehen. Wegen eines Kommentars von Werner Metzger – einem der versiertesten auf dem Gebiet der Fasnachtsgeschichte. „Es gibt kaum eine Stadt, die ihre Fasnacht so gut dokumentiert hat, wie Lauingen. Meinen guten Freund Rudi Zobel möchte ich da erwähnen. Er hat alles aufwendig digitalisiert“, sagt Metzger in diesem Ausschnitt.
Tatsächlich beherbergt Zobels Archiv hunderte Jahre Lauinger Fasnachtstradition, die im Kleinformat digital erfasst in seiner Festplatte steckt. Man mag es kaum glauben, aber Lauingen hat ein wesentlich weitreichenderes Archiv, als etwa die Karnevalshochburgen Köln oder Düsseldorf, wie Zobel berichtet. Seit Kurzem verbirgt sich hier in den Räumen ein neues Dokument. Es ist das Älteste im ganzen Archiv. „Ich hatte schon lange den Verdacht, dass die Lauinger Fasnacht älter ist, als wir bisher dachten“, sagt Zobel. Doch widerlegen konnte er das bisher angenommene Geburtsdatum der Lauinger Fasnacht von 1563 nie. „Von Bernhard Erhart wurde ich dann darauf aufmerksam gemacht, dass ein gewisser Felix Fabri über Ulmer Bürger berichtet, worin auch auf die Lauinger Fasnacht eingegangen wird“, berichtet Zobel. Mit Buchstaben, die 1488 von Hand auf Papyrus gezeichnet wurden, liegt das Dokument jetzt in Zobels Archiv. In lateinischer Sprache berichtet es von der Familie Rembold, die von Lauingen nach Ulm gezogen sind. In der Übersetzung des Textes heißt es: „Eines Nachts vor Fastnacht liefen die Söhne von Bürgern und Adligen mit Musikinstrumenten und unter Gesängen durch die Straßen, um jungen Mädchen zu gefallen.“ Es beweist, dass die Lauinger Fasnacht mindestens 75 Jahre älter ist, als bisher gedacht.
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