Gitarrenfestival Wertingen: Zum Auftakt erleben Jugendliche Gitarre und vieles mehr

Vonbirgit Alexandra Hassan

Schülern zeigt die Brasilianerin Badi Assad, was der Körper alles gleichzeitig machen kann. Das Ehepaar Orsan-Kreusch lässt den Tango aufleben. 

„Hoffentlich kommt sie mit E-Gitarre, sonst geh ich.“ Nach knapp einer Stunde sitzt der elfjährige Timo noch immer in der Wertinger Stadthalle. Und das nicht nur, weil die Brasilianerin Badi Assad ihre deutsche Frame Gitarre elektronisch verstärkt hat. Ihn fasziniert, wie sie alles zusammen macht: reden, Gitarre spielen, tanzen, singen und mit dem ganzen Körper Rhythmus. 600 Jugendliche aus vier verschiedenen Schulen erlebten gestern Vormittag zum Auftakt des fünften Wertinger Gitarrenfestivals zwei komplett unterschiedliche Konzerte. Die einen pure Lebenslust mit Badi Assad. Die anderen melancholischen Tiefgang mit Tangoklängen von Doris Orsan und Johannes Tonio Kreusch. Damit spiegelten die beiden Stunden bereits den Charakter des gesamten Festivals wider: musikalische Vielfalt auf allen Ebenen.

„Die Künstler haben was zu sagen.“ Wertingens Kulturreferent Friedrich Brändle vergleicht die „Sprache der Musik“ mit einer Fremdsprache, die anfangs vielleicht gewöhnungsbedürftig erscheint. Und so machten sich die ersten mit Badi Assad auf eine Reise nach Brasilien, ein „sehr großes Land mit vielen Musikrichtungen“, wie die 49-Jährige mithilfe einer Übersetzerin erzählt. Portugiesisch, deutsch und englisch spricht sie mit den Schülern und oftmals ohne Worte. Schon bald reichen Gesten, ein rhythmischer Fußstampfer oder ein Zungenschnalzer. Und alle wissen, wohin die Reise geht. Badi Assad selbst lässt sich ebenfalls mitnehmen. Spontan landet sie gemeinsam mit den Elf- und Zwölfjährigen bei den unterschiedlichsten Tieren. Hühner, Schafe, Hunde, Papageien und kleine Singvögel, Affen und Löwen tönen überraschend wirklich durch den Stadtsaal. Denn die Brasilianerin weiß sehr genau, wie und wo im Körper einzelne Klänge entstehen. Woher sie das weiß? „Durch sehr viel Übung und noch viel mehr Neugierde“, beantwortet sie eine verwunderte Frage. „One-woman-Band“ habe man ihr einst als Spitznamen gegeben. Und sie zeigt den jungen Zuhörern, wie sie den Kontrabass mit auf der Gitarre erklingen lässt, gleichzeitig mit der Zunge schnalzt und singt. „Wir singen hinter der Nasenspitze und machen im Mund den Rhythmus.“ Mit jedem Ton verändert sich der Mundausdruck. So ungläubig ihre Zuhörer sie beobachten, so fasziniert erleben sie im eigenen Körper, dass es echt funktioniert.

Wertingen Birgit Alexandra Hassan Wertingen